Der "Schrecken von Nordstetten", der viele Autos zerkratzt hatte, hat bei der Straßenkriminalität im Kreis Freudenstadt die Bilanz verhagelt. Foto: Straub

Polizei legt Kriminalitätsstatistik für 2016 vor. Insgesamt lebt es sich im Kreis sehr sicher.

Kreis Freudenstadt - Im Landkreis Freudenstadt lebt sich’s vergleichsweise sehr sicher. Dafür hatten es Verbrecher schwerer. Dies geht aus der Kriminalstatistik für 2016 hervor, die die Polizei gestern in Tuttlingen vorstellte.

Laut Polizeidirektion Tuttlingen – neben vier anderen Landkreisen auch für Freudenstadt zuständig – weise die Region "weiterhin die geringste Kriminalitätsbelastung" in Baden-Württemberg auf. Besonders erfreulich für den Landkreis: Die Fallzahlen in Freudenstadt nahmen zwar um 0,6 Prozent auf 4383 registrierte Straftaten leicht zu. Allerdings gibt es hier die geringste Zahl überhaupt und mit 64,9 Prozent gleichzeitig die höchste Aufklärungsquote im Zuständigkeitsgebiet der Polizeidirektion Tuttlingen.

Mehr Taten auf der Straße

Deutlich zugenommen hat die so genannte Straßenkriminalität im Kreis. In diese Kategorie fallen etwa Taschendiebstähle, Autoaufbrüche und Randale. Das Plus beträgt hier 18,6 Prozent auf insgesamt 817 Fälle. Das liegt an einer Besonderheit: Der "Schrecken von Nordstetten", der viele Autos zerkratzt hatte, hat die hier die Bilanz verhagelt. "Der Rückgang im Bereich Straßenkriminalität wäre stärker als 0,1 Prozent gewesen, wenn da nicht ein Anstieg von 18,6 Prozent in Freudenstadt zu verzeichnen gewesen wäre", so Polizeipräsident Gerhard Regele. Dennoch liegt der Kreis hier auf dem vorletzten Platz im positiven Sinne, hinter Rottweil. Im Schwarzwald-Baar-Kreis wurden fast doppelt so viele Taten registriert.

Auch die Gewaltkriminalität ging nach oben, um 10,4 Prozent auf 138 Taten. Auch das bedeutet Platz zwei hinter Rottweil (133). In diese Kategorie fallen etwa Vergewaltigung, Raub und gefährliche Körperverletzung. Mehr als 85 Prozent dieser schweren Straftaten im Kreis wurden aufgeklärt. 16 Mal wurden Polizisten übrigens selbst angegriffen, in der Hälfte der Fälle von Jugendlichen. Auch für die Beamten ist FDS noch heile Welt, im Schwarzwald-Baar-Kreis wurden Polizisten 67 Mal tätlich angegangen.

Zwei Fälle von Mord, beziehungsweise versuchten Mord, und Totschlag beschäftigten die Beamten im Landkreis im vorigen Jahr, die geringste Quote im ganzen Präsidiumsgebiet (30). Alle Täter wurden übrigens erwischt. Deutlich nach unten zeigt die Kurve der Sexualstraftaten im Kreis Freudenstadt (minus 32 Prozent). Es gab hier 44 Fälle – zumindest solche, von denen die Polizei überhaupt Kenntnis hat. Darunter fallen Vergewaltigungen, Missbrauch, Exhibitionismus und die "Verbreitung pornografischer Schriften". In etwa 285 von 360 Fällen im ganzen Gebiet hatten die Tatverdächtigen einen deutschen Pass, 18 Fälle wurden Asylbewerbern zugeordnet.

Sensibles Thema sind die Wohnungseinbrüche, die in Freudenstadt im Vergleich zum Vorjahr um mehr als die Hälfte fiel. Mit 44 Fällen ist das mit Abstand die geringste Zahl in allen fünf Landkreisen, allerdings ist hier die Aufklärungsquote mit rund 16 Prozent auch die niedrigste auf Präsidiumsebene. Zum Spitzenbereich, im negativen Sinne, gehört Freudenstadt dafür bei der Computerkriminalität. Mit jeweils 154 Fällen (plus 202 Prozent) bildet die Raumschaft zusammen mit der Zollernalb den Spitzenreiter. Dafür seien in 92 Prozent die Täter erwischt worden.

Mehr Gaunereien per PC

Gesondert ausgewiesen sind in der Statistik Flüchtlinge. Hier geht die Zahl der Straftaten nach oben, analog der wachsenden Zahl von Asylbewerbern. 681 Flüchtlinge lebten zum Stichtag Ende Dezember 2016 im Kreis, bei insgesamt mehr als 116 000 Einwohnern. In 192 Straftaten im Landkreis war laut Polizei ein Flüchtling Täter oder Tatverdächtiger. Die Hälfte der Taten im gesamten Präsidiumsgebiet, die ihnen zu Lasten gelegt werden, waren statistisch Diebstähle sowie Vermögens- und Fälschungsdelikte, ein knappes Viertel Körperverletzungen. Rauschgiftdelikte machten 5,8 Prozent der Fälle aus, Sexualdelikte 1,1 Prozent.