Bauernhof verbindet Generationen: Am neuen Hühnermobil haben alle gemeinsam gearbeitet. Foto: Zelenjuk Foto: Schwarzwälder Bote

Wenn die Arbeit auf dem Bauernhof Erfüllung bringt

"Na Mädels", begrüßt Klaus Epting seine Kühe, als er den hellen großen Stall betritt. Epting ist 27 und ein Landwirt mit Herz und Seele. Seit vier Jahren unterstützt er als studierter Agrarwirt seine Eltern auf dem Krauthäusle-Hof bei Erdmannsweiler. "Ich kann mir keinen schöneren Beruf vorstellen", sagt er. Epting will auch andere junge Leute ermutigen, sich bewusst mit dem Thema zu beschäftigen: "Landwirt sein ist richtig cool!"

Sichtlich stolz führt er die Besucher durch den Hof, nimmt sich Zeit, um die vielen Tiere, die modernen Maschinen und die neuesten Anlagen zu zeigen. "Die Öffentlichkeitsarbeit gehört dazu, und mir ist es wichtig, unsere Arbeit so transparent wie möglich zu machen", sagt der 27-Jährige.

Ihren Hauptaugenmerk legen die Eptings auf die 70 Milchkühe. "Sie brauchen sehr viel Aufmerksamkeit, Pflege und Liebe – und das 365 Tage im Jahr", macht Klaus Epting deutlich.

Als wir den Stall betreten, schiebt ein Roboter gerade das Futter hin. "Maschinen nehmen uns viel Arbeit ab. Dieser Roboter ist zum Beispiel so programmiert, dass er stündlich im Einsatz ist, auch in der Nacht", erklärt der Junglandwirt. "So haben die Kühe immer Zugang zum Futter, und wir bekommen mehr Freiräume, weil wir nicht mehr vier Tonnen Futter jeden Tag von Hand hinschaufeln müssen."

Auch in vielen anderen Bereichen setzt Epting auf neue Technologien. Spezielle Geräte ermöglichen es, Dünger und Spritzmittel auf den Zentimeter genau auszubringen.

"Es ist wichtig, weil gesetzliche Vorschriften immer strenger werden", weiß Epting. "Der Einsatz von Medikamenten, von Dünge- und Spritzmitteln muss genau dokumentiert werden. Die Zeit, die ein Landwirt heute im Büro verbringt, nimmt dadurch immer mehr zu", stellt er fest.

Trotzdem können ihn die zum Teil schwierigen Rahmenbedingungen nicht entmutigen, sich jeden Tag mit Leidenschaft um seinen Hof und seine Tiere zu kümmern. "Es ist kein Beruf, es ist eine Berufung", davon ist Epting überzeugt.

Und er weiß gut, worauf es ankommt: "Harte körperliche Arbeit steht heute nicht mehr so im Vordergrund. Es geht viel mehr ins Management. Vieles findet im Kopf statt. Und es ist extrem wichtig, jeden Tag den Überblick zu behalten." Auch im Urlaub, gibt der Junglandwirt zu, kann er nicht ganz abschalten. Reicht das Futter? Sind alle Kühe gesund? Die Fragen gehen ihm dann doch immer wieder durch den Kopf.

Vor zwei Jahren hat der damals 25-Jährige begonnen, den Bereich Direktvermarktung aufzubauen – mit Erfolg. Die Milchtankstelle und der Eierverkauf laufen gut, sagt Epting. "Wir sind total glücklich, und die Verbraucher natürlich auch. Sie finden es schön, regionale Produkte zu kaufen, sie können sich damit identifizieren", weiß der Landwirt. "Viele Menschen nehmen Umwege in Kauf, um ihre Milch und ihre Eier bei uns zu holen", zeigt er sich stolz. Für die Bauern ist es nicht nur ein kleiner Zuverdienst, es gehört auch zur Öffentlichkeitsarbeit: "Wir haben Kontakt zu unseren Verbrauchern, wir wissen, was sie beschäftigt. Und wir können erzählen, wie die Wirklichkeit auf dem Bauernhof aussieht."

Um ihre Arbeit für die Verbraucher noch transparenter zu machen, haben die Eptings aus einem alten LKW-Anhänger ein Hühner-Mobil zusammengebaut. Dieses wird auf die Wiese gestellt und immer wieder weiter gerückt: Die Hühner haben dadurch einen großen Auslauf. "Zum Eierlegen und zum Schlafen gehen die Hühner dann in ihr Hotel", erklärt Epting. Er spricht von einer Art gläserner Produktion: Denn die Kunden sehen mit ihren eigenen Augen, wie die Produkte hergestellt werden, sie sehen, wie gut es den Tieren geht.

Neben Kühen und Hühnern gehören auch Hasen, Schafe, Esel, Katzen, ein Hängebauchschwein und ein Hund zum Krauthäusle-Hof. "Unser kleiner Streichelzoo ist eine Art Hobby, ein Ausgleich. Ich finde, das gehört einfach dazu und macht das Angebot rund. Das fasziniert die Leute sehr", sagt Epting. Er weiß, dass manche Besucher – auch Kinder – am Anfang extreme Berührungsängste haben. "Da kann man bei Schulklassen- und Kindergartenbesuchen mit ganz wenig extrem viel erreichen", sagt der Landwirt.

Eptings Begeisterung wirkt offensichtlich ansteckend: Die beiden Praktikanten Louis Sänger und Jonas Vorberg aus Nordrhein-Westfalen, die seit zehn Tagen auf dem Hof in Erdmannsweiler hinter die Kulissen der landwirtschaftlichen Arbeit schauen, kommen auf jeden Fall so richtig ins Schwärmen. "Ich finde, jeder muss mal so eine Erfahrung gemacht haben, um die Arbeit der Landwirte richtig wertzuschätzen", sagt Vorberg. "Es ist extrem viel Arbeit, und man kann sich kaum eine Auszeit nehmen. Aber es macht irrsinnig viel Spaß. Und wir haben uns sehr schnell in diese Hofgemeinschaft eingelebt", sagt der Praktikant. Das ist wichtig: Die beiden Waldorfschüler aus dem Norden dürfen auf dem Krauthäusle-Hof nicht nur zuschauen, sondern vom ersten Tag an auch kräftig mit anpacken. "Ich kann mir aber ehrlich gesagt nicht vorstellen, das beruflich zu machen", gibt Vorberg zu.

Ganz anders Mark Lehmann. Der 19-Jährige ist selbst auf dem Bauernhof aufgewachsen und macht seit August seine Ausbildung bei Klaus Epting. "Mir macht die praktische Arbeit, die Abwechslung und die Möglichkeit, viel draußen zu sein, viel Spaß", verrät der Azubi. Auch Epting spart nicht mit Lob für seinen Lehrling: "Er ist mit Begeisterung dabei, kommt immer gern. Es passt einfach für die beiden Seiten."

Wichtig sind in diesem Beruf Liebe zum Tier, Flexibilität und die Begeisterung für die Landwirtschaft, fügt Epting hinzu. "Acht-Stunden-Arbeitstage gibt es bei uns nicht. Die Tage sind lang, aber wir haben immer wieder Pausen und Ruhezeiten. Die Arbeit in der Natur ist oft auch gleichzeitig Erholung", weiß er. "Von den Tieren bekommt man schnell Feedback, ob es ihnen gut geht. Aber auch sonst gibt es meiner Meinung nach nur wenige Berufe, in denen man den Erfolg seiner Arbeit so unmittelbar sieht wie in der Landwirtschaft." Und: Dieser Beruf hat auf jeden Fall Zukunft.