Jeder kann zu verschiedenen Rhythmen tanzen. Foto: Halle 16

Ein mythisches Datum am eigenen Körper erspüren und sich davon leiten lassen konnten die Teilnehmer des Tanzworkshops in der Halle 16. Danach gab es ein gemütliches Beisammensein an der Feuerschale.

Die Nacht vom 30. April auf den 1. Mai ist voll von Symbolik und Historie.

Der Tanzworkshop, welcher zu diesem Thema am mystischen Datum in Halle 16 stattfand, begann mit einem Impulsvortrag.

Feier für die Sonne

Der Ursprung von Feiern und Bräuche rund um den 1. Mai und dessen Vorabend vermutet man im keltischen Fest Beltane, was so viel heißt wie „helles Feuer“. Es wurden große Freudenfeuer angezündet, um die nach langen Wintermonaten zurückkehrenden Kräfte der Sonne und die Fruchtbarkeit für Mensch, Tier und Natur zu ehren.

Hebammen werden verurteilt

Tanz, Gesang, Feuer und Räuchern standen im Mittelpunkt der Bräuche und Riten.

Im Laufe des Mittelalters wurde das Fest christianisiert und der Heiligen Walburga zugeschrieben. Durch den Mythos, dass Hexen auf dem Besen reitend sich mit dem Teufel einlassen, wurde es vielen unschuldigen Frauen, welche die Gabe des Heilens und das Wissen der Hebammen hatten zum Verhängnis, wenn sie tanzend ums Feuer erwischt und als „Hexen“ denunziert und verurteilt wurden.

Kampf für 8-Stunden-Tag

Im späten 19. Jahrhundert erlangte das Datum die Symbolik des Widerstandes gegen die Ausbeutung der menschlichen Arbeitskraft: Ausgehend von der nordamerikanischen Arbeiterbewegung, die am 1. Mai 1886 den 8-Stunden-Arbeitstag erkämpfte, wurde dieser Tag zunehmendes weltweit als Tag der Arbeit gefeiert.

All diese Aspekte packte die Tanztherapeutin Katja Plocher in das Abendprogramm in Halle16, ganz nach den Prinzipien der Methode von DanseVita®. 22 Tänzer wurden für fünf Stunden zu einer Tanzfamilie.

Frühling und Natur

Mit gegenseitigem Respekt und Wohlwollen wurde getanzt zu ganz verschiedenen Rhythmen und Musikstilen – ohne Choreographie sondern nach eigenem Empfinden und mit individueller Bewegungsintensität. Ganz frei und offen für jede Art von Ausdrucks- und Entdeckungspotenzial.

Der thematisch rote Tanzfaden führte die Teilnehmer über das Willkommen heißen des Frühlings hin zum das Erspüren der Kraft des Frühlingsregens und der stärkenden Sonne sowie der eigenen innewohnenden Kraft bis hin zum Feiern der Fruchtbarkeit der Natur.

Feuerschale und Wacholderbüschel

Ebenso wurde am eigenen Körper erspürt, wie es sich anfühlt, bewusst für seine Bedürfnisse und Rechte einzustehen, für Frieden zu singen, zu tanzen oder in liebevollen Widerstand zu gehen. So wie von Yael Deckelbaum in „Prayer of the Mothers“ über die Mütter Israels und Palästinas besungen und von den Tänzer in Halle 16 dazu getanzt wurde.

Der Abend endete mit einem Ritual am Feuer – in der Feuerschale vor der Halle16. Begleitet von Musik, Maibowle und Leckereien sorgten getrocknete Wacholderbüschel, wohlbemerkt aus dem eigenen Garten der Tanztherapeutin, für beachtliche Stichflammen und bizarre Feuergebilde, zu denen die Teilnehmer Frühlingswunsch aussprechen oder einfach nur das Feuerspektakel genießen konnte.