Das Landespolizeiorchesters, geleitet von Stefan R. Halder, mit Kemal Gekic (links) am Flügel, begeistert Zuhörer. Foto: Kouba Foto: Schwarzwälder Bote

Landespolizeiorchester: Phänomenale Gestaltung des Klavierparts / Samstagskonzerte

Königsfeld. In der Reihe der Samstagskonzerte der Geistigen Nothilfe Königsfeld nahm das Landespolizeiorchester Baden-Württemberg einen außergewöhnlichen Platz ein. Organisator Reinhard Becker sorgte für ein Programm mit Alleinstellungsmerkmalen.

In zwei Sektionen wurden Werke von Strawinsky und Gershwin geboten. Als der letzte Akkord der "Rhapsody in Blue" ertönte, war das Publikum nicht mehr zu halten. Ungeheurer, herzlich-frenetischer Beifall brandete in Wellen in den Kirchensaal. Grund: eine ansprechende, perfekte Wiedergabe. Keinen Makel gab es beim Klarinetten-Glissando, mit dem die bluesige Komposition steht oder fällt. Daneben sorgte Kemal Gekic am Flügel für eine phänomenale Gestaltung des Klavierparts. Mit vollkommener, legerer Formung der kadenzartigen Intermezzi, mit enormer Kraft und Intensität, gekonnter Dynamik vom Piano zum dreigestrichenen Forte, nötigem Drive, grollenden Bässen und gekonnten Überleitungen zu den sinfonischen Klängen des Orchesters, wurde ein packendes Ganzes geschaffen. Umsichtig und präzise hatte der Dirigent alles in der Hand und setzte zielgenau den Taktstock ein.

Plastisch wurde auch "An American in Paris" in Szene gesetzt. Der Tourist war Gershwin, der seine ganze Gefühlswelt im Pendel zwischen alter und neuer Welt bekundete, seine Impressionen im Ragtime-Stil schilderte, sich nicht vor Cow-Bells oder Autohupen scheute sowie Blues und Charleston Raum gab. Er schlenderte durch die französische Hauptstadt, wobei Xylofon, Englischhorn, Marimba, Tuba oder gestopfte Trompeten für Kolorit sorgten.

Ein Choral eröffnete das Programm – Reminiszenz an den Kirchensaal und Geburtstagsgruß an den Solo-Oboisten. Bei Igor Strawinskys "Sinfonie für 23 Blasinstrumente" konnte man sich nicht zurücklehnen. Die Verfolgung von dissonanten Klängen, von Rhythmus-, Tempo- und Taktveränderungen, das Nachspüren des segmentartigen Aufbaus, die Aufnahme breiter Akkorde und Klangschichtungen, die Klangdimensionen von Flöten, Saxofonen, Klarinetten und Oboen waren zu begreifen, um festzustellen "so reizend können Dissonanzen sein". Das einmalige Konzerterlebnis wurde mit dem "Concerto pour piano et orchestre d’harmonie" und dem auswendig spielenden Pianisten erhöht. Breit angelegt war der Kopfsatz, einem Religioso kam teilweise das zweite Largo gleich und griffig-effektvoll erklangen jazzige und Fugato-Elemente mit Stretta-Schluss.