Ulrich Werners Meinung zur Wiederansiedlung des Wolfes ist eindeutig, wie man am Stalltor lesen kann. Foto: Schönfelder

Nebenerwerbs-Schäfer ist überzeugt: "Der Wolf ist ein blutrünstiges Raubtier."

Kreis Rottweil - Für Ulrich Werner ist die Sache eindeutig: Der Wolf ist ein blutrünstiges Raubtier, das nicht in den Schwarzwald gehört. Nach dem Vorfall nahe Wildbad vor wenigen Tagen, bei dem, mutmaßlich, ein Wolf Dutzende Schafe tötete, ist für ihn völlig klar: "Er ist schon da."

Seit dem Vorfall hat die Diskussion um die Ansiedlung des Wolfs wieder Fahrt aufgenommen. Während sich die einen als "Wolfsromantiker" bezeichnen lassen müssen, haben die anderen den Ruf, Isegrim um jeden Preis ans Fell zu wollen. Jäger und Schäfer, Naturschützer und Wildbiologen melden sich zu Wort. In unserem Fall ist es ein Schäfer.

Eine Umfrage des Naturschutzbundes hat ihn veranlasst, das Gespräch mit unserer Zeitung zu suchen. Laut jener Umfrage würden 75 Prozent der Deutschen eine Rückkehr des Wolfs begrüßen. Was Ulrich Werner, gelinde gesagt, für wenig glaubhaft hält.

"Weidetiere sind kein Wolfsfutter"

Und mit seiner Meinung zum Thema Wolf hält der Seedorfer nicht hinter dem Berg. An seinem Schafstall direkt an der Straße prangt ein Schild, auf dem zwei eher unsympathische Wölfe und mehrere Schafe zu sehen sind. Aufschrift: "Weidetiere sind Landschaftspfleger und kein Wolfsfutter".

Schafe sind Werners Leidenschaft, seit er als Schüler einmal ein Lamm auf dem Arm trug. Er wusste immer, dass er Schafe halten würde, denn Schäfer war einst sein Traumberuf.

Nun, es ist anders gekommen. Hauptberuflich arbeitet Werner beim Bauhof in Dunningen, aber im Nebenerwerb hält der große kräftige Mann, dem man ansieht, dass er lebenslang im Freien gearbeitet hat, 150 Mutterschafe. Im Sommer grasen die Merinos rund um Seedorf, im Winter bleiben sie im Stall.

Den größten Teil seines "Schafs-Einkommens" erzielt Werner mit dem Fleisch der Lämmer. Er habe einen Abnehmer in Bösingen, der das Fleisch vermarkte. Die Wolle dagegen bringe kaum etwas. Reich werde man als Nebenerwerbs-Schäfer jedenfalls nicht. Was bleibe, sei Leidenschaft und viel Arbeit.

"Beweidung und der Wolf, das funktioniert nie und nimmer. Hier ist einfach kein Platz für den Wolf", sagt Werner. Deshalb sei dieser in Deutschland bis vor 20 Jahren ausgerottet gewesen. Den Artenschutz lässt Werner als Argument für die Wiederansiedlung nicht gelten. Der Wolf sei nicht bedroht und in Skandinavien und Russland zahlreich. "Ich find’s auch schön, Filmberichte über Wölfe anzuschauen – allerdings in Kanada." Im Schwarzwald sieht er indes große Gefahren für die Schafhaltung. Der Wolf sei ein schlaues Tier, das nicht nur aus Hunger töte, und beträchtlichen Schaden anrichte. In spätestens einem Jahr werde sich ein erstes Rudel gebildet haben. Seine Devise laute deshalb: Wehret den Anfängen.

Tiere von Elektrozaun eingefriedet

Gerade sei er mit seinem Sohn dabei, die Schafe nach draußen zu bringen. Dazu gehören Parasitenschutz und Klauenschnitt, und das bei mehr als 150 Tieren. "Wir hegen und pflegen unsere Tiere, und haben auch ein besonderes Verhältnis zu ihnen."

Auf der Weide sind die rund 100 Kilogramm schweren Tiere, ganz vorschriftsmäßig, mit einem 90 Zentimeter hohen Elektrozaun eingefriedet, von dem sie, wegen des Stroms, respektvollen Abstand halten. Jeden Morgen kontrolliert Werner den Zaun und sieht nach den Schafen. Für diese Tiere reicht der Zaun, aber: "was ist schon wolfssicher?"

Seit "Wildbad" habe er Angst, wenn er hinausgehe, seine Schafe so vorzufinden, wie dort. "Wir fürchten jeden Tag einen Wolfsangriff."

Werner plädiert dafür, den Wolf ins Jagdgesetz aufzunehmen und ihn zum Abschuss freizugeben. Er prophezeit: "Sonst kriegen wir ein Problem." Sobald ein Wolf gelernt habe, Weidezäune zu überwinden, müsse er "entnommen" werden.

Inzwischen sei er bei fünf "Wolfs-Veranstaltungen" gewesen, aber er gehe nicht mehr hin. "Die bringen nichts." Zwischenzeitlich würden vier Leute in Freiburg für das aufwendige Wolfs-Monitoring bezahlt. In Werners Augen gäbe es sinnvollere Dinge, die von diesem Geld bestritten werden könnten.

Natürlich gehe es ihm in erster Linie um seine Schafe, betont er, aber was sei mit den Waldkindergärten, Joggern und Walkern im Wald, gibt er zu bedenken. "Der Wolf macht vor einem Jogger nicht halt", ist er überzeugt. Und mit Blick auf die vorbeiführende Landesstraße fragt er sich laut, was denn passiere, wenn die Schafe in Panik vor einem Wolf auf eben diese Straße laufen. Da sieht er Menschenleben in Gefahr. Es gehe eben doch nicht nur um Schafe und Wölfe.