Die Stärke des ländlichen Raums sind für Prognos erfolgreiche und innovative Unternehmen wie Boysen in Altensteig. Foto: Fritsch

Verbesserung bei vielen Indikatoren im Prognos-Zukunftsatlas. Bevölkerungsrückgang fast gestoppt. Lichtblick im Tourismus.

Kreis Calw - Platz 212 unter den 402 Kreisen und kreisfreien Städten in Deutschland hört sich nicht allzu prickelnd an. Allerdings hat sich der Landkreis Calw gegenüber der letzten Erhebung im Prognos-Zukunftsatlas 2010 um 25 Plätze verbessert.

Landrat Helmut Riegger erinnerte bei einer Veranstaltung im Landratsamt daran, dass man ob des schlechten Abschneidens vor drei Jahren ganz schön erschrocken ist. Und man hat sich an die Arbeit gemacht, die ganz offensichtlich Früchte trägt. Schon allein wegen der demografischen Entwicklung, die, so Riegger, "über allem schwebt", muss der Kreis Calw weiterhin seine Hausaufgaben machen. Infrastruktur, Bildung und Tourismus nannte der Landrat als wesentliche Aufgabenfelder.

Damit treffen sich seine Vorstellungen mit denen von Tobias Koch. Der Prognos-Projektleiter machte deutlich, dass der ländliche Raum keineswegs chancenlos sei. Dazu brauche es eine leistungsfähige Infrastruktur, innovative Unternehmen, attraktive Arbeitsplätze und hohe Lebensqualität. Gerade BadenWürttembergs Stärke liege sehr wesentlich im ländlichen Raum, denn dort befinden sich viele erfolgreiche mittelständische Unternehmen. Als Beispiele nannte Koch die Kreise Biberach, Ostalb, Tuttlingen und Hohenlohe. Insgesamt weist der Kreis Calw einen "ausgeglichenen Chancen-Risiko-Mix" auf, wie der Zukunftsatlas verrät. Damit befindet man sich im deutschlandweiten Vergleich im hinteren Mittelfeld. Der Bevölkerungsrückgang hält zwar an, hat sich aber verlangsamt. Und trotz eines Minus von 0,9 Prozent (Baden Württemberg plus 0,9) Prozent hat sich Calw im bundesweiten Ranking um zwölf Plätze verbessert. Zwischen 2010 und 2012 sind im Kreis 1900 neue Arbeitsplätze entstanden. Auch das kann sich sehen lassen. Die Beschäftigungsdynamik entspricht dem Bundes- und Landestrend.

Ganz stark zeigt sich der Kreis bei den Patentanmeldungen mit Rang 32 – besser als der baden-württembergische Durchschnitt. Überdurchschnittlich ist die Beschäftigung in Zukunftsfeldern, auch wenn man hier wiederum dem Landesdurchschnitt hinterherhinkt. Die Exportquote der Unternehmen hat sich zwar leicht verbessert, liegt aber deutlich hinter den Vergleichszahlen in Region, Land und Bund. Koch führt das auf die vielen Zulieferbetriebe und auf eine eher binnenorientierte Produktion zurück. Einen Lichtblick gibt es im Tourismus. 2012 ist erstmals seit langem die Zahl der Übernachtungen gestiegen.

Landrat Helmut Riegger wies darauf hin, dass allein in den vergangen beiden Jahren jeweils 14,2 Millionen Euro in die Straßen im Kreis investiert worden sind. In die Kreisstraßen sollen bis 2018 rund 8,5 Millionen Euro fließen. Und natürlich gehört die Schiene und damit vor allem die angestrebte Hermann-Hesse-Bahn mit dem Anschluss an die Stuttgarter S-Bahn zu den ganz wichtigen Vorhaben. Die Bahn habe allerhöchste Priorität und es müsse in den nächsten Monaten gelingen, zu einer positiven Entscheidung zu kommen, so der Landrat.

Darüber hinaus müsse der Öffentliche Personennahverkehr (ÖPNV) im Sinne moderner Mobilitätskonzepte ausgebaut werden. Riegger nannte in diesem Zusammenhang Stichworte wie Carsharing und Miet-E-Bikes.