Die Silvesterparty auf dem Vorstadtplatz in Nagold lockte in den vergangenen Jahren regelmäßig Tausende Besucher an. Foto: Fritsch

Nach Anschlag von Berlin stellen Ausrichter von Großveranstaltungen im Kreis Konzepte auf den Prüfstand.

Kreis Calw - Schon vor dem tödlichen Anschlag auf einen Berliner Weihnachtsmarkt stand das Thema Sicherheit bei den Ausrichtern von Großveranstaltungen im Landkreis ganz oben auf der Agenda. Entsprechende Konzepte würden ständig überarbeitet, sagen die Verantwortlichen – ob nun bei der Nagolder Silvesterparty oder dem Calwer Klostersommer.

Der Terroranschlag in Berlin forderte zwölf Menschenleben und dutzende Verletzte. Sind die Besucher von Großveranstaltungen in Nagold noch sicher? Diese Frage stellt sich auch im Hinblick auf die Silvesterfeier auf dem Vorstadtplatz, zu der die Veranstalter jedes Jahr mehrere Tausend Besucher erwarten.

Klaus Drissner, Vorsitzender des City-Vereins Nagold, hebt hervor, dass das Sicherheitsniveau bei der Silvesterfeier ohnehin sehr hoch sei: "Sie ist nicht so offen wie ein Weihnachtsmarkt." Das Sicherheitskonzept sehe auch die Umzäunung des Geländes und Taschenkontrollen vor, betont er die Unterschiede zum "offenen" Weihnachtsmarkt in Berlin. "Die Feier war bisher schon sicher, unabhängig von den Ereignissen in der Hauptstadt", stellt Drissner heraus.

Nagolds Oberbürgermeister Jürgen Großmann will das Sicherheitskonzept dennoch "prüfen", sagte er auf Anfrage unserer Zeitung. Dieses Konzept unterliege sowieso "ständiger Überarbeitung". Was die Prüfung im Einzelnen bedeutet, wollte Großmann aus Sicherheitsgründen nicht sagen, nur so viel: Insbesondere die Zufahrtswege sollen "ins Visier" genommen werden.

Nun gelte es jedoch, "vernünftig zu bleiben" und nicht in Hysterie zu verfallen, auch wenn der Anschlag in Berlin "eine Tragödie allergrößten Ausmaßes" sei. Geht es um terroristische Anschläge, sieht er besonders "große urbane Räume" betroffen.

Auch Erhard Schulz, Erster Polizeihauptkommissar und stellvertretender Leiter des Nagolder Reviers, sieht wegen Berlin keine erhöhte Anschlagsgefahr für die Silvesterfeier. Das Sicherheitskonzept werde von den Veranstaltern "gut durchdacht" und der eingezäunte Veranstaltungsraum "gut kontrolliert".

In der direkten Umgebung Nagolds gebe es "kein aktives Tätigkeitsfeld" von Terroristen. "Wir sehen uns in Nagold nicht im Fokus. Es gibt auch keinerlei Anhaltspunkte, dass man von terroristischen Anschlägen in Nagold ausgehen müsste", betont Schulz.

Personell sei das Polizeirevier Nagold, zu dem die Polizeiposten Wildberg, Haiterbach und Altensteig gehören, "gut aufgestellt". Zu Silvester werde die Personalstärke dennoch erhöht: Beamte der Bereitschaftspolizei aus Bruchsal werden die Einsatzkräfte des Reviers Nagold verstärken. "Das ist aber nicht wegen Berlin", sagt Schulz.

Sicherheit bei großen Veranstaltungen – das ist für Calws OB Ralf Eggert ein ganz schwieriges Thema. "Wir müssen sehen, was wir mit lokalen Kräften tun können." Auf jeden Fall werde die Situation nach dem Anschlag von Berlin neu bewertet, sagte der OB mit Blick auf Calwer Großveranstaltungen wie den Nachtumzug der 1. Calwer Narrenzunft 04 am 27. Februar oder den Calwer Klostersommer (27. Juli bis 6. August). Die alten Zeiten werden auf jeden Fall nicht wiederkommen, so Eggert.

"Sicherheit ist das Wichtigste", sagt Jürgen Ott. "Wir müssen den Besuchern das Gefühl vermitteln, dass wir das Möglichste dafür tun", so der Veranstalter des Klostersommers. Ein Sicherheitskonzept gebe es für die Veranstaltung ebenso wie für "Calw rockt" schon seit Jahren.

Strenge Vorkehrungen bei Lindenberg-Konzert

Schon in diesem Jahr seien beim Klostersommer die Sicherheitsvorkehrungen unmittelbar nach dem Anschlag von Ansbach verstärkt worden. Es seien mehr Security-Leute im Einsatz gewesen, zwei davon in zivil. Besonders streng waren die Vorkehrungen beim Auftritt von Udo Lindenberg. Da gab es lange Schlangen vor den Eingängen, weil jede Tasche und jede Jacke durchsucht, jeder Besucher abgetastet worden ist. Hinzu komme, dass man ebenfalls schon seit Jahren mit externen Beratern zusammenarbeite. Beispielsweise mit dem Veranstaltungsmeister Klaus Schränker aus der Pfalz, der eine entsprechende Zusatzqualifikation in Sachen Sicherheit mitbringe. Mit ihm wird, so Ott, das Konzept Jahr für Jahr fortgeschrieben.

Sicherheit wird auch bei der Narrenzunft groß geschrieben. Der Anschlag von Berlin und die Konsequenzen für den Nachtumzug am Rosenmontag werden auf jeden Fall Thema der nächsten Vorstandssitzung sein, sagte Zunftmeisterin Susanne Mienhardt im Gespräch mit unserer Zeitung. Auch die Narren haben für ihre größte Veranstaltung im Jahr schon seit langer Zeit ein Sicherheitskonzept. Vom Ausfallen der Veranstaltung kann keine Rede sein. Mienhardt: "Wir wollen wieder einen schönen Umzug haben." Der wird wieder auf dem Marktplatz enden, wo dann in einem Party-Zelt weiter gefeiert werden kann.

Die Stadt Bad Herrenalb erstrahlt im nächsten Jahr in voller Blüte. Herzstück der Gartenschau 2017 sind vom 13. Mai bis 10. September der neugestaltete Kurpark und das Flüsschen Alb. Zusammen mit dem historischen Klosterviertel und der Schweizer Wiese sind sie Schauplatz für 121 erlebnisreiche Tage. Wie Geschäftsführerin Sabine Zenker erklärt, ist die Ausarbeitung des Sicherheitskonzepts mittlerweile in der Schlussphase. "Feuerwehr, Polizei und Rettungsdienste – alle sind beteiligt." Das Ganze sei ein großer Aufwand. Hierbei gehe es freilich nicht nur um Terrorgefahr oder Bombenbedrohungen, sondern wie man sich etwa bei einem Unwetter verhalten muss. Nicht zu vergessen der Verlauf der Rettungswege. In einem Handbuch werde alles detailliert zusammengefasst, so Zenker. Man müsse für alle Eventualitäten gerüstet sein. Wenn es wegen des schreckliche Lkw-Anschlags in Berlin jetzt zusätzliche Handlungsempfehlungen gebe, würden diese selbstverständlich mit aufgenommen.