Es kommt offenbar Bewegung in die Angelegenheit Hesse-Bahn. Foto: avmediafactory

Hesse-Bahn: Gespräche zwischen Kreis und NABU bringen Fortschritte.

Kreis Calw/Stuttgart - Lange war es ruhig um die Hesse-Bahn. Nun kommt aus Stuttgart die Nachricht, dass die Vermittlungsgespräche zwischen Naturschutzverbänden und Landkreis Calw Bewegung in die Sache gebracht haben. Eine Lösung für das Fledermausproblem ist in greifbare Nähe gerückt. Zudem lässt der NABU seine Klage gegen das Projekt zunächst ruhen.

Der Vermittlungsprozess von Verkehrsminister Winfried Hermann (Grüne) habe maßgeblich dazu beigetragen, dass der Landkreis Calw und die Naturschutzverbände in den vergangenen Monaten konstruktive Gespräche geführt haben. Das meldet das Verkehrsministerium in Stuttgart. Es sei "eine mögliche Lösung in Sicht", wie der Betrieb der Schienenverbindung realisiert und gleichzeitig die Fledermausvorkommen im Hirsauer und Forster Tunnel geschützt werden können.

Dies ist das Ergebnis des Abschlussgespräches im Rahmen des Vermittlungsprozesses am Freitag in Stuttgart, bei dem das Projektteam die Zwischenergebnisse aus den Arbeitsgruppen vorstellte. Minister Winfried Hermann betonte aus diesem Anlass: "Die Wiederinbetriebnahme der Hermann-Hesse-Bahn ist mir persönlich sehr wichtig, um den Raum Calw an den umwelt- und klimafreundlichen Schienenverkehr und an den Raum Stuttgart anzubinden. Dabei müssen allerdings auch die wichtigen Fragen des Natur- und Artenschutzes beachtet werden."

In mehreren Arbeitsgruppen haben Vertreter des Landkreises Calw und der Naturschutzverbände mit Unterstützung von Fachleuten hierzu verschiedene Ansätze diskutiert. Der gemeinsame Vorschlag ist eine "Fledermauskammer", bei der ein Teil der Tunnel für die Fledermäuse abgetrennt wird. Die so geschützten Bereiche sind für den Betrieb der Hermann-Hesse-Bahn nicht erforderlich und könnten den Fledermäusen weiterhin als Lebensraum dienen. Eine Expertengruppe von Landkreis und Naturschützern arbeitet derzeit an der Detailplanung. Noch im August soll die Kammer vor Ort getestet werden.

Ein weiteres Ergebnis der Gespräche ist, dass der Naturschutzbund NABU seine gegen die Bahn angestrengte Klage ruhen lässt. Sollten die Tests mit der Fledermauskammer erfolgreich sein, werde der NABU seine Klage ganz zurückziehen, berichtete der Calwer Landrat Helmut Riegger nach den Verhandlungen. Und dann werde man zügig an der Umsetzung des Projekts Hesse-Bahn weiterarbeiten.

Der Kreischef zeigte sich gestern zufrieden mit dem Erreichten. Durch den jetzt vorliegenden Kompromiss sei eine wichtige Hürde für die Verwirklichung dieses Vorhabens genommen. Riegger lobte den Minister ausdrücklich für seine Beteiligung und die konstruktiven und lösungsorientierten Gespräche im Zuge des Vermittlungsprozeses. "Mein Dank gilt Minister Hermann, der durch seine Moderation entscheidend zu dieser erfreulichen Entwicklung beigetragen hat", so Riegger am Freitag.

Minister Hermann zeigte sich beim Abschlussgespräch erfreut, dass er das festgefahrene Projekt wieder in Bewegung bringen konnte. Er sagte: "Ich begrüße die Gesprächsbereitschaft aller Teilnehmer sowie die konsensorientierte Zusammenarbeit. Das Projekt Hermann-Hesse-Bahn hat wieder richtig Fahrt aufgenommen. Ich hoffe, dass alle Beteiligten am Ende eine Lösung erarbeiten werden, die dann auch umgesetzt werden kann." Bis dahin seien noch einige offene Fragen zu klären.

Minister will beim Thema Hesse-Bahn weiter am Ball bleiben

Auch wenn Winfried Hermanns Vermittlungsmission offiziell beendet ist, will er beim Thema Hesse-Bahn weiter am Ball bleiben und sich – wenn nötig – auch erneut einschalten.

NABU-Landesvorsitzender Johannes Enssle zeigte sich ebenfalls positiv gestimmt: "Wir sind dem Verkehrsminister dankbar für seinen Einsatz. Das Vermittlungsverfahren zeigt, dass auch bei komplexen Bauvorhaben Lösungen für Artenschutzfragen gefunden werden können, wenn alle Beteiligten ernsthaft danach suchen", so Enssle. "Voraussetzung dafür ist, dass die Fragen des Artenschutzes wirklich ernst genommen werden."