Kraftklub-Sänger Felix Brummer am Samstagabend beim Konzert in der Schleyerhalle Foto: Lichtgut/Julian Rettig

Von Freunden umzingelt: Die Band Kraftklub hat am Samstag in der Schleyerhalle das Stuttgarter Publikum verzückt.

Stuttgart - Sechs Jahre ist es her, dass die Chemnitzer Band Kraftklub sich ihre ersten Sporen verdient hat. Mittlerweile zählt sie zu den namhaften deutschen Bands. Rund zehntausend Besucher sind am Samstagabend in die Schleyerhalle gekommen, das ist ein mehr als stattlicher Besuch. Ebenso erstaunlich ist, dass die Arena in drei Stehplatzsegmente untergliedert ist. Vorne, Mitte und hinten – alles ist mit Barrikaden voneinander abgeschrankt, ein wenig in der Halle hin- und herzuwandern ist mithin leider unmöglich. Am erstaunlichsten ist allerdings, dass die Band Kraftklub im Gegensatz zu 99 Prozent der in der Schleyerhalle auftretenden Künstler auf Videowände verzichtet, das ist einem Konzert dieser Größenordnung leider nicht angemessen.

Zwischen Rock, Pop und Sprechgesang

Die Stimmung in der Halle hingegen ist vom ersten Song an so ausgelassen, wie man es in dieser Arena selten erlebt hat. Und das ja auch zu Recht. Die Band hat es in ihrer sächsischen Heimat und eigentlich ganz Ostdeutschland aufgrund ihrer politischen Einstellung nicht immer leicht, hier allerdings sind die fünf Musiker nur von Freunden umzingelt, die ihre Musik kräftig abfeiern. Irgendwo im Dunstkreis zwischen Rock, Pop und Sprechgesang hat die Band sich mit einer durchaus zündenden Rezeptur eingefunden, sie dankt dem Publikumszuspruch mit einem ausgiebigen, zwei Stunden währenden Auftritt. Ihre Musik hat einen sehr guten, angenehmen Groove, alles wird wenn überhaupt dann allenfalls durch den sehr mäßigen Sound in der Halle getrübt oder vielleicht den Umstand, dass sich die Musik von Kraftklub nicht gerade durch allergrößten Abwechslungsreichtum auszeichnet.

Am Ende dürfen alle ganz nah dran sein

Zur Zugabe erklimmt die Band, die sich zuvor wacker durch ein offenkundig auch bestens beim Publikum bekanntes Repertoire voller hübscher kleiner Gassenhauer getankt hat und deren Sänger Felix Brummer die Menge auch launig durch den Abend geführt hat, dann eine kleine Extrabühne in der Hallenmitte, am Ende dürfen alle noch einmal ganz nah dran sein. Am Spagat, Inhaltstiefe mit Daseinslust zu paaren. Am Zeitgeist, den Kraftklub verblüffend gut einfangen und in feine Verse zu drechseln vermögen. Und an der hedonistische Lebensfreude, die – und warum denn auch nicht – bei allem Sendungsbewusstsein die Triebfeder dieser Musik und auch dieses Abends ist.