Auch die Unternehmen helfen, die Zahl der Tüten zu reduzieren. Foto: Pleul

EU-Vereinbarung ein guter Weg. Viele Kunden bringen bereits eigenes Verpackungsmaterial mit.

Kreis Rottweil - Die Industrie- und Handelskammer (IHK) Schwarzwald-Baar-Heuberg begrüßt die freiwillige Vereinbarung zwischen Handel und Bundesumweltministerium mit dem Ziel, den Verbrauch an Plastiktüten und kurzlebiger Tragetaschen deutlich zu reduzieren.

"Auch wenn spätestens bereits nach zwei Jahren gewährleistet sein muss, dass mindestens 80 Prozent der gehandelten Tüten nur noch gegen ein Entgelt abgegeben werden, ist es richtig, dass seitens des Gesetzgebers auf die Selbstverwaltung der Unternehmen vertraut wird, ohne sofort ordnungsrechtliche Maßnahmen zu erlassen", sagt IHK-Energie- und Umweltreferent Marcel Trogisch.

Tanja Broghammer, Mitglied der IHK-Vollversammlung und Geschäftsführerin des Modehauses Broghammer mit mehreren Niederlassungen in Villingen-Schwenningen, sieht die Vereinbarung als guten Weg: "Wir als Mittelständer werden natürlich derartige Aktionen unterstützen. Bei uns laufen beispielsweise aktuell Planungen, Kunststofftüten zu verbannen und auf Papiertüten umzustellen. Darüber hinaus verzichten schon heute viele unserer Kunden freiwillig auf Tüten und bringen ihr eigenes Verpackungsmaterial mit."

Momentan beteiligen sich bundesweit rund 260 Unternehmen, die derzeit für rund 60 Prozent der Tüten im Handel an rund 45.000 Standorten stehen, an dieser Vereinbarung. Neben dem Lebensmitteleinzelhandel haben sich auch Unternehmen anderer Branchen, wie zum Beispiel aus dem Buchhandel, Textilhandel oder der Elektrohandel, angeschlossen. "Entscheidend ist nun, dass auch weitere Unternehmen solchen Beispielen folgen", so Trogisch.

In Deutschland verbraucht jeder Bürger rund 70 Tüten im Jahr

Während die Europäische Union ihren Fokus nur auf bestimmte Plastiktüten legt, gehen Deutschland und seine Handelsunternehmen weiter: Sie beziehen in dieser freiwilligen Vereinbarung zusätzlich Plastiktüten über der geforderten Grenze von 50 Mikrometer Wandstärke mit ein. Für besonders leichte und dünnwandige Kunststofftüten, die aus Hygienegründen zur Verpackung vorwiegend loser Lebensmittel verwendet werden, sollen jedoch Ausnahmen möglich sein, um ressourcenintensivere Verpackungsmaterialien zu vermeiden. Über die Höhe des Entgeltes für abgegebene Kunststofftüten entscheidet übrigens jeder Händler individuell.

Berücksichtigen sollten die Unternehmen auch, dass es sich bei den Einnahmen aus dem Tütenverkauf um regulär zu versteuernde Umsätze handelt. Viele Unternehmen, die bereits ein Entgelt für die Tüten nehmen, unterstützen damit schon heute vielfältige Umweltprojekte in Kooperation mit Umweltschutzverbänden.

Eine EU-Richtlinie aus dem Jahr 2015 sieht vor, dass der Verbrauch sogenannter "leichter Kunststofftragetaschen" mit einer Wandstärke bis zu 50 Mikrometer bis Ende 2019 auf höchstens 90 Stück und bis Ende 2025 auf höchstens 40 Stück pro Einwohner und Jahr reduziert wird. Wie diese Ziele erreicht werden, obliegt jedem Mitgliedstaat selbst. In Deutschland verbraucht jeder Bürger derzeit rund 70 Tüten im Jahr. Der EU-Durchschnitt liegt bei 198 Stück pro Einwohner und Jahr. Lediglich Irland und Luxemburg haben das angestrebte Ziel von 40 Stück bereits erreicht, gefolgt von Österreich und Deutschland auf dem vierten Rang.