Die seltene Zitronengelbe Tramete wurde im Bannwaldgebiet Wilder See entdeckt. Foto: Nationalpark

Fund der Zitronengelben Tramete gilt als kleine Sensation. Spezialisten untersuchen Arten.

Kreis Freudenstadt - Dieser Fund ist eine kleine Sensation: Erstmals in ganz Baden-Württemberg haben Pilzforscher die Zitronengelbe Tramete, eine seltene Pilzart im Nationalpark Schwarzwald entdeckt. "Ein richtig gutes Zeichen", findet Marc Förschler, der die Abteilung für ökologisches Monitoring, Forschung und Artenschutz im Nationalpark leitet.

Natürlich müsse der Pilz schon vorher da gewesen sein – aber der Fundort im Bannwald Wilder See weise darauf hin, welche Bedingungen sehr seltene Arten für ihre Entwicklung und Ausbreitung bräuchten. Denn im Bannwald darf sich die Natur bereits seit 100 Jahren vom Menschen unbeeinflusst entwickeln. So wie bald auch in der ersten Kernzone des 10.000 Hektar großen Nationalparks.

Fast genau vor einem Jahr hatte Ministerpräsident Winfried Kretschmann vor der Abstimmung zur Gründung des Parks im Landtag mit dem leuchtend gelben Pilz dafür geworben, im Schwarzwald auch eine Zufluchtsstätte für äußerst seltene Arten zu schaffen.

Die "Antrodiella citrinella", so der lateinische Name, war bis dahin nur aus dem Bayerischen Wald bekannt. In den 90er-Jahren auch dort noch sehr selten, konnte der Pilz sich mittlerweile unter anderem in der Region des dortigen Nationalparks ausbreiten. Als gesichert gilt, dass der Pilz zum Überleben reichlich totes Fichtenholz und einen weiteren Pilz, den Rotrandigen Baumschwamm, braucht.

"Wo die Tramete wächst, herrscht eine gewisse Ursprünglichkeit der Natur", erklärt Markus Scholler vom Naturkundemuseum Karlsruhe, der ein großes mykologisches Inventarisierungsprojekt im Nationalpark leitet. Rund ein Dutzend Spezialisten untersuchen die vorhandene Artenvielfalt und dokumentieren sie für die Nachwelt.

"350 Arten wurden bereits erfasst", berichtet Scholler. Die Tramete, die den Ökologen auch als "Naturnähezeiger" diene, sei nur einer von mehreren bedeutenden und extrem seltenen Pilzen, die im Gebiet um den Wilden See gefunden wurden. Ein Beweis dafür, dass Totholz die Vielfalt an seltenen Pilzarten sichtbar erhöht.

Nachdem der bayerische Pilzforscher Josef Christan die Zitronengelbe Tramete am Wilden See entdeckt hatte, kam sie gleich unter Schollers Mikroskop. Der Karlsruher konnte die Art damit einwandfrei bestätigen. Nun ist der Porling bereits präpariert und getrocknet. In der Tiefkühltruhe werden Schädlinge abgetötet, bevor der Pilz schließlich ins Herbarium des Naturkundemuseums wandert, das Wissenschaftler für weitere Forschungen nutzen können.

Info: Inventarisierung

Im Rahmen des vom Naturkundemuseum Karlsruhe koordinierten Inventarisierungprojekts werden die Pilzarten des 75 Hektar großen Bannwalds Wilder See im Nationalpark Schwarzwald erfasst. Dieser Bannwald ist der älteste in Baden-Württemberg, die Natur ist hier bereits seit 1911 sich selbst überlassen. An dem zunächst auf drei Jahre (bis 2015) angelegten Projekt sind zahlreiche Pilzexperten aus Baden-Württemberg und anderen Bundesländern beteiligt.

In der ersten Phase werden die vorkommenden Arten erfasst und eine Referenzsammlung im Pilzherbarium des staatlichen Museums für Naturkunde in Karlsruhe angelegt. Besonders berücksichtigt werden Pilzarten, die in Beziehung zu Tannen stehen. Längerfristig könnte das Gebiet als Referenzfläche für mykologische Forschungprojekte verschiedenster Disziplinen dienen. Mehr zu diesem Thema gibt es auf der Internetseite des Naturkundemuseums Karlsruhe unter www.smnk.de/forschung/projekte oder auf www.schwarzwald-nationalpark.de