Die Alpirsbacher Kantorei unter Leitung von Uta Schumacher bei ihrem Konzert in der Klosterkirche in Alpirsbach Foto: Matthias Zizelmann

Das traditionelle Weihnachtskonzert der Alpirsbacher Kantorei beeindruckte die zahlreich gekommenen Zuhörer in diesem Jahr trotz Kantoratsvakanz.

Das Weihnachtskonzert, das alljährlich am zweiten Weihnachtstag in der Alpirsbacher Klosterkirche stattfindet, hat eine viele Jahrzehnte alte Tradition, die auch in diesem Jahr trotz des zurzeit vakanten Kantorats fortgeführt werden konnte. Bereits im Sommer hatte sich Uta Schumacher, Musikpädagogin am Freudenstädter Kepler-Gymnasium und nebenberufliche Kirchenmusikerin in Loßburg, bereiterklärt, die Alpirsbacher Kantorei durch die Zeit der Vakanz zu führen und so einem Einbrechen der Chorarbeit vorzubeugen.

Mit herzlichen Worten des Dankes an Uta Schumacher sowie einige andere Mitstreiter, die die Umsetzung des Konzerts ermöglicht hatten, eröffnete Pfarrer Christian Honold den Abend, bevor romantische Klänge den ehrwürdigen Kirchenraum füllten.

Werke der Geschwister Fanny und Felix

Schumacher hatte ein Programm von fast ausschließlich Werken der beiden komponierenden Geschwister Fanny Hensel, geborener Mendelssohn, und Felix Mendelssohn Bartholdy ausgewählt. Zu Beginn erklang Felix‘ bereits im Alter von 13 Jahren komponiertes „Magnificat“, das sowohl formal als auch klanglich zahlreiche Reminiszenzen an Johann Sebastian Bachs gleichnamiges Werk aufweist, den Mendelssohn Zeit seines Lebens hoch verehrte.

Der sich anschließende „Lobgesang“ von Fanny Hensel ist eine Lob- und Dank-Kantate anlässlich des ersten Geburtstags ihres Sohns Sebastian. Auch hier gibt es Anklänge an das große Vorbild Bach, wenn die „Introducione Pastorale“ an das „Pastorale“ aus Bachs Weihnachtsoratorium erinnert.

Ebenso waren im Weihnachtsfragment aus Mendelssohns unvollendetem Oratorium „Christus“ sowie seiner Choralkantate über „Vom Himmel hoch, da komm ich her“ die Anklänge an Bach deutlich zu hören. Aber dies alles in warmem romantischem typisch Mendelssohn’schem Klanggewand, das neben dem Streicherensemble vor allem durch die zahlreichen Blasinstrumente geprägt war – in der Intonation zwar nicht immer perfekt, aber solide und sicher. Dafür waren alle Musiker mit vollem Herzen dabei, das war deutlich zu spüren.

Stimmungsvoller Ruhepol des Abends

Überzeugend auch die drei Solisten Jeanette Bühler (Sopran), Livia Kretschmann (Alt) und Matthias Horn (Bariton) sowie der Tenor aus dem Chor Klaus Schleinitz, der das Ensemble an zwei Stellen zum Quartett ergänzte. Bühler überzeugte vor allem in der Arie „O dass ich tausend Zungen hätte“ aus Fanny Hensels „Lobgesang“ mit ihrer leuchtenden Stimme.

„Mariä Wiegenlied“, eigentlich ein Klavierlied von Max Reger, hier aber in einer zauberhaften Instrumentierung, wurde zum stimmungsvollen Ruhepol des Abends insbesondere durch das warm leuchtende Timbre der Stimme von Livia Kretschmann. Dass Matthias Horn, wie anfangs angekündigt, indisponiert war, merkte man seinem Gesang nicht an. Mit klarer Tongebung, guter Textverständlichkeit und dem geforderten Ausdruck meisterte er seine Aufgabe überzeugend.

Geduldige und professionelle Arbeit

Großes Engagement zeigte die Alpirsbacher Kantorei, die trotz der schwierigen Vakanzsituation an ihrer Tradition des Weihnachtskonzertes festgehalten hat. Das Ergebnis der geduldigen und professionellen Arbeit von Uta Schumacher konnte sich hören lassen, wenn auch durch das sehr präsente Orchester gelegentlich in den Hintergrund verbannt. Aber das war auch den nicht ganz einfachen akustischen Bedingungen in der Klosterkirche zuzuschreiben. So war es gut, dass der Chor mit Johannes Brahms’ „Der englische Gruß“ auch allein zu hören war und seine Qualitäten im a cappella-Gesang zeigen konnte.