Ganze Hänge brachten die Wassermassen ins Rutschen, wie hier in Reinerzau. Foto: Lange

Aufräumarbeiten im Landkreis gehen weiter. Straßen im Kreis sind wieder frei.

Kreis Freudenstadt - Nach dem Sturmtief "Burglind" vor einer Woche gehen die Aufräumarbeiten im Landkreis Freudenstadt weiter. Vor allem das Wasser hat große Schäden hinterlassen.

Alle Hände voll zu tun haben derzeit die Mitarbeiter des Kreisforstamts. "Sämtliche öffentlichen Straßen und Wege sind geräumt, soweit ich informiert bin", sagte Forstamtsleiter Simon Stahl auf Nachfrage. Jetzt sollen die touristischen Einrichtungen wie Plätze und Wanderwege geräumt werden, dann die Waldwirtschaftswege. Derzeit noch gesperrt sei beispielsweise die Mountainbike-Strecke in Freudenstadt. Mehrere umgestürzte Bäume liegen noch auf dem Parcours. Im Lauf der nächsten Tage könne sie voraussichtlich wieder freigegeben werden.

Eine abschließende Schadensbilanz für die öffentlichen Wälder steht noch aus. Laut Stahl gibt es durchaus Waldflächen, die stärker betroffen sind, als zunächst vermutet worden war. Dies betreffe Gebiete vor allem im Wolftal. Es handele sich überwiegend um "Einzelwürfe". Flächendeckende Kahlschläge oder Schneisen der Verwüstung, wie ein Sturm zuletzt 2012 angerichtet hatte, gebe es nicht. "Wir haben viel zu tun. Aber mit den Stürmen Wiebke oder Lothar ist das nicht vergleichbar", so Stahl.

Absurde Situation durch das Arbeitsrecht

Deutlich mehr Schäden seien durch Wasser entstanden. Dauerregen und Schneeschmelze ließen die Flüsse anschwellen und die Hänge abrutschen. Auch Wege wurden weggeschwemmt. "Da haben wir volles Programm", so Stahl. Die Schäden seien "immens". Dem Forstamt lägen "etliche Meldungen" aus Murg- und Wolftal vor. Es habe zahlreiche Forstbezirke erwischt. Besonders betroffen seien die Gemarkungen Bad Rippoldsau-Schapbach, Baiersbronn und Freudenstadt.

Simon Stahl hofft auf stabiles Wetter ohne Schneefälle, und das aus doppeltem Grund. "Wenn das Wetter hält, können wir die Schäden in Ruhe der Reihe nach abarbeiten", so der Amtsleiter. Immerhin sind die Waldarbeiter wieder im Dienst. Mehr als 40 von ihnen beschäftigt alleine der Landkreis, dazu kommen weitere im Dienst der Städte und Gemeinden. Sie mussten tagelang untätig bleiben, aus arbeitsrechtlichen Gründen.

Hintergrund: Während der sogenannten "winterlichen Arbeitsunterbrechung" werden die Waldarbeiter als arbeitslos gemeldet. Dies passiert laut Stahl immer dann, wenn Schnee liegt und die Forstarbeiten aus Gründen des Arbeitsschutzes ruhen müssen – zumindest in der Theorie. In der Praxis müsse dies 14 Tage im Voraus erfolgen, wie es nach einem Urteil des Bundesarbeitsgerichts vorgeschrieben sei. Allerdings weiß keiner, wie das Wetter in zwei Wochen sein wird. "Dafür bräuchte man eine Glaskugel", sagt Stahl. Der Effekt des Urteils sei "paradox"; die Waldarbeiter sitzen auf den Sofas, obwohl es alle Hände voll zu tun gebe. Mittlerweile seien fast alle Waldarbeiter wieder im Dienst. "Jetzt geht’s ans Aufräumen", so Stahl.

Gute Nachricht für Waldbesitzer: Die Holzpreise bleiben stabil, zu Verwerfungen führe "Burglind" sicher nicht. "Der Markt ist zurzeit extrem aufnahmefähig", so Stahl. Da die Wirtschaft brummt, ist nicht nur Bauholz gefragt. Auch die Industrie wisse kaum noch, woher sie Material für Paletten herbekommen solle.

Die Gemarkung des Landkreises Freudenstadt umfasst insgesamt 54 000 Hektar Waldflächen. 30 000 Hektar Gemeinde-, Stadt- und Staatswald werden vom Kreisforstamt im Landratsamt betreut. Der Nationalpark Schwarzwald hat eine eigene Forstverwaltung. Eine genaue Schadensbilanz will das Forstamt dem Land am Donnerstag vorlegen. Das Land unterstützt Reparaturarbeiten mit Fördermitteln. Auch Privatwald-Besitzer können Zuschüsse erhalten. Ansprechpartner sind die zuständigen Revierförster.