Gefährlicher Trend: Im Kreis Freudenstadt werden viele Fälle jugendlicher Komasäufer erfasst. (Symbolbild) Foto: Seegers

Kreistag sucht nach Erklärungen: Behält Kinderklinik Jugendliche aus erzieherischen Gründen da? Chefarzt widerspricht.  

Kreis Freudenstadt - Die Kinderklinik im Kreiskrankenhaus Freudenstadt weist die Aussage zurück, sie nehme betrunkene Jugendliche "aus erzieherischen Gründen" stationär auf.

Dies erklärte Gerald Hellstern, Chefarzt der Klinik, am Mittwoch. Er reagierte damit auf eine Aussage von Kreisrat Julian Osswald (CDU) in der Sitzung am Montag. Gefallen war die Aussage in der Frage- und Diskussionsrunde um den Kriminalitätsbericht für den Landkreis. Sowohl Polizei als auch Landratsamt haben keine Erklärung, warum der Kreis Freudenstadt in der landesweiten Statistik einen negativen Platz beim Thema "Komasaufen" von Jugendlichen einnimmt.

Chefarzt weist Vermutung von sich

Der Chefarzt der Kinderklinik Freudenstadt meint hierzu: "Ich weiß nicht, wie der Kreisrat zu dieser Vermutung kommt. Mit mir hat er jedenfalls nicht darüber gesprochen. Wir nehmen solche Patienten nur auf, wenn sie nicht mehr ansprechbar sind und eine akute Gefahr für Leib und Leben besteht. Alle anderen werden wieder nach Hause geschickt. Die Erziehung überlassen wir gerne den Eltern", so Hellstern.

Eine Nachfrage habe ergeben, dass in der benachbarten Kinderklinik im Ortenaukreis die Kriterien für die Aufnahme von betrunkenen Jugendlichen genau dieselben seien wie in Freudenstadt. Trotzdem würden dort – bezogen auf die Einwohnerzahlen – weniger als halb so viele jugendliche Komatrinker aufgenommen. Dass es statistisch im Landkreis Freudenstadt also mehr jugendliche Komatrinker gebe als in allen anderen Landkreisen, liege folglich nicht an der Kinderklinik.