Aufgrund ihrer Ernährung sind ausschließlich Wildschweine von der radioaktiven Belastung betroffen. Foto: Ebener

Schwarzwild wird regelmäßig auf Strahlenbelastunguntersucht. Zwei Prozent überschreiten Grenzwerte.

Kreis Rottweil - 30 Jahre sind seit dem Super-GAU von Tschernobyl vergangen. Die Folgen sind jedoch noch heute messbar – auch hier im Kreis Rottweil.

Das radioaktive Isotop Cäsium 137 findet sich nachweislich vor allem im Waldboden weiterhin. So fallen die Folgen der inzwischen 30 Jahre zurückliegenden Nuklearkatstrophe von Tschernobyl im Süden Deutschlands besonders beim Schwarzwild ins Gewicht. Starker Regen sorgte damals dafür, dass sich die Radionuklide über dem Süden Deutschlands auswuschen. Hauptsächlich betroffen sind die Hochebenen Bayerns, doch auch in den Höhenlagen des Schwarzwalds ist das Fleisch von Wildschweinen immer wieder kontaminiert, also erhöht mit radioaktivem Cäsium 137 belastet.

Vor allem Schiltach und Schenkenzell betroffen

Und auch in einzelnen Gebieten des Kreises Rottweil wird deswegen seit einigen Jahren das sogenannte Monitoring eingesetzt, also die großflächige, systematische Messung, Beobachtung und Überwachung in und von betroffenen Bereichen. Jörg Hauser, Leiter des Veterinäramts Rottweil, gibt auf Anfrage dazu Auskunft: "Die Kontrollmaßnahmen dienen dazu, die Unbedenklichkeit des Schwarzwilds der Region aufzuzeigen."

In wegen ihrer Hochlage vom saueren Regen damals besonders betroffenen Gebieten würden die Tiere jedoch nicht als unbedenklich gelten – zutreffend sei das für die Gemeinden Schiltach und Schenkenzell. Dort werde jedes einzelne der erlegten Wildschweine von einem städtischen Mitarbeiter untersucht. Das Ergebnis: Noch zwei Prozent der Tiere überschreiten den gesetzlichen Grenzwert von 600 Becquerel pro Kilogramm. Hauser dazu: "Der Grenzwert ist ja bewusst sehr niedrig angesetzt und wenn er überschritten wird, dann nur geringfügig." Im Normalfall würden die über dem Grenzwert liegenden Messwerte 1000 Becquerel nicht überschreiten.

In den übrigen Gemeinden des Kreises werde ein bis zwei Mal im Jahr stichprobenartig ein Tier untersucht, die Ergebnisse seien schwankend und würden sich von Ort zu Ort unterscheiden. "Da liegen wir dann mit 30 bis 40 Becquerel eigentlich immer weit unter der Grenze", informiert Otmar Riedmüller, Kreisjägermeister.

Vierbeiner nehmen Cäsium über Pilze auf

Und, so Jörg Hauser, je näher man dem Neckar komme, desto niedriger sei die Belastung. Direkt am Fluss liege sie beinahe bei Null. Betroffen von der radioaktiven Belastung ist übrigens ausschließlich Schwarzwild. Grund dafür ist dessen Ernährung: Bevorzugte Nahrung sind häufig Pilzgattungen, die ihre Fruchtkörper unter der Erde bilden. Pilze wie der Hirschtrüffel, eine Leibspeise der Wildschweine, reichern sich so stärker mit dem immer noch Boden befindlichen Cäsium 137 an als andere Pflanzen.

Riedmüller hat beobachtet, dass die Belastung im Kreis in letzter Zeit immer weiter abgenommen habe. Eine mögliche, wenn auch wissenschaftlich nicht belegte Begründung dafür könne sein, dass 2014 besonders trocken und deswegen auch kein großes Pilzjahr gewesen ist, "aber mal sehen, wie es nächste Saison aussieht".

Auf der Homepage des Bundesamts für Strahlenschutz ist zu lesen: "Radiocäsium wandert nur langsam in tiefere Schichten des Waldbodens. Aufgrund der Tiefenverlagerung und des radioaktiven Zerfalls werden die Aktivitätswerte in Pilzen und Wildbret in den nächsten Jahren allmählich zurückgehen."

Kontrolle zum Schutz der Verbraucher

500 bis 1000 Wildschweine werden im Landkreis jährlich erlegt, je nach Saison mal mehr, mal weniger. Letzten Winter waren es rund 700. Die Tiere, deren Fleisch bei der Untersuchung über dem Grenzwert liegt, kommen nach Horb, zu einer Sammelstelle des Zweckverbandes Tierkörperbeseitigung Warthausen. "Für uns ist wichtig, dass in den Problemgebieten 100 Prozent kontrolliert wird, damit auch der Verbraucher zu 100 Prozent geschützt ist", sagt Riedmüller. Dass ihre Kunden anständiges Wildbret bekommen, habe für die Jäger oberste Priorität.