Während des Vortrags wird zu den praktischen Mitmachübungen eingeladen, die beim Publikum großen Anklang finden. Foto: Bösinger Foto: Schwarzwälder Bote

Gesundheit: Roland Liebscher-Bracht spricht über Methoden der Schmerzbekämpfung

Roland Liebscher-Bracht ist Schmerzspezialist und hat mit seinem Bestseller "Deutschland hat Rücken" die Menschen begeistert. Mit einem Vortrag war er nun in Königsfeld zu Gast.

Königsfeld. Der Andrang war riesig. Schon eine halbe Stunde bevor der Vortrag "Deutschland hat Rücken" begann, war der Kirchensaal der Herrnhuter Brüdergemeine bis auf den letzten Platz belegt.

Die Menschen stehen Schlange, um Roland Liebscher-Brachts Vortrag über Rückenschmerzen zu hören. Dabei sind diese Schmerzen eigentlich am leichtesten zu behandeln, so Liebscher- Bracht. Trotzdem seien die Fälle in den letzten Jahren um 160 Prozent gestiegen – und immer mehr junge Leute sind davon betroffen. Woran liegt das?

Bei diesem Thema gäbe es viele Ungereimtheiten, die der Referent erklärte. 90 Prozent der Rückenschmerzen sind unspezifisch. Es ist also "nichts zu sehen". Bei dieser Form wird im Körper auch nichts geschädigt. Man könne diese ungefährlichen Schmerzen daran erkennen, ob sie sich durch Entspannung wie Wärme von selbst auflösen.

Liebscher-Bracht klärte auf, dass man tagtäglich nur fünf bis zehn Prozent der Muskeln bewegt, und dadurch die Faszien, die Weichkomponenten des Bindegewebes, verfilzen. Also bringt das Schonen des Körpers überhaupt nichts.

Man müsse dagegen regelmäßig Übungen machen, bei denen die verschiedensten Bewegungen ausgeführt werden. Ein weiterer Faktor, der schnell zu Schmerzen führen kann, ist die Spannung im Körper. Zu viel Sitzen sorgt zum Beispiel dafür, dass der Rückenstrecker überbeansprucht wird. Überlastungsschmerz ist die Folge.

Auch beim Autofahren kann es zu Schmerzen kommen, wenn man längere Zeit mit schlechter Haltung am Steuer sitzt. Beim Aufrichten wird die Kraft auf die Bandscheiben sehr groß. Zwar würde der vom Gehirn gesendete Alarmschmerz das Platzen der Bandscheiben abwehren, jedoch verhindern wir das selbst, indem wir uns mit viel zu hoher Geschwindigkeit aufrichten.

Das Gleiche gilt auch für den Hexenschuss, bei dem durch ein zu schnelles Aufrichten eine große Spannung erzeugt wird, da sich die Muskeln plötzlich zusammenziehen. Die Muskulatur gerät in einen Schockzustand, und keine Bewegung ist mehr möglich. Es hängt also alles damit zusammen, wie viel man sich bewegt und wie viel Spannung aufgebaut wird. Denn die Spannung sorgt für Schmerzen. Wenn sich die Spannung löst, kann sich der Köper von selbst heilen.

Schmerzmittel helfen da langfristig nicht. Sie unterdrücken nur den Alarmschmerz, welcher dem Menschen helfen würde zu reagieren. Man solle heilen, anstatt zu unterdrücken, findet Liebscher-Bracht. Es ist wichtig, den Grund der Schmerzen wieder zu normalisieren und ihn nicht zu ignorieren. Oftmals liegen die Gründe bei indirekten Faktoren. Bei Hüftschmerzen reicht es einfach, den Schlafplatz zu verändern oder das Auto zu wechseln. Wichtig ist eben, den Auslöser zu finden und dann darauf zu reagieren.

Selbsthilfe ist wichtig

Um Schmerzen zu kontrollieren und Spannungen aufzulösen, empfiehlt Liebscher- Bracht zum einen die Osteopressur, das sogenannte "Knochendrücken", das einen direkten Weg zum Gehirn herstellt und die Spannungen dann "resetet". Aber auch tägliche Übungen und Hilfsmittel wie Gummibänder und Faszienrollen helfen, Schmerzen zu verhindern oder einzudämmen.

Bei Rückenschmerzen muss man nicht gleich mit dem Schlimmsten rechnen, sondern kann in den meisten Fällen Selbsthilfe leisten.