Umgestürzte Bäume blockierten einige Straßen im Kreis Freudenstadt. Foto: Rath

Schienenersatzverkehr wird eingerichtet. Nationalpark sperrt Loipen. Auch Wanderer sollten zu Hause bleiben.

Kreis Freudenstadt - Sturmtief Burglind ist am Mittwochmorgen über den Nordschwarzwald weggepfiffen. Im Kreis Freudenstadt gab es Stromausfälle, blockierte Straßen, umgestürzte Bäume und Zugausfälle. Von größeren Schäden  blieb die Raumschaft    nach ersten Erkenntnissen  jedoch verschont. 

Viel zu tun  hatten Polizei, Servicemonteure der EnBW, die freiwilligen Feuerwehren, Mitarbeiter des Kreisforstamts sowie die Räumdienste der Städte und Gemeinden, um die Verkehrswege freizuräumen, Straßen von Unrat zu säubern und die Energieversorgung wieder herzustellen. Während es im westlichen Teil des Landkreises mit seinen sturmgepeitschten Höhenlagen mehr Probleme mit umgestürzten Bäumen gab, war der Horber Raum verstärkt von Stromausfällen betroffen.

Polizei: zu Hause bleiben

Laut  Michael Aschenbrenner, Pressesprecher der Polizeidirektion Tuttlingen, gingen ab 8 Uhr zahlreiche Meldungen von umgestürzten Bäumen ein. Zwar steckten mehrere Fahrer fest, weil vor und hinter ihren Autos gleichzeitig Bäume knickten - etwa  beim Käppeleshof bei Horb. Allerdings hatten die Fahrer Glück. Überhaupt verlief der Sturm wohl glimpflich. Menschen wurden nach bisherigen Erkenntnissen der Polizei nicht verletzt. Da noch Urlaubszeit sei, habe es auch vergleichsweise wenig  Berufsverkehr gegeben. "Wer kann, soll zu Hause bleiben", so Aschenbrenner. Ansonsten gelte: Waldgebiete meiden, auch mit Fahrzeugen, langsam fahren und sich auf  plötzlichen Seitenwind sowie Aquaplaning einstellen. Vereinzelt  habe es überflutete Straßen gegeben.

37 Einsätze am Morgen

Die Feuerwehren im Kreis hatten alleine in den Vormittagsstunden 37 Einsätze zu verzeichnen, so Pressesprecher Marc Fischer. Im Gewerbegebiet Alte Kaserne in Empfingen riss der Sturm das Blechdach von einem Gebäude. Teile landeten auf der Straße. Die Feuerwehr hatte alle Hände voll zu tun, es abzusichern. Der Schwerpunkt der Einsätze lag aber auf der Beseitigung von umgestürzten Bäumen und Wasserschäden. Dabei seien nach ersten Erkenntnissen "keine erheblichen Sachschäden" entstanden. In Zusammenarbeit mit dem Straßenbauamt Freudenstadt  seien mehrere Straßen im Kreisgebiet gesperrt worden.

Die Leitstelle für Feuerwehr und Rettungsdienst in Freudenstadt sei während der akuten Wetterphase mit vier Disponenten besetzt gewesen. Auch Kreisbrandmeister Frank Jahraus war während der "heißen Phase" in der Leitstelle anwesend, um die  Einsätze zu unterstützen. Landrat Klaus Michael Rückert habe sich in der Leitstelle über die Lage informiert.  Auch nach der Mittagszeit seien noch mehrere Feuerwehren bei Aufräumarbeiten im Einsatz  gewesen.

Tausende Haushalte ohne Strom

Tausende Haushalte in der Region waren zeitweise von der Stromversorgung abgeschnitten. Manchmal dauerten die Unterbrechungen nur eine Minute. In anderen Fällen mussten Einwohner und Firmen mehr als zwei Stunden warten, bis die Lichter und Maschinen wieder  ansprangen. "Wenn sich Freileitungen aufschwingen und sich die Kabel berühren, gibt es Kurzschlüsse", so Dagmar Jordan, Pressesprecherin der EnBW. Diese Störungen seien aber sehr schnell behoben. Anders sei es, wenn Leitungen durch umstürzende Bäume abgerissen würden. Dann müssten Techniker die Netze reparieren. Schätzungsweise 4500 Haushalte mussten länger ohne Elektrizität auskommen. Die erste Störung registrierte die EnBW um 6.43 Uhr in Pfalzgrafenweiler. Unterbrechungen gab es außerdem in Haiterbach, Eutingen, Bildechingen, Haigerloch, Starzach, Mühringen, Horb, Rottenburg sowie Loßburg und Alpirsbach mit Teilorten. Den mit 131 Minuten längsten Ausfall  gab es ab 11.20 Uhr durch den Ausfall einer Verteilerstation in Oberiflingen. Davon betroffen waren auch Glatten, Loßburg, Schopfloch, Dornhan, Horb, Neuneck und Bettenhausen.

