Künstlerisch haben sich Gefangene dem Thema Demokratie genähert. Foto: Crispien

Jugendknast – nur hohe Mauern, strenge Regeln, trister Alltag? Nicht unbedingt. Das Gefängnisprojekt „Democracy-Man“ der JVA-Außenstelle Oberndorf gewinnt bundesweiten Kunstpreis.

Jugendknast: Nur hohe Mauern, strenge Regeln, trister Alltag? Nicht unbedingt: Die Außenstelle Oberndorf der JVA Rottweil, eine Einrichtung zur Behandlung von männlichen Jugendstrafgefangenen mit stoffgebundenen Abhängigkeiten, sieht sich als Ort der Chancen für Veränderung und kritischer Auseinandersetzung mit Lebens- und Leidens- sowie Täter- und Opfergeschichten.

In diesem Sinne organisierte die Außenstelle im Herbst unter Anleitung der ehrenamtlichen Kunsttherapeutin, der Psychologin und der Sozialarbeiterin ein Kunstprojekt, bei dem sich die Jugendlichen aktiv mit den Werten der Demokratie sowie den sie bedrohenden Gefahren auseinandersetzten.

Demokratie, Gesellschaft und Werte

Ziel des Projektes war es, die Jugendlichen an die Themen Demokratie, Gesellschaft und Werte heranzuführen. Den Auftakt machte Axel Reitz, ein deutschlandweit bekannter Anti-Gewalt-Trainer und Neonazi-Aussteiger, der eindrücklich von seinem Werdegang, dem Wandel seiner Haltung zum Thema Demokratie sowie von Gefahren unterschiedlichster extremistischer Strömungen erzählte.

Im Anschluss brachten die Gefangenen ihre Vorstellungen von schützenswerten demokratischen Werten sowie aktuellen potenziellen Gefahren künstlerisch zum Ausdruck. Im Zentrum stand dabei der „Democracy-Man“ – ein Superheld, der die Demokratie vor hereinbrechenden Gefahren schützt. Das Kunstobjekt verdeutlicht die Errungenschaften der Demokratie sowie die Gefahren für diese aus der Sicht der jugendlichen Strafgefangenen. So wird dem Betrachter bewusst: die Demokratie ist kein Selbstläufer, sie muss stetig beschützt werden.

„Democracy-Man – Knastkunst“

Unter dem Titel „Democracy-Man – Knastkunst“ wurde das Projekt beim Bundeswettbewerb „Demokratisch Handeln“ nun als herausragendes Demokratieprojekt ausgezeichnet.

Der vom Bundesministerium für Bildung und Forschung geförderte und von der Kultusministerkonferenz empfohlene Wettbewerb zeichnet seit 34 Jahren Projekte von jungen Menschen in ganz Deutschland aus, die sich für ein demokratisches Miteinander einsetzen. In diesem Jahr nahm eine Rekordzahl von 420 Demokratie-Projekten mit mehr als 15 300 Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen am Wettbewerb teil.

Die JVA-Außenstelle Oberndorf darf sich nun für ihr Projekt über den Titel sowie einen Kunstpreis in Höhe von 300 Euro freuen. Und: Die Jugendlichen profitieren direkt, da der Gewinn für Materialien zur Aufrechterhaltung der ehrenamtlichen Kunsttherapie eingesetzt wird.