Ein kleiner Stich, und alles ist vorbei. Experten sprechen sich für eine grundsätzliche Impfpflicht bei Masern aus. Foto: Hildenbrand

Region bisher verschont von Masernwelle. Dennoch sind sich Experten einig: Bürger sollten sich impfen lassen.

Kreis Rottweil - Die Region ist bislang von der Masernwelle verschont geblieben. Nichtsdestotrotz beschäftigen sich Experten aus dem Kreis Rottweil ausgiebig mit dem Thema und raten den Bürgern dringend, sich impfen zu lassen.

Es fühlt sich zunächst wie eine Grippe an, nach wenigen Tagen aber zeigt sich ein Hautausschlag, zuerst im Gesicht, dann am restlichen Körper. Die Masern sind wieder da – allerdings ist das Kreisgebiet bis jetzt verschont geblieben.

Kann eine Impfung auch Risiken bringen, und was raten Experten sonst noch in Bezug auf Vorbeugung, aber auch den Umgang mit dieser Krankheit? Petra Sostak, Amtsärztin beim Gesundheitsamt Rottweil und Martin Maunz, Chefarzt der Klinik für Innere Medizin I in der Helios Klinik Rottweil, können dazu im Gespräch mit dem Schwarzwälder Boten einiges sagen.

"Herdenimmunität" soll auch nicht-immune Menschen schützen

Derzeit sorgt der Tod eines Kleinkinds durch Masern in Berlin für eine kontroverse öffentliche Diskussion. Während Experten zur Masernimpfung raten und Politiker über eine mögliche Impfplicht debattieren, fürchten andere vermeintliche Nebenwirkungen der Impfung und lassen es deshalb lieber bleiben. Aber wie riskant ist eine Masernimpfung durch Impfstoff MMR-Priorix (Masern-Mumps-Röteln) wirklich?

Im Beipackzettel des Medikaments sind die möglichen Nebenwirkungen aufgeführt: "Sehr häufig" seien bei Impfungen Fieber und Rötung der Injektionsstelle, "häufig" kommt demnach Hautausschlag vor, "gelegentlich" treten Durchfall, Schlaflosigkeit und Mittelohrentzündung auf. "Selten" sind laut dieser Angaben Fieberkrämpfe und allergische Reaktionen.

Petra Sostak rät auch bei Abwägung mit solchen möglicherweise auftretenden gesundheitlichen Beeinträchtigungen, sich impfen zu lassen. Der letzte Fall im Kreisgebiet, bei dem eine Masernerkrankung vermutet wurde, die sich dann aber doch nicht bestätigt hatte, sei 2013 gewesen. Es handle sich nicht um eine harmlose Kinderkrankheit. Außerdem sei die Krankheit hochansteckend.

"Man strebt die Eliminierung der Masern an", erklärt Sostak. Auch weil manche Menschen wegen einer Immunabwehrschwäche grundsätzlich nicht geimpft werden können, sei die Schaffung einer "Herdenimmunität" in der Bevölkerung wünschenswert. Dabei soll die durch Impfungen erworbene Immunität so Verbreitung finden, dass in der Bevölkerung auch nicht-immune Individuen geschützt sind, weil der Erreger keine große Chance hat, sich weiter auszudehnen.

Auch Helios-Klinik hält Impfung für unverzichtbar

Auch Krankenkassen wie die AOK Schwarzwald-Baar-Heuberg sprechen sich für das Impfen aus. "Krankheiten wie Masern, aber auch Mumps oder Röteln werden oftmals nicht ernst genug genommen", sagt Klaus Herrmann, Geschäftsführer der AOK Schwarzwald-Baar-Heuberg.

Martin Maunz, Chefarzt der Klinik für Innere Medizin I in der Rottweiler Helios Klinik, gibt Entwarnung, was aktuelle Erkrankungen im Einzugsbereich der Klinik betrifft. Im Rottweiler Haus gebe es keine an Masern erkrankte Patienten. In Sachen Vorbeugung sehe man die Empfehlungen der Impfkommission des Robert Koch Instituts in Berlin als maßgebend an.

Auch für Maunz sind die möglichen Nebenwirkungen bei einer Impfung kein entscheidendes Argument dafür, sich nicht impfen zu lassen. Bei einer Krankheit wie Masern gehe es um eine Risiko-Nutzen-Abwägung, so dass man sich ganz klar für eine Impfung aussprechen sollte.