Abfall an den Ausfallstraßen: "Die Botschaft Nationalpark" ist in vielen Köpfen noch nicht verankert. Foto: Rath

Studenten der Uni Freiburg stellen "Ideen der nächsten Generation" vor. Im Schwarzwald noch Luft nach oben.

Kreis Freudenstadt - Womit punktet ein Nationalpark, der keinen Grand Canyon zu bieten hat? Mit intakter Landschaft und schonendem Umgang mit der Natur – und Menschen, die das glaubhaft leben. Aber da ist im Schwarzwald teils noch Luft nach oben.

Auf diesen Nenner lässt sich das zusammenfassen, was 15 Studenten der Uni Freiburg zuletzt im Projekt "Wissensdialog Nordschwarzwald" an Erkenntnissen und Ideen zusammengetragen haben. Am Mittwoch stellten sie ihre Arbeiten, Weiterentwicklungen vorangegangener Semester, im Landratsamt Freudenstadt vor. Veranstalter waren der Verein Nationalparkregion Schwarzwald und der Landkreis als Kooperationspartner. Zahlreiche Zuhörer waren gekommen, darunter Kreisräte, Naturschützer, die Paten der Studenten und interessierte Bürger.

"Ideen der nächsten Generation" erhofft

Auftrag an die jungen Frauen und Männer: Ideen und Konzepte zur Frage zu entwickeln, wie "sich die Chancen nutzen lassen, die der Nationalpark für die nachhaltige Entwicklung der gesamten Region" bietet. "Wir sind nun mal nicht die Serengeti mit Löwen in freier Wildbahn", so Monika Krämer vom Landratsamt. "Wir profitieren hier von anderen Dingen." Die Region erhofft sich von den Studenten "Ideen der nächsten Generation" dafür. Im Gegenzug sollen die Studenten "nicht nur im Labor vor sich hinwursteln", sondern mit Praxisbezug arbeiten, wie Regina Rhodius sagte. Sie ist Geschäftsführerin der Uni Freiburg.

Fünf Gruppen haben ganz unterschiedliche Aspekte bearbeitet. Gemeinsamer Ansatz: Wenn "Nachhaltigkeit", das Gegenteil von Raubbau, das Markenzeichen sein soll, muss das zunächst im möglichst breiten kollektiven Bewusstsein vor Ort verankert sein. Das fängt in den Rathäusern und Behörden an und zieht sich bis zum einzelnen Bürger durch. Zentrale Punkte für eine "Kommunalentwicklung" wären demzufolge beispielsweise eine andere Denke in Fragen von Flächenverbrauch, Abfallwirtschaft, Mobilität und Bildung. Kommunen sollten besser miteinander arbeiten und erprobte Konzepte übernehmen. Auch die Bürgerschaft soll zu weiteren Initiativen ermutigt werden, etwa in Form von Gemeinschaftssolaranlagen. Ein Projektwettbewerb und eine Veröffentlichung auf der Internetseite des Nationalparks könnten dazu beitragen, Anreize und Bewusstsein zu schaffen. "Grüne Themen sind im Trend", so die Einschätzung der Gruppe, "dabei soll man den Bürgern aber nichts vorschreiben, sondern im Dialog mit ihnen ein Bewusstsein schaffen." Wie schnell man auf Widerstände stoßen kann, diese Erfahrung machten sie auch. "Windkraft ist für einige Kommunen ein No-go", so ein Sprecher.

Mit der Frage, wie es um die Bereitschaft zu einer "Ethik der Zurückhaltung" und zum "richtigen Maß" bei materiellen Ansprüchen bestellt ist, befasste sich eine andere Gruppe. Dazu führten sie "Experteninterviews" mit ausgewählten Vertretern der Region, um die Mentalität besser einschätzen zu können. Die schätzen die kollektive Einstellung zu aktuellen Trends wie "teilen statt kaufen" als eher konservativ ein. Antwort einer Bäuerin: "Teilen, das tun die Leute nicht so gerne." Ähnlich die Einschätzung zur Mobilität: Man fühle sich im ländlichen Raum angewiesen auf das Auto, das Fahrrad wird nicht als vollwertige Alternative gesehen: zu hügelig hier und zu oft Regen. Der Nationalpark werde "sehr oft auf den Erholungswert reduziert". Auch diese Gruppe schlägt vor, Bewusstseinsbildung zu schaffen, etwa für die gemeinsame Nutzung von Autos, den ÖPNV oder den Drahtesel, etwa durch Geschäftsräder.

Dass die "Botschaft Nationalpark" in der breiten Masse der Bevölkerung noch nicht so ankommt, diesen Schluss zog auch eine andere Gruppe. Belege dafür fanden sie überall, sogar an Wanderwegen: Kronkorken, Partymüll, leere Flaschen, Zigarettenkippen. Hinter dem laxen Umgang mit der Natur vermuten sie weniger "bösen Willen" als vielmehr Faulheit, Gleichgültigkeit oder Gedankenlosigkeit. Das Bild für Touristen sei aber verheerend. Von Schildern hält diese Gruppe wenig. Daran gehe man emotionslos vorbei. Sie schlagen ein "haptisches", sinnliches Aha-Erlebnis vor, einen Barfußpfad der anderen Art: mit alten Reifen, Flaschen und Kronkorken im Kontrast zu natürlichen Materialien wie Holz und Kies – am besten an einem vielfrequentierten Ort wie dem Parkplatz Herrenwies.