Das in Calw stationierte Kommando Spezialkräfte ist stets auf den Ernstfall vorbereitet. Foto: Klormann

Um Deutsche zu evakuieren, soll die Bundeswehr angeblich Mitglieder der Spezialeinheit nach Zypern entsandt haben. Einer der Kernaufträge des KSK ist es, deutsche Geiseln im Ausland zu befreien. Dass diese Fähigkeiten zum Einsatz kommen, scheint aber mehr als fraglich.

Eine Explosion an einem Krankenhaus im Gazastreifen mit vielen Toten am Dienstagabend sorgt für Entsetzen, die Kriegsparteien im Nahen Osten geben sich gegenseitig die Schuld. Befürchtungen, dass der Iran und die Hisbollah in den Krieg eintreten könnten, drohen immer realer zu werden. Täglich eskaliert der Krieg, der mit einem Angriff der Hamas auf Israel begonnen hat, mehr.

Wie der Spiegel vor wenigen Tagen berichtete, habe die Bundesregierung bereits vergangene Woche kleine Teams von Spezialisten in die Region geschickt, unter anderem nach Israel, Zypern, Jordanien und in den Libanon – für mögliche Rettungsmissionen. Diese Trupps – Diplomaten und Soldaten – sollen demnach die Botschaften verstärken, die Kommunikation mit Deutschland sicherstellen und zuverlässige Kontakte zu den Behörden vor Ort aufbauen, bevor es zur Krisensituation kommt.

Operation im Gazastreifen gilt als ausgeschlossen

Nach Informationen aus Sicherheitskreisen sind laut Spiegel auch Soldaten des in Calw stationierten Kommandos Spezialkräfte (KSK) in den Nahen Osten aufgebrochen, um Fälle deutscher Staatsbürger mitzuverfolgen.

Dass die Soldaten im Gazastreifen operieren, gelte aber als ausgeschlossen. Deren Aufgabe sei es eher, dafür zu sorgen, dass der Krisenstab schnell wichtige Informationen erhalte. „Schlüsselinformationen für die strategische und operative Führungsebene gewinnen“ ist einer der fünf Kernaufträge der Spezialeinheit. Ein anderer ist es, deutsche Geiseln im Ausland zu befreien.

Eher Lösegeld statt Befreiung?

Ein Auftrag, der überhaupt erst zur Gründung des KSK im Jahr 1996 führte, nachdem 1994 elf Deutsche während des Völkermords in Ruanda in der Hauptstadt Kigali eingeschlossen worden waren – und belgische Soldaten eingreifen mussten, um die Betroffenen zu befreien.

Wie oft das KSK diese Aufgabe seit seiner Gründung tatsächlich übernommen hat, ist unbekannt. Dazu äußert sich auch ein Sprecher des Einsatzführungskommandos der Bundeswehr auf Nachfrage nicht.

Noch nie gerufen?

2017 berichtete die Tageszeitung Welt, das KSK habe zwar bereits Kriegsverbrecher auf dem Balkan verhaftet und in Afghanistan gekämpft; um im Ausland verschleppte Deutsche zu retten, seien die Elitesoldaten aber noch nie gerufen worden. Die Bundesregierung, so heißt es immer wieder in Medienberichten, zahle in solchen Fällen eher Lösegeld an die Entführer.

Keine Belege für Information

Auch die Hamas im Nahen Osten hat Geiseln genommen. 16 von ihnen, so berichtet die Süddeutsche Zeitung, sind Deutsche.

Die Nachricht, dass die Bundeswehr nun Spezialkräfte nach Zypern entsandt haben soll, um eine „militärische Evakuierung“ – also falls nötig unter Einsatz von Waffengewalt – aus Israel vorzubereiten, sorgt entsprechend für Aufsehen. Denn bei diesen Spezialkräften soll es sich angeblich um Mitglieder des KSK handeln. Das berichtet zumindest das Redaktionsnetzwerk Deutschland mit Verweis auf Bundestagskreise. Recherchen unserer Redaktion konnten diese Information jedoch nicht verifizieren.

Offizielle Angaben zu erhalten, ist indes schwierig. So heißt es beispielsweise vom Einsatzführungskommando der Bundeswehr lediglich, „dass wir uns aus Gründen der operativen Sicherheit grundsätzlich nicht zu Einsätzen von Spezialkräften äußern“.