Auf der ehemaligen Mülldeponie in Neubulach-Oberhaugstett ist eine große Photovoltaikanlage entstanden. Foto: AWG

Bei Gewinnung erneuerbarer Energien geht derzeit viel. Landratsamt will mit gutem Beispiel vorangehen.

Kreis Calw - Die Energiewende kommt. Auch im Kreis Calw. Was in dieser Hinsicht bereits alles passiert ist, zeigt das vom Landratsamt selbst erstellte Energie- und Klimaschutzkonzept. Das 120 Seiten-Werk offenbart aber auch, dass der Kreis Calw noch jede Menge Potenzial in Sachen erneuerbare Energien hat.

Die Energiewende ist ein Thema, das im Calwer Landratsamt mit Verve vorangetrieben wird. Und dabei überlässt man das Feld nicht nur anderen Akteuren, sondern legt selbst Hand an und geht mit gutem Beispiel voran. So etwa beim Energie- und Klimaschutzkonzept für den gesamten Landkreis Calw. Die Erstellung dieses Konzepts hat man in der Behörde nicht irgendeinem Gutachter überlassen, sondern die eigenen Kompetenzen genutzt und es vollständig in Eigenregie erstellt. "Das hat dem Landkreis 200.000 Euro gespart", sagt Joachim Bley, Umweltdezernent des Landkreises, unter dessen Regie das Konzept erarbeitet wurde.

"Hürden für die Windkraft liegen hoch"

Darin aufgeführt ist der Umfang der derzeit produzierten erneuerbaren Energien im Bereich Wärme und Strom – und deren Potenzial bis 2020. Das reicht bei der Wärme von Holzpellets über Solarthermie bis hin zu Erdwärme und beim Strom von Biogas über Photovoltaik bis zur Windenergie. Nach Angaben von Bley wird derzeit elf Prozent des Stroms im Kreis Calw aus erneuerbaren Energien gewonnen. Das Potenzial bis 2020 beziffern Bley und Sandra Löffler aus der Abteilung Umweltschutz mit 22 Prozent. Die größten Steigerungsmöglichkeiten sehen die Experten im Bereich der Windenergie.

Bei der Wärme liegen diese Zahlen näher beieinander. Dort werden derzeit 16 Prozent aus umweltfreundlichen Energieträgern gewonnen. Das Potenzial bis 2020 liegt bei 19 Prozent. Die größten Möglichkeiten im Wärmesektor sieht Bley bei der Eindämmung der Wärmeverbrauchs in Gebäuden. Eine Reduzierung des aktuellen Verbrauchs um 30 Prozent hält Bley dabei für durchaus realistisch.

Derzeit bewegt sich viel auf dem Sektor der erneuerbaren Energien, allerdings entwicklen sich die einzelnen Formen ganz unterschiedlich. Trotz des großen Potenzials läuft bei der Windkraft laut Bley relativ wenig. Dem Landratsamt lägen derzeit keine Genehmigungsanträge vor, berichtet Sandra Löffler. "Die Hürden für solche Anträge liegen derzeit sehr hoch, gerade was den Artenschutz angeht", weiß Joachim Bley. Und die Investoren scheuen die Kosten für die nötigen Gutachten.

Bei der Sonnenenergie hat sich dagegen viel getan, auch beim Landkreis und seinen Unternehmen. So ist auf der ehemaligen Mülldeponie in Neubulach-Oberhaugstett eine Anlage mit einer Leistung von 1,4 Megawatt in Betrieb.

Eine traditionelle Form der Energiegewinnung in der Region ist die Wasserkraft. In die investieren auch private Geldgeber, so etwa in Unterreichenbach, wo ein Bürger eine Million Euro in ein Wasserkraftwerk stecken will. Auch im Nagoldtal in der Umgebung der Monhardter Wasserstube soll ein Wasserkraftwerk entstehen.

Potenzial im Kreis Calw hat nach Angaben von Bley auch die Erdwärme. So bestehe im Raum Calw und Nagold die grundsätzliche Möglichkeit, sich dieser Form der Energiegewinnung zu widmen. Der dort vorhandene Buntsandstein sei dafür viel besser geeignet als das Gestein im Kreis Böblingen oder in Staufen, wo es durch Erdwärmebohrungen zu massiven Problemen gekommen ist.

Der Landkreis registriert aber nicht nur die Entwicklungen auf dem Sektor der umweltfreundlichen Energien, er will auch selbst als gutes Beispiel vorangehen. So etwa in Sachen E-Mobilität. Noch in diesem Jahr wolle man vier Elektro-Autos für den Fuhrpark des Landratsamtes anschaffen, verkündet Pressesprecher Thiemo Stock. Die Fahrzeuge sollen eine Reichweite von bis zu 100 Kilometern haben. "Das reicht also für alle Termine im Kreis Calw", erklärt Stock. Ladesäulen für die vier Autos wird man am Landratsamt einrichten.

Auch was die Immobilien des Kreises angeht, wird man aktiv. Durch die Umstellung der Beleuchtung an den Berufsschulzentren Nagold und Calw auf LED-Technik will man 80 Prozent Energie einsparen. Mit dem Ziel der Energieeinsparung will man auch die Belüftungssysteme der beiden Schulen umbauen. Und selbst die Asylbewerberheime finden ihren Platz in diesem Konzept. Sie sollen effiziente Blockheizkraftwerke bekommen.