„Otto-Konstantin“ heißt der Forscher im Musiktheaterstück „Dort war noch niemand“ beim Theaterprojekt Labyrinth. Foto: Stadler

Die Werkstattmatinee zum neu entstehenden Musiktheaterstück "Dort war noch niemand" lieferte im Festspielhaus Einblicke in die Projektarbeit rund um künstlerischen Unterricht mit jungen Geflüchteten in den Bereichen Schauspiel, Sprechkunst, Tanz, Figurentheater und Musik.

Simmersfeld - Zum wiederholten Mal gastierte das Stuttgarter "Labyrinth"-Theater am Ende einer Probenausfahrt mit 17 Teilnehmern aus unterschiedlichen Nationen im Festspielhaus Simmersfeld. Die Kulturwerkstatt Simmersfeld nahm den Abschluss des Probenwochenendes offiziell in ihr Programm auf und ermöglichte einen öffentlichen Blick hinter die Kulissen.

17 junge Geflüchtete aus unterschiedlichen Herkunftsländern, wie Afghanistan, Iran, Syrien, Ukraine, aber auch aus Griechenland, der Slowakei und weiteren verbrachten zusammen mit dem Theater ein Probenwochenende in Simmersfeld. Untergebracht war die Gruppe mit ihrem fünfköpfigen Betreuungsteam im Köllbachhaus.

Geprobt wurde auf der Bühne des Festspielhauses. Die für künstlerische Projekte verantwortliche Geschäftsführerin und Mitbegründerin des Theaters, Musikpädagogin Patrizia Birkenberg, stellte dem Publikum an den Bistrotischen die Arbeit ihres Teams vor.

Am Projekt wirken Johannes Reischmann, verantwortlich für Percussion, sowie Esther Falk, Figurenbau, und der aus der Ukraine stammende Tanzlehrer Mark Gapel mit. Lena Bäuerle verantwortet den musikalischen Bereich im Team.

Seit Ende November entwickelt die Gruppe ein gemeinsames Musiktheaterstück. Dabei wird den Geflüchteten künstlerischer Unterricht und Raum zum Experimentieren geboten. Gleichzeitig wird die deutsche Sprache in Kombination mit interkulturellem Austausch vermittelt.

Vor zehn Jahren als Studienprojekt entwickelt

Aus dem vor zehn Jahren an der Musikhochschule Stuttgart begonnenen Studienprojekt entwickelte sich ein Theaterprojekt, das jedes Jahr eine neue und eigene Produktion auf die Beine stellt. Das Theaterbuch schreiben die Teilnehmenden gemeinsam. Gleiches trifft auf die Entwicklung der Kostüme zu.

Die Premiere des aktuell erarbeiteten Stücks "Dort war noch niemand" wird am Samstag, 18. März, ab 19 Uhr auf der großen Bühne des Theaters "Junges Ensemble Stuttgart" als Gastspiel neben zwei weiteren Aufführungen am 19. und 20. März zu sehen sein.

Bei dem noch nicht vollständig entwickelten Bühnenstück begibt sich ein internationales Forscherteam auf Expedition zum Mittelpunkt der Erde. Die Forscher wollen herausfinden, woraus ihr Kern besteht. Was wird für dieses Abenteuer gebraucht? Welche Ausrüstung ist erforderlich, wie gut muss das Team besetzt sein für den Tauchgang in die Tiefen des Meeres?

Verwunschene Welten

Das Wagnis, bis an die tiefsten Stellen des Ozeans vorzudringen, bietet auch die Entdeckung von verwunschenen Welten. Musik, Tanz, Schauspiel und Figurentheater spiegeln auf der Bühne Geschichten über Neugierde, Forscherdrang und fremde Welten. Die jungen Menschen aus 13 Nationen wissen, wie es ist, ins Unbekannte loszuziehen, sind darin Spezialisten und erzählen davon.

Einzelne Sequenzen der transparenten Arbeit des Labyrinth Theaters zeigten auf der Bühne des Simmersfelder Feldspielhauses den aktuellen Stand der hierzu entwickelten Figuren, die sehr viel Kreativität verdeutlichen.

Im Vorfeld standen Überlegungen, welche Figuren für die Tiefseeforschung gebraucht werden und welche Objekte auf das Abenteuer mitgenommen werden. Zusätzlich erhalten die einzelnen Figuren einen Namen und Charaktereigenschaften.

Forscher heißt jetzt Otto-Konstantin

Im Festspielhaus wurde für eine als vorsichtig, ängstlich, aber auch sympathisch und majestätisch sowie tollpatschig wirkende Figur ein passender Name gesucht. Der gänzlich anonym wirkende Forscher, der mit flexiblen Rohren in unterschiedlichen Größen, gehalten von Tennisschlägern bestückt war und Maske sowie Brille trug, erhielt vom Publikum den Namen "Otto-Konstantin" und wird als solcher die abenteuerliche Reise zum Erdmittelpunkt antreten.

Weitere unfertige Szenen, auch ein Tanz mit Taucherflossen, wurden während der Werkstattmatinee gezeigt, bevor die Gruppe am Ende ihres Probenwochenendes die Rückfahrt nach Stuttgart antrat. Das Publikum zeigte sich beeindruckt und zollte den Mitwirkenden, die alle unterschiedliche Sprachen sprechen, größten Respekt und applaudierte kräftig am Ende der Darbietungen.