"Alle Katzenviecher werden vernichtet" droht ein anonymer Schreiber an. Foto: Pixabay/Tierschutzverein / Montage: Kleinau

Anonymer Schreiber will Katzen töten. Verein klärt über Arbeit auf.

Kreis Rottweil - Für die Tierschützer im Kreis stellt die Eindämmung großer Katzenpopulationen eine Mammutaufgabe dar. Allein vom Tierschutzverein Rottweil wurden in diesem Jahr mehr als 250 Katzen kastriert. Jetzt sind die Helfer in Sorge: Sie werden bedroht – und mehrere Katzen sind plötzlich verschwunden.

Zuletzt hatte ein Fall von "Animal Hoarding" im Frühjahr für Aufsehen gesorgt, bei dem mehr als 160 verwahrloste Tiere in Rottweil und Zimmern aus zwei Häusern befreit worden waren. Dieser Fall zeigt, was passiert, wenn sich Katzen unkontrolliert vermehren. Und genau das wollen die Tierschützer vermeiden, betont Günther Hermus, Vorsitzender des Tierschutzvereins Rottweil. Doch dass sich Helfer deshalb intensiv um herrenlose Katzen kümmern, gefällt nicht jedem.

Jetzt ist Hermus regelrecht schockiert: In anonymen Briefen werden sowohl der Tierschutzverein als auch eine Helferin in Wellendingen aggressiv angegangen und es wird mit der Tötung von Katzen gedroht. "Katzentussi, alle Katzenviecher werden vernichtet!", steht auf einem Zettel, den Helferin Petra Merz plötzlich an ihrer Windschutzscheibe fand. In Wellendingen kümmert sie sich seit Jahren um verwilderte Katzen. Anfeindungen sind für sie keine Seltenheit. "Die Leute denken, ich füttere die Katzen einfach nur", weiß sie. Vielmehr sorge sie aber dafür, dass die Katzen kastriert werden. "Ich mache diese Arbeit, damit sich die Tiere eben nicht weiter vermehren." Von einem Mann sei sie schon persönlich verbal übel attackiert worden. Sie vermutet, dass er hinter dem Schreiben steckt.

In einem weiteren anonymen Brief mit ähnlicher Schrift an das Tierheim Rottweil steht: "Es ist eine Schande, 150 TSD € für Viecher auszugeben!" Und weiter "Kampf d. Katzen und d. Tierschutz!" Der Unterzeichner namens "Fabrikant" behauptet, dass nicht nur er, sondern viele Wellendinger "die Viecher tot sehen" wollen. Für Günther Hermus geht das entschieden zu weit. Und dass der Schreiber behauptet, dass er quasi im Namen aller "Wellendinger Arbeitgeber" schreibt, sei hanebüchen. "Ich weiß, dass es auch in Wellendingen viele Tierfreunde gibt." Eigentlich wollte Hermus dem Ganzen deshalb keine weitere Bedeutung beimessen. Doch nun scheinen Katzen, die sich immer im selben Bereich aufgehalten haben, nach der Beobachtung von Petra Merz plötzlich zu verschwinden – und zwar genau dort, wo die Tierschützer den Schreiber der anonymen Zeilen vermuten. "Das hatte derjenige schon angedroht", so Hermus, der fürchtet, dass tatsächlich Tiere zu Tode kommen.

Viele Katzen – viel Leid

Er wendet sich deshalb an den Schwarzwälder Boten mit der Bitte, nochmals über die Arbeit der Tierschützer aufzuklären. "Wir wollen eben nicht, dass die Katzen überall herumstreunen und sich vermehren", betont er. Wenn Tiere gefüttert werden, so habe dies zum Ziel, die scheuen Tiere irgendwann einzufangen, um sie kastrieren zu lassen. Nur so könne erreicht werden, dass die Katzenpopulation zurückgeht. Denn wo viele Katzen sind, sei oft auch viel Leid. Im November habe man allein auf einem Hof bei Bösingen mehr als 20 Katzen kastriert. Man sei dankbar, dass der Hofbesitzer kooperiert habe. In einem anderen Fall seien es auf einen Schlag 39 Katzen gewesen.

Natürlich würden die kastrierten Tiere dann zu dem Ort zurückgebracht, wo sie herstammen, schließlich gebe es keinen Grund, eine gesunde Katze zu töten, sagt Hermus. Der Tierschutzverein Rottweil hat in diesem Jahr bereits rund 10.000 Euro für diese tierärztlichen Eingriffe ausgegeben und setzt sich für eine Kastrationspflicht und die Kennzeichnungspflicht von Hauskatzen ein.

Um das Problem der Katzenpopulation weiter in den Griff zu bekommen, sind Helfer dringend gesucht. Auch Hinweise von Bürgern, wo sich herrenlose Katzen aufhalten, seien wichtig, so Hermus. Er hofft auf Unterstützung – und auf mehr Verständnis für die Arbeit der Tierschützer.