Plastische Gesichtsteile Foto: MMMA

Maskenbildner - von historischen Perücken bis zu Special Effects.

Wir sprachen mit Michael Müller, Maskenbildner und Friseur bei MMMA Michael Müller Makeup Art.

Der Beruf des Maskenbildners ist seit 2002 ein anerkannter Ausbildungsberuf. Der klassische Weg ist die Ausbildung an Theaterhäusern, dies dauert in der Regel drei Jahre und erfolgt im dualen System. Der Berufsschulunterricht findet in Blöcken statt und staatliche Berufsschulen gibt es in Hamburg, Köln, Berlin oder Baden-Baden. Es gibt keine rechtlich vorgeschriebe Vorbildung, aber Bewerber/innen mit einer abgeschlossenen beruflichen Vorausbildung im Bereich Friseur/Kosmetik oder einem bereits absolviertem Jahrespraktikum sind hier im Vorteil wenn es um die Selektierung der Bewerbungen im Vorfeld geht, dies ist aber kein Muss und wird je nach Arbeitgeber unterschiedlich stark bewertet.

Schulische Ausbildungen werden von privaten Maskenbildnerschulen angeboten und sind kostenpflichtig mit stark variierenden Preisen. Die Erfolgsaussichten einiger dieser Angebote sollte kritisch gesehen werden wenn das Ausbildungsprogramm in relativ kurzer Zeit absolviert wird. Man sollte sich im Vorfeld genauestens erkundigen ob die Ausbildung einen staatlich anerkannten IHK-Abschluss gewährleistet, denn Maskenbildner ist eine geschützte Berufsbezeichnung und nur mit diesem Abschluss darf man sich auch als selbigen bezeichnen.

Das Tätigkeitsfeld am Theater ist sehr umfangreich. Hier unterteilt man in Werkstattdienst und Abenddienst:
Einen großen Teil des Werkstattdienstes machen die Haararbeiten aus. Hierzu gehört die Anfertigung, das Frisieren und Pflegen von Perücken, Bärten, und Haarteilen. Erlernt wird auch das historische Frisieren durch alle Geschichtsepochen. Ein weiteres großes Arbeitsfeld ist der Maskenbau, also die Anfertigung von Gesichts- oder Körperabdrücken für die starre und flexible Maskenherstellung und Special Effects wie Wunden, Narben oder plastische Körper- und Gesichtsteile. Hierfür erlernt man auch den Umgang mit verschiedensten Materialien wie Gips. Plastiline, Gelatine, Schäumen oder Silikonen um nur einige zu nennen.

Zum Abenddienst zählt die Vorbereitung, Durchführung und Betreuung der Proben und Vorstellungen. Je nach Theater und Anzahl der Sparten für unterschiedlichste Stücke in den Bereichen Musiktheater, Schauspiel oder Tanztheater. Hierfür werden die Darsteller bühnenfertig gemacht. Dazu zählen das Schminken von Schön-, Charakter-, Phantasie- oder Altschminken, das Frisieren von Eigenhaar oder das Kleben von Perücken, Gesichts- und Körperbehaarung, Glatzen oder plastischen Teilen.

Im Vorfeld eines jeden Stückes werden die Anfertigungen und das äußere Erscheinungsbild eines jeden Darstellers in enger Zusammenarbeit mit dem jeweiligen Kostümbildner genauestens besprochen und festgelegt und während der Probenphase kontinuierlich verfeinert.

In größeren Häusern gibt es den Posten des Chefmaskenbildners, der als Leiter der Maskenbildnerei vorsteht und die Arbeit der einzelnen Maskenbildner und Auszubildenden koordiniert. Auch die Kalkulation der Kosten und die Kommunikation zu den Kostümbildnern und anderen Werkstätten wie Schneiderei fallen in diesen Aufgabenbereich.

Nach der Ausbildung sind die Theater einer der größten Arbeitsgeber, aber auch an Musicalhäusern oder Film-, und Fernsehanstalten finden sich Arbeitsplätze. Zudem kann man sich als Maskenbildner auch selbstständig machen. Man muss sich aber bewusst sein, dass damit das Aufgabenfeld enorm wächst. Als Selbstständiger braucht man großes Organisationstalent und ist selbst verantwortlich für die Buchführung, Kalkulationen, Sozialversicherungen und Akquise von Aufträgen. Das Aufgabenfeld ist hier sehr vielfältig und reicht von Film-, Fernseh-, oder Werbeproduktionen über Fotoshootings, bis hin zu Events wie Modenschauen.

Maskenbildner müssen sowohl an Theatern wie auch als Selbstständige mit sehr flexiblen Arbeitszeiten rechnen. Dies bedeutet auch Dienste in den späten Abendstunden, an Wochenenden und Feiertagen.

Dieser Beruf erfordert Kreativität und handwerkliches Geschick sowie ein hohes Maß an Flexibilität, Belastbarkeit, Ausdauer, Eigenmotivation und Teamgeist. Kontaktfähigkeit, Sensibilität sowie künstlerisches Einfühlungsvermögen erleichtern den Umgang mit darstellenden Künstlern.

Wenn man diese Eigenschaften vereint und sich für diese Ausbildung entscheidet, erlernt man einen kreativen und handwerklich vielseitigen Beruf der jeden Tag neue spannende Herausforderungen bereithält.

Michael Müller