Jetzt korrigiert Annette Odendahl, die Fraktionschefin der Freien Wähler in Waldenbuch: Demnach hat die Stadt im Landkreis Böblingen ihre politische Harmonie noch früher entdeckt. Foto: dpa

Fraktionschefs haben ihre Haushaltsrede schon 2011 und somit vor Remstalern gemeinsam gehalten.

Waldenbuch/Kernen - Wie das manchmal so ist mit den Superlativen: Wenn man’s nicht genau weiß, kann man auch mal danebenliegen. „Bundesweit einzigartig“, sei ihre Aktion, zeigten sich vor wenigen Tagen die Lokalpolitiker in Kernen im Remstal überzeugt: Alle Vorsitzenden der vier Fraktionen hielten eine gemeinsame Haushaltsrede. „Fernab von parteipolitischem Gezänk“ wolle man auf diese Weise demonstrieren, wie Kommunalpolitik zusammen erfolgreich gestaltet werden kann.

Nun, damit sonnt sich das Ortsparlament der Gemeinde (15.300 Einwohner) wohl etwas zu sehr im Lichte des Erfolgs. Denn jetzt korrigiert Annette Odendahl, die Fraktionschefin der Freien Wähler in Waldenbuch: Demnach hat die Stadt im Landkreis Böblingen (8500 Einwohner) ihre politische Harmonie noch früher entdeckt. „In Waldenbuch wurde bereits am 25. Januar 2011 ,bundesweit einmalig‘ von drei Fraktionsvorsitzenden die Haushaltsrede zusammengefasst.“

„Unser Motiv war ein demonstratives Zeichen“

Tatsächlich erhoben vor 15 Monaten neben ihr auch Alf-Dieter Beetz (CDU) und Ulrich Doster (SPD) die Stimme. Eine in der Lokalpresse gewürdigte „kreative Aktion“, die seinerzeit auch Bürgermeister Michael Lutz ziemlich überrascht hat, wie er jetzt auf Nachfrage einräumt. „Unser Motiv war ja nicht Zeitersparnis, sondern ein demonstratives Zeichen, dass im Gemeinderat Parteienstreit keinen Raum haben muss und dass insbesondere in wirtschaftlich schwierigen Zeiten die Gemeinderäte alle in einem Boot sitzen“, sagt Odendahl.

In diesem Frühjahr wurde die gemeinsame Aktion indes nicht wiederholt. „Beim zweiten Mal wäre der Überraschungseffekt abgeschliffen gewesen“, meint Odendahl. Zudem dürfe man nicht außer Acht lassen, „dass der Zeitaufwand für eine Gemeinschaftsrede mit entsprechenden Abstimmungsrunden bei Weitem größer ist, als man zuvor denkt“. Mal sehen, ob Kernen im nächsten Jahr dann auch die Puste ausgeht.