In Jungbeständen muss immer wieder ausgelichtet werden, damit sich ein stabiler, vielfältiger Wald entwickeln kann. Foto: Tröger

Wie steht es um den Gemeindewald? Mit dieser Frage und den im Forstwirtschaftsjahr 2022 geplanten Maßnahmen beschäftigte sich der Simmozheimer Gemeinderat in der letzten Sitzung dieses Jahres.

Simmozheim - Erstmalig stellte sich die stellvertretende Leiterin der Abteilung Forstbetrieb und Jagd am Landratsamt Calw, Inge Hormel, den Räten vor. Sie beleuchtete die Situation der Wälder im Allgemeinen, die unter zunehmender Trockenheit und steigenden Temperaturen leiden. Waren bis 2018 vor allem Nadelbäume und hier speziell die Fichten von Dürren und Borkenkäferfraß betroffen, so treten seit dem Sommer 2019 landes- und bundesweit Schäden an nahezu allen Baumarten auf. Hormel zeigte Fotos von Tannen, deren rote Kronenbereiche ein Anzeichen für Mangelversorgung sind ebenso wie die lichter werdenden Kronen bei alten Buchen. Allerdings konnte sie für den Simmozheimer Wald noch ein positives Zeichen setzen: "Die Schäden hier sind im Vergleich zu anderen Gebieten im Schwarzwald vergleichsweise gering, weil sie hier viele Jungbestände haben."

Risikominimierung durch Pflege der Mischbaumarten

Risikominimierung durch Pflege der Mischbaumarten und den Wald auf viele junge Füße zu stellen, sei weiter oberste Maxime, damit der Wald mit dem Klimawandel umgehen kann. "Seit 1997 nach den Stürmen ›Lothar‹ und ›Wiebke‹ haben wir im Forst schon auf Vielfalt hingearbeitet", so die Fachfrau. Und auch Revierleiter Jürgen Martinek betonte: "Wir stellen uns im Gemeindewald intensiv kleinflächig auf mit arten- und altersgemischten Bäumen". Und man müsse schauen, dass sich der Wald aus sich selbst heraus verjüngt, deshalb sei die Naturverjüngung der Pflanzung auf jeden Fall vorzuziehen. Man wisse jedoch nicht, welche Baumarten wirklich mit den sich ändernden Bedingungen zurechtkommen, deshalb gelte es, sich so breit wie möglich aufzustellen. Denn "naturverjüngte Bäume wachsen im sich ändernden Klima auf und sind deshalb besser angepasst". Im Simmozheimer Wald habe man jetzt schon extrem trockene Standorte mit Bäumen, die damit klarkommen, wie Spitzahorn, Hainbuche, Elsbeere zum Beispiel, ergänzte Martinek. Entscheidend sei auch dort die Mischung, damit "wenn einer keine Lust mehr hat, ein anderer einspringen kann".

"Ich habe schon vor zehn Jahren angeregt, mehr Douglasien auszusäen und zu pflanzen. Jetzt sollen wieder – laut Forstbetriebsplan – Kiefern gepflanzt werden, die nachher keinen Wert als Bauholz haben", monierte Gemeinderat Friedbert Baral. Auch sieht er die Zukunft nicht in ganz reinem Mischwald, lieber hätte er Flächen nur mit Douglasien oder nur mit Tannen. "Kiefern pflanzen wir im Gerechtigkeitswald auf stauenden Standorten, deren Tonschichten manche Bäume nicht durchwurzeln", entgegnete Martinek, "hier Douglasien zu pflanzen, wäre Frevel". Meint, sie würden nicht groß werden. "Die Strategie muss sein: Der Wald muss sich so früh wie möglich verjüngen, auch der nachfolgende Bestand", betonte er noch einmal, "unsere Wälder werden zukünftig jünger werden. Das ist eine Prognose von mir, ob sie stimmt, weiß ich nicht", so sein Ausblick. "Wir pflanzen immer weniger junge Bäume als wir uns vornehmen", nahm auch Ratsmitglied Eugen Häberle Bezug auf den Vollzug des Betriebsplans für 2021, den Martinek in der Sitzung vorlegte. Unter den geschilderten Klima-Herausforderungen wäre es doch gut, den Plan zu erfüllen, so Häberle.

Planmäßig geerntet

2021 wurden im Simmozheimer Wald nahezu planmäßig rund 1300 Festmeter Holz geerntet, die zufällige Nutzung (durch Sturm, Trockenheit und Käferbefall geschädigtes Holz) lag bei nur noch 13 Prozent (2018 bis 2020 bei etwa 34 Prozent). Der Haushaltsplan sah ein Minus von rund 9900 Euro vor. Zum Ende November 2021 stehen Ausgaben von 72 680 Euro Einnahmen von 78 270 Euro gegenüber. Durch gestiegene Holzpreise und geringere Erntekosten konnte so ein Plus von rund 5600 Euro erwirtschaftet werden.

Der Wirtschaftsplan für 2022 sieht einen Holzeinschlag von 1380 Festmetern vor, die einen Ertrag von 79 000 Euro bringen sollen. Die Menge entspricht etwa der jährlichen Einschlagmenge von 1370 Festmetern, die in der jüngsten, für die nächsten zehn Jahre geltenden Forsteinrichtung festgelegt wurde. Die vorgeschlagene Nutzung erfolgt unter der Prämisse einer naturnahen Waldbewirtschaftung mit dem Ziel, stabile, strukturreiche Mischbestände zu schaffen. Der Plan geht von Gesamteinnahmen von 89 300 Euro aus, an geplanten Ausgaben sind 83 200 Euro eingestellt. "Das Wohl und Wehe des Plans hängt zum großen Teil vom Holzpreis ab", sagte Martinek. Für Ende 2022 rechnet er untern Strich mit einer schwarzen Null, einem Plus von 6100 Euro.

Neue Waldgeneration

In den älteren Beständen im Gemeindewald wächst bereits die neue Waldgeneration durch die Naturverjüngung nach (abgeworfene Samen der Altbäume treiben aus) und es gibt keine größeren Kahlflächen. Im kommenden Jahr sind ergänzende Pflanzungen von 600 Spitzahornen, 600 Hainbuchen und 800 Kiefern auf insgesamt 0,9 Hektar vorgesehen. Weiter sollen die Jungbestände auf 5,4 Hektar durchgearbeitet und gepflegt werden.