Die Drohne startet zum Testflug. Foto: Reich

Vier Drohnen werden vom Frühjahr an zwischen dem Zollernalb-Klinikum in Balingen und Albstadt hin- und herfliegen. Sie transportieren Laborproben, Blutkonserven und Ähnliches.

Balingen - Sie wiegen sechseinhalb Kilo, fliegen 60 Kilometer schnell und können bis zu einem Kilogramm transportieren: Voraussichtlich vom kommenden Mai an pendeln vier medizinische Transportdrohnen zwischen dem Zollernalbklinikum in Albstadt-Ebingen und in Balingen.

Sie helfen, schneller und ökologisch sauberer dringend benötigte Materialien zu befördern. Gedacht ist dabei an Proben, die ins Zentrallabor Balingen transportiert werden müssen, an Blutkonserven und -seren, Impfstoffe, Medikamente und Dokumente.

Staus sind den Drohnen egal

Der Vorteil: Die Fluggeräte müssen sich um keinen Stau scheren. 26 Minuten braucht ein Auto durchschnittlich von Balingen nach Albstadt, die fliegenden Roboter schaffen die Strecke in zwölf Minuten. Ein weiterer Vorteil: Die Ökobilanz der Drohnen ist wesentlich besser als beim Transport auf der Straße. Für die 18,4 Kilometer auf der Straße zwischen Balingen und Albstadt verursacht ein Benzinauto – bei acht Fahrten pro Tag – jährlich 9400 Kilogramm Kohlendioxid, ein Diesel 8330 und ein Elektrofahrzeug 4030. Eine Drohne bringt es gerade einmal auf 224 Kilogramm.

Zudem sind die fliegenden Apotheken billiger: Pro Tag schlagen die Fahrten mit dem Auto mit 55 Euro zu Buche, die Drohnen liegen bei 45 Euro. Was die Anschaffung der vier Drohnen kostet, darüber schweigt das Zollernalb-Klinikum.

Sichere Technik vom Berliner Startup

Das Ziel des jeweiligen Flugs, also das Krankenhaus in Albstadt oder Balingen, ist den Transportdrohnen fest einprogrammiert, verfliegen also ausgeschlossen. Falls trotzdem einmal etwas schiefgehen könnte, wird jeder Flug von einem Techniker in der Zentrale in Berlin kontrolliert, der gegebenenfalls eingreifen kann.

Berlin deshalb, weil die Fluggeräte von einer Startup-Firma entwickelt wurden, die aus einem Projekt der TU Berlin hervorgegangen ist. Diese hat sich auch viele Gedanken um die Sicherheit der Geräte gemacht, doppelt so viele Rotoren eingebaut wie nötig, eine Ersatzbatterie installiert und für den Fall der Fälle die kleinen Flieger mit einem Fallschirm ausgestattet. Landet die Maschine am Rettungsschirm, ist ihre Aufprallgeschwindigkeit dann so, als würde sie von einem Tisch fallen. Um die Drohnen vor unautorisiertem Gebrauch zu schützen, können sie nur mit einer speziellen App geöffnet werden.

Im Mai soll der Erstflug im Kreis sein

Regen macht den Geräten auch nichts aus, ihr Deckel ist dicht, zudem sind die zu transportierenden Materialien in einer speziellen Box geschützt. Auch ein Windstoß ist ihnen egal, lediglich bei Sturm oder Gewitter müssen sie am Boden bleiben.

An den Start gehen sollen die Flugmaschinen im kommenden Frühjahr. Im Mai sollen sie das erste Mal fliegen, die Verantwortlichen der Berliner Firma wünschen sich sogar einen früheren Einsatz, doch die behördliche Zulassung ist umständlich.

"Die Genehmigungsverfahren sind ätzend"

Zwar sind die Anträge beim Luftfahrtbundesamt längst gestellt, doch: "Die Genehmigungsverfahren sind sehr ätzend", brachte es Landrat Günther-Martin Pauli bei der Präsentation der Drohnen in der Balinger Bizerba-Arena auf den Punkt.

In einer ersten, vierwöchigen Testphase gilt es, die Flugroute zu erproben. Das geschieht durch Mitarbeiter des Herstellers. Im folgenden Zeitraum werden die Abläufe gemeinsam mit Angestellten des Klinikums verfeinert. Schließlich sollen vier Drohnen im Routinebetrieb zehn Flüge pro Tag absolvieren.