Innenminister Reinhold Gall (rechts) analysierte am Donnerstag in Karlsruhe mit Polizeipräsident Günther Freisleben die Fortschritte bei der Polizeireform in der Region. Foto: Kinkel

Innenminister Reinhold Gall sieht erste positive Auswirkungen der Reform. Polizei-Präsenz auf dem Land weiter ehöhen.

Kreis Calw/Karlsruhe - In zwei Wochen ist es soweit. Dann werden Anrufer, die im Landkreis Calw die Notrufnummer 110 wählen, direkt nach Karlsruhe umgeleitet. Sorgen um seine Sicherheit muss sich jedoch niemand machen, betont Polizeipräsident Günther Freisleben vom Polizeipräsidium Karlsruhe.

Erst seit dieser Woche werden auch die Notrufe von der ehemaligen Polizeidirektion Pforzheim in Karlsruhe angenommen. "Und das hat ohne Probleme geklappt, die Einsatzsachbearbeiter aus Pforzheim sind bereits bestens integriert", betont Freisleben. Mit der Umleitung aller eingehenden Notrufe seien auch die organisatorischen und technischen Vorgaben der Polizeireform abgeschlossen.

Zum 1. Januar traten die strukturellen Änderungen bei der Polizeireform offiziell in Kraft. Aus den vormals 37 eigenständigen Polizeidirektionen und Polizeipräsidien in baden-württembergischen Stadt- und Landkreisen wurden zwölf Großpräsidien. Dabei verschmolzen auch das "alte" Polizeipräsidium und die Landespolizeidirektion Karlsruhe sowie die Polizeidirektionen Pforzheim und Calw zum "neuen" Polizeipräsidium Karlsruhe.

Das Ziel der Reform, die Verwaltungsspitze zu verschlanken und gleichzeitig die Reviere zu stärken, sei erreicht werden, betonte Innenminister Reinhold Gall, der in diesen Tagen durchs Land tingelt und sich mit den Führungskräften der einzelnen Polizeipräsidien über Verbesserungsmöglichkeiten austauscht. "Es war ein politisches Wagnis und es ist gelungen. Aber natürlich muss an einigen Stellen noch nachjustiert werden", sagte Gall am Donnerstag bei seinem Besuch in Karlsruhe. Die Personalsituation habe sich durch die 50 neuen Polizeibeamten im Bereich des Karlsruher Präsidiums sogar verbessert. Und auch in den ländlichen Regionen gab es laut dem Karlsruher Personalratsvorsitzenden Frank Eisenlohr keine personelle Ausdünnung. "Viele Kriminalbeamte aus Calw müssen zwar nun nach Karlsruhe fahren. Dafür wurde der Streifendienst um zwei Stellen aufgestockt", so Eisenlohr.

"Die Beamten verbringen noch zu viel Zeit im Auto"

Trotz der guten Ausganglage greifen aber noch nicht alle Rädchen ineinander. "Gerade in ländlicheren Gebieten sind die langen Strecken ein echtes Problem", weiß Freisleben. "Die Beamten verbringen noch zu viel Zeit im Auto und dort kann man keine Täter fangen." Und bei der Neustrukturierung müssten aber auch die Wünsche der Polizeibeamten berücksichtigt werden. "Wir werden die Abläufe weiter verbessern, damit die Polizei ihre Präsenz erhöht und wieder mehr Streifen unterwegs sind", kündigt Freisleben an, bittet bei der Optimierung der Organisationsstrukturen aber auch um Geduld: "Bei der schieren Größe dieses Präsidiums brauchen Veränderungen einfach ihre Zeit."

Doch auch die positiven Auswirkungen der Reform sind laut Gall bereits greifbar. "Bei der Kriminaltechnik haben wir uns massiv verbessert", sagte der Minister und verwies auf die Festnahme von mehreren osteuropäischen Einbrecherbanden nach monatelanger Fahndungsarbeit.

"In Calw mussten 30 Kriminalbeamte vor der Reform alles alleine erledigen. Nun haben wir gut ausgebildete Spezialisten für die einzelnen Aufgabengebiete", sagt dazu Polizeiinspekteur Detlev Werner, bis Juli kommissarischer Leiter des Karlsruher Polizeipräsidiums.