Von der ehemaligen B  14 bei Oberndorf ist die blaue Folie gut zu sehen. Foto: Danner

Ungewohntes Bild auf Bahnstrecke zwischen Sulz und Rottweil. Bahn äußert sich nicht zu Anfragen.

Kreis Rottweil - Entlang der Bahnstrecke zwischen Sulz und Rottweil bietet sich ein ungewohntes Bild. Auf langen Abschnitten neben dem Gleis ist eine blaue Folie ausgelegt. Anderswo werden damit Tiere vergrämt. Was hat die Deutsche Bahn also vor?

Auf einer Länge von insgesamt mehreren Kilometern ist in den vergangenen Tagen entlang der Bahnstrecke der Gäubahn zwischen Sulz und Rottweil eine blaue, circa zwei Meter breite Folie ausgelegt und mit Baumstümpfen, Ästen, Steinen und Erdreich beschwert worden. Was es damit auf sich hat, konnte die Bahn trotz mehrmaliger Anfragen in den vergangenen Tagen nicht sagen. Die Pressestelle war offensichtlich mit anderen Themen zu sehr beschäftigt.

Dabei könnte die Antwort einfach ausfallen: Andernorts werden mit dieser Methode im Vorfeld von Baumaßnahmen an Straßen Tiere, auch Eidechsen, vergrämt. Der Trick: Unter der Plastikfolie halten es die streng geschützten Reptilien nicht aus und sie suchen sich ein anderes Plätzchen, eines, das vorbereitet wurde in Form von Steinhaufen. Nach mehreren Wochen wird die Folie weggeräumt, die Kriechtiere erhalten einen Schutzzaun. Damit kann der Bauherr viel Geld sparen und Ärger vermeiden.

Siehe die Baustelle an der ICE-Trasse von Wendlingen nach Ulm. Rund 250 Zauneidechsen müssen dort umgesiedelt werden. Eine Umsiedlung ist sehr teuer, sie kostet pro Eidechse zwischen 2000 und 4000 Euro, und sie ist extrem kompliziert und langwierig: Fachkräfte fangen die Kriechtiere einzeln ein und bringen sie zu ihrem neuen Zuhause. Das alles muss geplant, durch Gutachten gestützt, überwacht und genehmigt werden. Die Bahn als Bauherrin der ICE-Trasse rechnet daher mit Kosten von mehreren Millionen Euro und befürchtet eine Bauverzögerung von bis zu eineinhalb Jahren. Naturschützer werfen der Bahn vor, den Artenschutz zu lange Zeit vernachlässigt zu haben. Hätte man sich früher Gedanken gemacht, hätte es günstigere und schnellere Lösungen gegeben.

Nun, wie es aussieht, kommt die Bahn im Fall der Gäubahn rechtzeitig auf pragmatische Ideen und löst das Thema Artenschutz recht günstig mit dem Auslegen einer Plastikplane. Man sollte diese Aktivitäten indes nicht als Zeichen eines zügigen zweigleisigen Ausbaus der Strecke zwischen Singen und Stuttgart im Kreis Rottweil auslegen. Das kann noch Jahre dauern und war auch nicht Sinn und Zweck der Übung. Wie zu erfahren war, sollen Kabelarbeiten vorbereitet werden, die Plane soll dort lebende Tiere verscheuchen.