Mindestens im Stundentakt sollen Regio-Buslinien funktionieren. Und dies die ganze Woche über vom frühen Morgen bis Mitternacht. Foto: Archiv: Schulz

Schiltach-Rottweil könnte für 250.000 Euro jährlich zur Pilotstrecke werden. Auflagen des Landes stören Landkreis.

Kreis Rottweil - Busfahren im Stundentakt zwischen Rottweil und Schiltach die ganze Woche über und vom frühen Morgen bis Mitternacht. Dieses Angebot will der Landkreis Rottweil mit Hilfe des Landesförderprogramms eine solche Regiobuslinie ab dem Fahrplanwechsel zum 13. Dezember in Gang setzen.

Doch bis dahin gilt es noch etliche Fallstricke aus dem Weg zu räumen. Das Land verbindet die Übernahme der Hälfte des Betriebskostendefizits, das mit etwa 250.000 Euro kalkuliert ist, mit hohen Auflagen, die dem Landkreis teilweise überhaupt nicht schmecken, wie in der jüngsten Kreistagssitzung deutlich gemacht wurde.

So poche das Land auf Standzeiten der Busse von höchstens zehn Minuten. In Schiltach seien wegen der Gewährleistung von Anschlüssen aber 14 Minuten an der Tagesordnung. Eine Beschleunigung würde den Landkreis teuer kommen, poltert Landrat Wolf-Rüdiger Michel.

Dies tut er nicht zuletzt im Hinsehen auf die Verwerfungen, die es fahrplanmäßig auf der Gäubahn gibt. Der sogenannte Interimsfahrplan zur Optimierung der Fahrzeiten zwischen Zürich und Stuttgart benachteilige Zusteiger in Oberndorf und Sulz mit einem Holper-Takt massiv, was Verkehrsminister Winfried Hermann gar nicht sehen wolle. Beim Regiobus-Programm werde aber kleinkariert die Einhaltung von Richtlinien eingefordert, ohne Rücksicht auf regionale Besonderheiten.

Landrat kritisiert pingeligen Verkehrsminister auch mit Verweis auf Gäubahn-Holperstrecke

Auch die Forderung aus Stuttgart, auf der ins Auge gefassten besonders geförderten Linie aufwendige Fahrgastzählungen durchzuführen, wird beim Kreis Rottweil nicht nur wegen hoher Kosten stark kritisiert. Da die punktuellen Erhebungen auch zur Hochrechnung von Mehrerlösen dienen sollen, sieht der potentielle Betreiber Südbadenbus (SBG) in diesem Verfahren ein hohes Geschäftsrisiko.

Ob sich denn der beabsichtigte zusätzliche kräftige Schluck aus der Pulle lohne, fragte am Montag FDP-Sprecher Gerhard Aden. Nahverkehrsberater Hartmut Jaissle sieht durchaus gutes Fahrgastpotential, der Landrat signalisiert ebenfalls, dass ihm das zunächst für drei Jahre festzuschreibende Angebot 125.000 Euro aus der Kreiskasse wert sei.

Doch wo ist die finanzielle Schmerzgrenze, wenn das Land bei seinem in selber Höhe avisierten Obolus von den oben genannten Auflagen partout nicht abrücken will.

Auch Räte wie Rainer Hezel oder Martin Schwellinger stellen die Frage nach dem Mehrwert eines solchen Angebots. Kann dadurch auf dem flachen Land tatsächlich eine Nachfrage erzeugt werden, die dieses ertüchtigte Busangebot rechtfertigt? Klaus Schätzle (SPD) stellt jedenfalls fest, dass "die Schere zwischen Kosten und Einnahmen immer größer wird. Und: Die Rationalisierungsmaßnahmen sind irgendwann ausgeschöpft". Grünen-Fraktionssprecher Hubert Nowack beurteilt das in Aussicht stehende Angebot wiederum als "sehr positiv". Auch der Ringzug habe sich zum Erfolgsmodell entwickelt.

SPD-Sprecher Berthold Kammerer verweist darauf, dass ein richtiggehender Regioverkehr die Verzahnung mit Linien aus anderen Landkreisen erfordern würde.

Das hat auch Verkehrsdezernentin Monika Mayr im Blick: Als nächste Regiolinie könne vielleicht Schramberg-Oberndorf auf den Weg gebracht werden. Aber auch zu Verbindungen über das Kreisgebiet hinaus mache man sich Gedanken, schreibt sie in einer Verwaltungsvorlage. Zunächst soll es aber – nach weiteren Verhandlungen mit dem Land – die endgültige Entscheidung für den Einstieg in die neue Marke Regiobuslinie geben.