Weder Pfarrer noch Bürgermeister scheuen die körperliche Auseinandersetzung. Foto: Manfred Köncke

Ein katholischer Pfarrer mit heißem Blut und lockerer Faust, ein nicht minder schlagkräftiger Bürgermeister, ein selbstsüchtiger Großgrundbesitzer, und ein junges Liebespaar aus zwei verfeindeten Familien – Stoff genug für einen Theaterabend in Simmersfeld voller Aktionen und Emotionen.

Die Kulturwerkstatt Simmersfeld hat den Klassiker „Don Camillo und Peppone“ auf Schwäbisch inszeniert und mit lokalen Elementen angereichert. Die Premierenbesucher amüsierten sich königlich und verabschiedeten die Akteure auf der Freilichtbühne des Festspielhauses mit donnernden Applaus.

Die Geschichte des kämpferischen Priesters und seines Erzfeindes spielt in einem kleinen Dorf der norditalienischen Poebene. Don Camillo verteidigt vehement die Überzeugungen und Traditionen seines Glaubens, für Peppone ist die Kirche eine finstere Macht, die den Fortschritt aufhält. Ein Streit ist vorprogrammiert und wird auf unterschiedliche Weise ausgetragen: wortgewandt und listenreich vom Pfarrer, sturköpfig und unnachgiebig vom Bürgermeister. Hinter Camillo stehen die Gutsbesitzer und konservative Kirchgänger, hinter Peppone arme Lohnarbeiter und die „Fortschrittlichen“.

Liebespaar zwischen den Fronten

Solange es nur um Worte, Ideen und Ansprüche geht , bleibt es bei verbalen Attacken. Bis Pasotti die geforderte Lohnerhöhung ablehnt. Es kommt zum Streik. Aufgebrachte Männer und Frauen ziehen mit geballten Fäusten, roten Fahnen, Kampfliedern und Schrifttafeln über die Bühne. Der Pfarrer gebietet Einhalt und hält beschwörend ein Kreuz in die Höhe. Mittendrin ein junges Liebespaar, Gina, die Tochter des reichen Filotti, und Mariolino, der Sohn des armen Brusco.

Bevor die Handlung dramatische Züge annimmt, haben die Besucher der Aufführung bereits etwas erlebt. Im Festspielhaus werden sie in die 50er-Jahre zurückversetzt. Am Anfang wird italienisch gesprochen und plötzlich schwäbisch. Beim anschließenden Gang auf die Außenbühne schreitet man je nach Gesinnung und zur allgemeinen Belustigung entweder durch einen roten oder einen schwarzen Vorhang und aus dem Lautsprecher ertönt mit ohrenbetäubendem Lärm die Internationale: „Völker, hört die Signale“.

Darsteller in Hochform

Alle 20 Darsteller präsentierten sich bei der Premiere in Hochform, besonders Karl Kielwein aus Simmersfeld als Don Camillo in seiner ersten, tragenden Rolle. Die seelische Verfassung spiegelt sich in seinem Gesichtsausdruck wider und im Tempo, mit dem er mit flatterndem Talar unterwegs ist. Gerhard Mörk aus Gechingen verkörpert auf Augenhöhe einen bockigen Peppone, Wolfgang Hellmich agiert als gnadenloser Protz. Brigitte Hettel überzeugt als temperamentvolle Ehefrau, Christel Blaich-Lenk tritt als resolute Bürgermeistergattin in Erscheinung, Michaela Katz ist eine politisch aktive Segretaria, Margret Levan und Ute Römer-Issel friedfertige Nonnen, Birla Erhard eine arme Bäuerin, Barbara Trinkle-Schweizer die unterbezahlte Landarbeiterin und Herbert Kalmbach ein leicht trotteliger Bauer, um nur einige zu nennen.

Als Liebespaar besonders herausgefordert sind in einer Doppelbesetzung ( Rebecca Schmidt/Pia Göser) die reiche Gina und der arme Mariolino (Florian Seeger/Adrian Lenk), die sich am klassischen Romeo-und-Julia-Text von Shakespeare zu halten haben und ihren Part mit Bravour bewältigten. Nicht zu vergessen die mit einem Oldtimer vorfahrenden, Spätzle kochenden und die Ereignisse auf der Bühne kommentierenden Touristinnen Doris Hammann und Marlene Mörk sowie Klaus Bayer als Professor und Stimme Gottes.

Perfekt vorbereitet

Regisseurin Pina Bucci und Dramaturg Roland Schweizer hatten die Laienschauspieler –manche standen zum ersten Mal auf den Brettern – perfekt vorbereitet. Wie bei einem Lustspiel nicht anders zu erwarten, geht das Liebespaar nicht in die Nagold, bekommt ein Kind, die Streithähne versöhnen sich, und die Taufe des Kleinen wird zünftig gefeiert.

Das Ensemble der Kulturwerkstatt hat eine beschwingte, turbulente und stimmige Inszenierung abgeliefert. Weitere Aufführungen finden vom Mittwoch bis Sonntag dieser Woche sowie vom 2. bis 5. August, jeweils ab 20.30 Uhr Uhr statt. Karten gibt’s im Vorverkauf beim Medienshop Altensteig, in Rathauscafé Nagold, bei der Stadtinformation Calw, bei der Gemeindeverwaltung Simmersfeld sowie online auf der Homepage www.kulturwerkstatt-simmersfeld.de und an der Abendkasse.