Während der Ruhestein – unser Bild zeigt den dortigen Bannwald – Dreh- und Angelpunkt des Nationalparks sein soll, könnte im historischen Hotel Sonne-Post die Verwaltung untergebracht werden. Das jedenfalls kann sich Baiersbronns Bürgermeister Michael Ruf gut vorstellen. Foto: Archiv

Wenn am Dienstag im Nationalparkrat über mögliche Standorte beraten wird, möchte Murgtalgemeinde die Nase vorn haben.

Kreis Freudenstadt - Kommt das zentrale Besucher- und Informationszentrum für den Nationalpark in den Kreis Freudenstadt? Am Dienstag wird der Nationalparkrat über mögliche Standorte beraten und Baiersbronn hat dabei gute Karten. "Wir möchten unseren Beitrag dazu leisten, dass der Nationalpark jetzt die notwendige Infrastruktur schaffen kann", sagt Baiersbronns Bürgermeister Michael Ruf. Am Dienstag hat der Baiersbronner Gemeinderat daher in nichtöffentlicher Sitzung beschlossen, der Nationalparkverwaltung Teile eines Grundstücks unterhalb des Bergwachtgebäudes am Ruhestein für den Bau eines zentralen Informations- und Besucherzentrums anzubieten und gegebenenfalls einen entsprechenden Bebauungsplan auf den Weg zu bringen.

Für Ruf und den Baiersbronner Tourismusdirektor Patrick Schreib ist der Ruhestein mit dem bestehenden Naturschutzzentrum jetzt schon zentraler Angelpunkt des Nationalparks und bietet sich durch seine verkehrstechnisch günstige Lage mitten im Park an der Schwarzwaldhochstraße (B 500) als idealer Standort für das Besucher- und Informationszentrum an. Dort, so Ruf, könnte ein attraktiver und in Symbiose mit der Natur architektonisch innovativer Neubau entstehen, der mit neuester Medientechnik ausgestattet wird und ein echter Frequenzbringer für den Tourismus werden könnte. Für Patrick Schreib wäre dieses Zentrum auch so etwas wie eine Begegnungsstätte mitten im Nationalpark, die durch eine attraktive Ausgestaltung das Erleben des Parks für die Besucher ermöglicht und Signalwirkung für die Entwicklung des Projekts haben könnte.

Auch für den Verwaltungssitz des Nationalparks unterbreitet der Baiersbronner Gemeinderat dem Nationalparkrat Vorschläge: Vorstellbar wäre für das Gremium hier der Standort Obertal mit dem ehemaligen Altenheim, das zum Verwaltungsgebäude mit zirka 80 Arbeitsplätzen umgebaut werden und somit die komplette Verwaltung in Parknähe beherbergen könnte. Ebenfalls im Spiel ist das ehemalige Hotel Sonne-Post in Klosterreichenbach als mögliches Portal und Verwaltungssitz für den Park. Das denkmalgeschützte Gebäude liegt an der früheren Forstamtsaußenstelle, in der jetzt schon Teile der Nationalparkverwaltung arbeiten.

Als mögliche Rangerstationen für den Park bietet Baiersbronn weiter Standorte in Obertal-Buhlbach, in Tonbach am Wildgehege und in Schönmünzach an der Heimbrunnenwiese an. Weitere Infopunkte ohne personelle Besetzung wären laut Ruf an den Bahnhöfen der Nationalparkgemeinden möglich. Diese Infopunkte könnten ein erstes Projekt für die neue Förderperiode der europäischen Förderprogramms LEADER werden, die 2015 starten soll, meint Ruf. Die LEADER-Regionen Nordschwarzwald, Murgtal und Schwarzwaldhochstraße könnten sich beispielsweise zusammenschließen und durch eine gemeinsame Gestaltung der Parkeinstiegspunkte als Einheit um den Nationalpark herum auftreten, meint Ruf. Vor allem bei der Standortwahl für das Besucher- und Informationszentrum hat Baiersbronn laut Insiderkreisen in der Verteilungsdiskussion die Nase vorn: Die Entscheidung über die Infrastrukturstandorte muss nach Ansicht des Baiersbronner Bürgermeisters losgelöst von der politischen Ebene und rein nach sachlichen Aspekten getroffen werden; "Wir müssen ganz objektiv schauen, welche Standorte am meisten Sinn für die Arbeit des Nationalparks machen", so Ruf, und da sieht er bei den Vorschlägen seiner Gemeinde viele Vorteile.

Den Beschluss des Gemeinderats hat Ruf bereits an Naturschutzminister Alexander Bonde und an die Nationalparkverwaltung weitergeleitet, derzeit führt er zudem Gespräche mit möglichen Investoren für die Infrastrukturpunkte. Insgesamt sehen Ruf und Schreib das Projekt Nationalpark auf einem guten Weg: Die Zusammenarbeit im Rat und mit der Parkverwaltung sei hervorragend, die Diskussion im Gemeinderat sei sachlich und konstruktiv gewesen, und auch bei einem Großteil der Bevölkerung in Baiersbronn sehen Ruf und Schreib den deutlichen Wunsch, das Beste aus dem Nationalparkprojekt zu machen: "Wir wollen die Region voran bringen, und wenn wir was machen, dann machen wir es richtig", meint der Bürgermeister.

Baden-Württemberg