Auch künftig wird die EU Staaten fürs Schuldenmachen belohnen, sagt Klaus Köster.

Stuttgart - Wäre Europa eine Schulklasse, hätte Deutschland die Rolle eines Musterschülers. Jedenfalls wenn es um die öffentlichen Finanzen geht. Die Tatsache, dass ein Land mit 1,7 Billionen Schulden ein Vorbild ist, sagt viel aus über die Staatsfinanzen in Ländern wie Spanien, Italien, Portugal und Irland - von Griechenland ganz zu schweigen.

Seit der Einführung des Euro aber sind Staatsschulden nicht mehr nur ein nationales Thema - vielmehr können Defizitländer einen Teil der Lasten auf die übrigen Euro-Staaten abwälzen. Griechenland war nur der Anfang.

Allzu streng wird man nicht sein

Nun will die EU Sündern das Leben schwerer machen. Nach einem Vorschlag der Kommission sollen Sünder künftig automatisch bestraft werden - und nicht erst, wenn dies von den anderen beschlossen wird. Eine gute Idee, die aber wohl nie Realität werden wird. Denn natürlich wollen sich Sünder wie Spanien und Italien nicht hereinreden lassen, sondern weiter am Tisch sitzen, wenn über Defizite gerichtet werden soll. Sünder richten über Sünder - da wird man sicher nicht allzu streng sein.

Haben die Sitzenbleiber das Sagen, werden die Streber einfach überstimmt und zum Zahlen verdonnert. Schuldenmachen wird belohnt und Sparsamkeit bestraft - da kann man leicht ausrechnen, wie sich die Haushaltsdisziplin in der EU entwickeln wird.