Gerold Sigg, Vize-Präsident des Polizeipräsidiums (PP) Tuttlingen. Foto: Rath

 Vize-Präsident spricht von Trendwende. Im Kreis Freudenstadt lebt es sich sehr sicher.

Kreis Freudenstadt - Fast eine Insel der Glückseligkeit: Die Zahl der Straftaten im Kreis Freudenstadt war 2016 weiter rückläufig. Gleichzeitig stieg die Aufklärungsquote der Polizei.

Mit dieser Botschaft wartete Gerold Sigg, Vize-Präsident des Polizeipräsidiums (PP) Tuttlingen, am Montag in der Sitzung des Kreistags auf. Seine Botschaft: "Die Menschen im Kreis Freudenstadt leben sehr, sehr sicher." Die ohnehin schon gute Lage, gemessen an den Zahlen auf Landesebene und den anderen Kreisen im Zuständigkeitsgebiet des PP, sei "fortgeschrieben" worden. Ihm sei auch bewusst, dass das "subjektive Sicherheitsgefühl" bisweilen etwas anderes vermittle; belegbar aus Sicht der Polizei sei dies aber nicht.

Freudenstadt konkurriere hier traditionell mit dem Kreis Rottweil um die landesweiten ersten und zweiten Plätze in jedweder Kategorie von Formen der Kriminalität – aus Einwohnersicht im positiven Sinne, versteht sich (wir berichteten). Die Aufklärungsquote im Land sei sehr hoch, im Kreis Freudenstadt sogar noch besser. Gerold Sigg bezeichnete sie "fast schon als Traumquote".

Ein Plus gab es bei der so genannten Straßenkriminalität, das Plus in Horb mit einer prozentualen Zunahme um 50 Prozent ragt auf den ersten Blick besonders heraus. Sigg empfahl, sich von Prozentangaben nicht kirre machen zu lassen, gerade wenn die dazugehörigen absolute Zahlen klein seien. Ohnehin habe "ein Mensch aus Horb" die Statistik etwas verhagelt, der alleine rund 150 Autos zerkratzt hat. Bei jeweils annähernd 90 Prozent liege die Aufklärungsquote bei Gewalttaten und Sexualdelikten. Bei Sexualstraftaten sei es für die Polizei auch relativ leicht, einen Tatverdächtigen zu finden: "So was passiert meist über Beziehungen, direkt oder über das Internet".

Sehr stark zurückgegangen sei ferner die Zahl der Wohnungseinbrüche, Sigg sprach von einer "Trendwende". Das habe der Polizei "sehr am Herzen" gelegen, da der Schaden meist nicht nur materiell sei, sondern viele Betroffene durch den Angriff auf die Privatsphäre stark belaste. "Das kann bis zum Trauma gehen", so Sigg. Oftmals seien ausländische Banden am Werk, die nach folgender Strategie vorgehen: "Schnell rein, schnell wieder raus." Um die Täter zu erwischen, habe die Polizei "sehr viel investiert", unter anderem große Ermittlungsgruppen gebildet und die Zusammenarbeit verstärkt. Dennoch wolle sich die Polizei mit dem verbesserten Ergebnis "nicht zufrieden geben".

Auffällig sei der Anstieg der Computerkriminalität, vor allem in Freudenstadt. "Diese Form der Kriminalität wird zunehmen", sagte Sigg. Deshalb werde die Polizei sie "besser in den Blickpunkt nehmen". Meistens handele es sich um Betrugsdelikte.

Zwar sei auch die Zahl der Delikte gestiegen, die von Flüchtlingen begangen wurde. Laut Sigg sei die Gesamtsumme aber "überhaupt nicht dramatisch". Vielfach spielten sich die Fälle auch innerhalb des Kreises der Flüchtlinge ab, etwa Streit oder Diebstahl untereinander. Nach oben zeigen die Fallzahlen bei Angriffen gegenüber Polizeibeamten, die mittlerweile "täglich" vorkämen. Nur die schlimmsten Vorkommnisse würden von den Beamten angezeigt, nicht jede "Unflätigkeit". Sigg sagte, er sei froh, wenn neue Technik wie "Bodycams" zum Einsatz kämen, also Kameras, die die Einsätze aufzeichnen. Zahlen zu rechtsradikalen Umtrieben, vor allem "im Ostkreis", hätte SPD-Sprecher Gerhard Gaiser gerne gehabt. Sigg hatte keine Daten dabei, versprach aber, welche nachzuliefern. Ansonsten gab es quer durch die Fraktionen Lob für die Polizeiarbeit. Ferner hakten mehrere Räte nach, was die Reform der Polizeireform wohl bringe, ob Beamte aus dem Kreis Freudenstadt abgezogen würden und ob ein neues Polizeirevier in Rottweil nicht besser wäre als eins in Pforzheim. "Dazu kann ich leider gar nichts sagen", so Sigg. Er wisse selbst nichts. Hingegen räumte der Vize-Präsident ein, dass es aus Altersgründen bei der Polizei zeitweise "ein Delta" in der Personalstärke geben könnte, übrigens nicht das erste. Es dauere, bis die neu eingestellten Beamten ausgebildet seien. Die Polizei müsse das überbrücken, "bis 2021 etwa".