Schäfer Jörg Frey aus Schwarzenberg ist erklärter Wolfsgegner. Sicher sind seine Tiere nur noch im Stall, meint er. Foto: Günther

Schafhaltern im Kreis reichen Hilfen des Landes nicht aus. Wer zahlt Folgekosten eines Angriffs?

Kreis Freudenstadt - Inzwischen ist er auch im Kreis Freudenstadt angekommen und sorgt für Unruhe: der Wolf. Einer Berufsgruppe bereitet er erhebliches Unbehagen: den fünf Vollerwerbsschäfern sowie den vielen Nebenerwerbs- oder Hobby-Schafhaltern.

Zahlreiche Schafhalter des Kreises sind Mitglied im Schäferverein Glatttal-Oberer Neckar und treffen sich regelmäßig zum fachlichen und geselligen Austausch, zuletzt am vergangenen Wochenende beim jährlichen Grillfest. Dabei wurde wieder einmal heftig über das Thema Wolf und Möglichkeiten der Prävention diskutiert.

Vorsitzender Klaus Schmid (Oberiflingen) und Vorstandsmitglied Alois Fehr berichteten über ein Seminar des Landesschafzuchtverbands Baden-Württemberg zum Thema Wolfsprävention. Teilnehmer aus ganz Baden-Württemberg wurden dabei über neue Zaunsysteme informiert, mit denen Schafherden besser vor Wolfsangriffen geschützt werden können. Vorsitzender Klaus Schmid schätzt die Ausgangslage pragmatisch ein: "Brauchen tun wir den Wolf nicht. Aber wir müssen mit ihm leben und uns auf ihn einstellen. Allerdings man wird nie alles ausschließen können." Auch Alois Fehr ist wenig optimistisch, was das Thema Wolfsangriffe auf Schafherden anbelangt: "Man weiß halt wirklich noch nicht, wie es weitergeht. Das Thema Wolf bringt unseren ganzen Rundlauf durcheinander."

Viele Vereinsmitglieder bezweifeln allerdings, dass die Empfehlungen des Landesschafzuchtverbands, neue Zaunsysteme aufzubauen, ausgebildete Herdenschutzhunde mitzuführen oder "zur Not auch mal eine Nacht bei der Herde zu bleiben", gegen Wolfsangriffe wirksamen Schutz bieten. Zwar werden, weil der Kreis Freudenstadt inzwischen zur Förderkulisse Wolfsprävention gehört, neue Elektrozäune mit einer Mindesthöhe von 90 Zentimetern (im Osten Deutschlands sind dagegen Zäune mit einer Höhe von 1,40 Metern vorgeschrieben), stärkere Elektrogeräte und unter bestimmten Bedingungen auch Herdenschutzhunde stark bezuschusst. Viele Mitglieder des Schäfervereins beklagen allerdings auch, dass die viele Mehrarbeit, die sich dadurch ergibt, nicht bezahlt wird.

Völlig unklar ist bislang auch, wer für Verkehrsunfälle haftet, die durch ausbrechende Schafe bei einem Wolfsangriff entstehen. Für die Mehrheit der Schäfervereinsmitglieder ist klar: "Wenn so was vorkommt, geben wir auf, den Ärger brauchen wir nicht." Wobei die Aufgabe der Schafhaltung sicherlich für so manche Kreisgemeinde problematisch wäre, weil viele Steilhänge nur durch Schafbeweidung offengehalten werden können. Aufgeben ist zwar für die fünf hauptberuflichen Schäfer im Kreis noch keine Option; der Schutz der Herden gegen Wolfsangriffe ist jedoch ein brennendes Thema.

Ein erklärter Wolfsgegner ist Schäfer Jörg Frey aus Schwarzenberg. Über den Verursacher, der am Wochenende in Huzenbach zwei Schafe gerissen hat, sagt er lapidar: "Eine Katze war es nicht." Zwar stellt auch er entsprechend der Wolfspräventions-Vorgaben nur noch Zäune mit einer Mindesthöhe von 90 Zentimetern auf – wie er berichtet, müssen diese zudem "gut gespannt sein, und es muss mit viel Strom drauf". Dennoch weiß er, dass dies seiner Schafherde keine absolute Sicherheit garantiert. Gegen einen einzelnen Wolf könnten diese Präventionsmaßnahmen zwar ausreichen, hofft er. "Sobald aber mehr als ein Wolf die Herde angreift, wird es problematisch." Als Ausweg hat Frey einen Lösungsvorschlag parat: "Die Wolfsbefürworter sollen doch zu meinen Schafen hinsitzen, damit nichts passiert."

Ist ein Schaf weniger wert als ein Wolf?

Wie die Schäfervereinsmitglieder bemängelt auch Frey, dass Schafhalter zwar für die vom Wolf gerissenen Schafe eine Entschädigung erhalten, aber jegliche Folgekosten wie trächtige Schafe, die danach verlammen oder nicht mehr aufnehmen, und Schafherden, die sich danach nicht mehr hüten lassen, nicht abgedeckt sind.

Zwar beklagen sich Schmid und Frey auch über die Schäden, die streunende Hunde bei Schafherden anrichten können. Jörg Frey verweist aber darauf, dass sich Wölfe unter anderem auch von Schafen ernähren. Ein Wolfsriss sei eindeutig am "Kehlbiss" zu erkennen. Von vielen Berufskollegen weiß er: "Da findest du hinterher nicht mal mehr den Mageninhalt des Schafs, höchstens noch die Klauen."

Sowohl Nebenerwerbs-Schafhalter als auch Berufsschäfer erklären sich mit den Rinderhaltern solidarisch, denn diese werden bislang bei den Präventionsmaßnahmen völlig vergessen. Vereinzelt wurden Zweifel an der Unabhängigkeit der Labore laut, die festlegen, ob der Schafsriss überhaupt durch einen Wolf erfolgte.

Beim Schäferverein fragen sich viele Vereinsmitglieder inzwischen: Ist ein Schaf weniger wert als ein Wolf? Zugleich stellen sie aber pragmatisch fest: Der Wolf ist da, und jetzt muss man halt damit leben. Nur Thomas Müssigmann, stellvertretender Vereinsvorsitzender, ist in diesem Punkt unnachgiebig: "Wir brauchen keinen Wolf, bisher nicht und auch in Zukunft nicht, ich bin total dagegen."