Ausfälle gab es ferner im Schienenverkehr. Die Albtal-Verkehrsgesellschaft (AVG) meldete eine Reihe von Störungen in ihrem Gebiet. Betroffen war im Kreis Freudenstadt die Linie S8. Bei Horb-Heiligenfeld zwischen den Bahnhöfen Schopfloch und Eutingen blieb ein Triebwagen liegen. Die Strecke war selbst am Nachmittag noch gesperrt. Die Deutsche Bahn richtete einen Ersatzverkehr mit Bussen ein. Auch auf der Strecke nach Hausach gab es zwischen 7.20 und 11 Uhr Schienenersatzverkehr. Wegen umgestürzter Bäume sperrte die Deutsche Bahn ab  8.15 Uhr die Strecke zwischen Nagold und Wildberg. Wer von Horb nach Calw fahren wollte,  musste lange warten. Hier fuhr gar kein Zug mehr, es gab auch keinen Ersatzverkehr.

Was ist los im Wald?

Auch die Mitarbeiter des Kreisforstamts Freudenstadt waren draußen, um Straßen von umgestürzten Bäumen zu räumen. Was "Burglind" in den Wäldern an Schäden angerichtet hat, war zunächst nicht bekannt. Dass es an den bekannten Knackpunkten wie in Seewald vergleichsweise ruhig blieb, wertet die Forstbehörde zunächst als gutes Zeichen. "Im  Augenblick gehen wir eher von Einzelwürfen aus", sagte  Marlene Krech, Sprecherin des Landratsamts. So lange der Sturm  tobte, mieden auch die Fortsmitarbeiter die Wälder. Ein genaueres Schadensbild solle in den nächsten Tagen eingeholt werden.

Die Leitung des Nationalparks Schwarzwald hatte bereits am Dienstag reagiert und zunächst sämtliche Loipen geschlossen und auch eine Warnung herausgegeben, Wanderwege dringend zu meiden. Durch die Niederschläge und das Tauwetter der vergangenen Tage seien die Waldböden aufgeweicht. Damit könnten die Bäume den Orkanböen mit Windgeschwindigkeiten von über 100 Stundenkilometern schlechter standhalten.  Auf Bitte der Polizei ab dem Nachmittag erneut gesperrt wurde die Landesstraße zwischen Obertal und dem Ruhestein, so Marlene Krech vom Landratsamt. Sie solle voraussichtlich am Donnerstag wieder für den Verkehr freigegeben werden, sofern keine Gefahr mehr bestehe.

Regen bis  Wochenende

Vorsicht war allerdings auch innerhalb der Ortschaften geboten. Provisorisch aufgestellte Verkehrsschilder und selbst schwere Baustellen-Absperrungen kippten reihenweise um, so in Loßburg. Straßen lagen allerorts voller Äste. Der Regen fegte nahezu waagrecht über die Straße. Einzelne Bäume stürzten um, etwa in Peterzell. In Freudenstadt  wirbelte der Sturm die Gelben Säcke auf die Fahrbahnen, die am Straßenrand zur Abfuhr bereit lagen. 

Gegen Mittag war die Kaltfront, vereinzelt begleitet von Gewittern, durchgezogen. Danach beruhigte sich das Wetter etwas, und der Wind flaute ab. Nach sehr milden Morgentemperaturen mischten sich beim Kaltflutdurchgang nach 11 Uhr schon wieder. Schneeflocken in die Schauer. Für Donnerstag rechnet der Deutsche Wetterdienst (DWD) mit anhaltenden Regenfällen, der auch dem Schnee auf der Schwarzwaldhochstraße weiterhin an den Kragen gehen wird. Die Langfristprognose des DWD sagt erst zum Wochenende eine Beruhigung der Wetterlage voraus.

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