"Vagabundierende" Wildschweine sind in diesen Wochen auch tagsüber eine Gefahr. Foto: Steffen Rasche

Maisernte erhöht Unfallrisiko mit Wildschweinen. Schwarzkittel finden ideale Lebensbedingungen.

Kreis Rottweil - So würden die Schwarzkittel vielleicht inserieren: Großfamilie muss umziehen und sucht neue Bleibe.

Die Maisernte ist bundesweit in vollem Gange und damit verlieren viele Wildschweinrotten ihre Sommerunterkunft. Beunruhigt von den Landmaschinen sind sie, entgegen ihrer Gewohnheit, nun verstärkt auch am Tage unterwegs – auf der Suche nach einem Winterquartier.

Das Unfallrisiko steigt damit erheblich, so Kreisjägermeister Günter Hund. Die bis zu 30 bis 40 Tiere starken Familienverbände queren jetzt unverhofft die Straßen, insbesondere entlang von unübersichtlichen Maisfeldern. Die Jäger des Kreises rufen Autofahrer dazu auf, besonders umsichtig zu fahren.

Um mehr als 20 Meter verkürzt sich der Bremsweg bei einer Autofahrt mit Tempo 80 statt 100. Unter Umständen ist das lebenswichtig zu wissen, denn: In Deutschland kracht es alle zweieinhalb Minuten zwischen Auto und Wildtier. Allein 28 000 Unfälle gingen dabei im vergangenen Jahr auf das Konto der Wildschweine, dies zeigt die jährliche DJV-Wildunfallstatistik.

Aktuelle Zahlen werden im November dieses Jahres veröffentlicht. Die gemeldeten Unfälle mit den Schwarzkitteln schwanken von Jahr zu Jahr deutlich. Das liegt am Bestand, der durch Witterung und Nahrung jährlich stark variiert.

Wildschweine sind sehr mobil. Sie legen auf der Suche nach Futter bis zu 20 Kilometer am Tag zurück. Dabei machen sie keinen Halt vor Straßen. Die Borstentiere lieben Deutschland besonders: Grund ist die ganzjährig gute Ernährungssituation. Die Anbauflächen für Nutzpflanzen wie Mais, Raps und Getreide nehmen zu. Die für Mais haben sich in den vergangenen 30 Jahren fast verdreifacht.

Die Felder wirken wie ein Magnet auf den anpassungsfähigen Allesfresser. Zudem profitieren Wildschweine vom Klimawandel mit milden Wintern. In Deutschland erreichen Wildschweine mittlerweile eine Reproduktionsrate von bis zu 300 Prozent im Jahr. Bereits im Alter von fünf Monaten können sie sich fortpflanzen und sogar im Winter kommen Frischlinge zur Welt.