Ein Notarztwagen am Horber Krankenhaus. Patienten werden oft gleich nach Nagold oder Tübingen gefahren. Foto: Hopp

Notfälle aus Horb und Umgebung werden oft nach Nagold gefahren. Auch Ärzte meiden Klinik.

Kreis Freudenstadt - Wenn es um Leben und Tod geht und jede Minute zählt, dann ist Horb schon lange keine Anlaufstelle mehr für den Rettungsdienst. Aber auch das Krankenhaus in Freudenstadt wird ungern angesteuert, wenn es um Patienten aus dem Ostkreis geht.

Wie der Schwarzwälder Bote aus Rettungsdienst-Kreisen erfuhr, wird inzwischen nicht nur vom Krankenhaus Horb sondern auch vom großen Standort in Freudenstadt abgeraten. "Wenn jemand einen Notfall hat, soll er sofort den Notruf 112 rufen. Wir können Patienten medikamentös so versorgen, dass er rechtzeitig innerhalb der ersten Stunde im Krankenhaus ist", ist aus Rettungsdienstkreisen zu erfahren. Da der Rettungsdienst selbst entscheiden kann, wohin der Patient eingeliefert wird, werden sie meistens nach Nagold gefahren, so die Aussage eines Rettungsdienst-Mitarbeiters.

Die Begründung: "Die haben CT und können Herzkatheter legen. Die Fahrt nach Nagold ist schneller und bequemer und spart zehn Kilometer. Dazu kommt, dass die Freudenstädter uns Horber nicht gerade freundlich betrachten." Gerade im Winter ist die Fahrt nach Freudenstadt eine heikle Mission für den Rettungsdienst. Fahrten können sich verzögern und deutlich länger als eine halbe Stunde dauern. Peter Mast, Geschäftsführer der Krankenhäuser Landkreis Freudenstadt gGmbH, bestätigt die schwierige Situation für Freudenstadt: "Um jeden Fall aus Horb, der mit dem Notarzt kommt und den wir behandeln können, sind wir dankbar."

Hinzu kommt: Auch die niedergelassenen Ärzte meiden oft die beiden Standorte der Krankenhäuser Landkreis Freudenstadt gGmbH und überweisen ihre Patienten meistens nach Nagold oder Tübingen. Auch die kleine Hoffnung, dass Freudenstadt von einem Aus der Akut-Klinik in Horb profitieren könnte, erhält dadurch einen Dämpfer. Allerdings ist das den Entscheidungsträgern auch bewusst. "Die Patientenströme sind sehr festgefahren und sind auch sehr schwierig wieder umzulenken", so Peter Mast im Pressegespräch zur Krankenhaus-Zukunft. Die Portalfunktion des Hauses in Horb wurde laut Mast inzwischen als "nicht zukunftsfähig" bewertet. Portalfunktion bedeutet, dass Patienten in Horb aufgenommen und nach Freudenstadt geleitet werden.

Unterdessen nimmt Geschäftsführer Mast auch zur angeblichen Schließung des neuen Labors am Krankenhaus in Horb Stellung. Das Labor sei noch in Betrieb. "Wir überlegen momentan, Umstrukturierungen durchzuführen. Für die jetzigen zwölf Betten ein eigenes Labor vorzuhalten, ist jetzt während der Bauphase sicherlich sehr teuer. Hier in Freudenstadt haben wir einige Überstunden im Labor. Da ist die Überlegung, ob man in der Situation durch Horber Personal Überstunden in Freudenstadt abbauen kann."