Betätigungsmöglichkeiten bietet die Tailfinger Kinderstadt mehr als genug. Foto: Birgit Bech

Drei Jahre lang mussten die Kinder im Talgang in den Osterferien ohne die „Kinderstadt“ der evangelischen Kirchengemeinde Tailfingen auskommen. Jetzt öffnet sie wieder ihre Tore – aber nicht wie sonst auf Stiegel, sondern auf dem Waldheim.

Der Schauplatz ist ein anderer, denn das Gemeindezentrum Stiegel wird saniert und steht deshalb nicht als „Kinderstadtlandschaft“ zur Verfügung. Kein Problem, es gibt ja die probate Alternative, das Tailfinger Waldheim, das jedes Jahr im August zur Ferienspielwiese für über 200 Kinder mutiert. Für die Bewohner der „Kinderstadt“ dürfte es groß genug sein – in Spitzenzeiten waren es einmal 220, aber da platzte Stiegel aus allen Nähten. In diesem Frühjahr rechnet Cheforganisatorin Birgit Bech mit 100 bis 150 Kindern – nach drei Jahren coronabedingter Kinderstadt-Karenz ist in dieser Hinsicht Blindflug angesagt.

Kommen darf jedes Kind im Alter zwischen fünf und zwölf Jahren – zwar ist die Kinderstadt ein Produkt der evangelischen Kinderbibelwochenarbeit und biblische Themen integraler Bestandteil des Angebots, aber auch Kinder aus muslimischen oder glaubensfernen Familien sind willkommen und nehmen das Angebot erfahrungsgemäß gerne an. Das Konzept ist ausdrücklich ein offenes – und bewährt.

Mit Kinderstadtausweis und Kindertalerguthaben

Und so sieht es aus: Die Kinderstadt ist ein kleiner städtischer Kosmos, der nach ganz ähnlichen Regeln funktioniert wie die urbane Realität jenseits ihrer Grenzen: Ihre Bewohnerinnen und Bewohner bekommen eigene Kinderstadtausweise ausgestellt und als Startkapital drei Kindertaler ausgehändigt; was sie sonst noch für die Teilhabe am Kinderstadtleben benötigen, müssen sie sich selbst verdienen.

Ein Brennpunkt des urbanen Lebens

Möglichkeiten dürfte es mehr als genug geben – und fürs Geldausgeben gilt dasselbe: Die Tailfinger Kinderstadt ist seit jeher ein Brennpunkt des gewerblichen, geschäftlichen und kulturellen Lebens, von dem sich viele andere städtische Zentren eine dicke Scheibe abschneiden können: Da gibt es den Schmuckladen, die Steinmetzwerkstatt, das Tattoo-Studio, den Beautysalon, die Muckibude, eine Musikschule, das Tanzstudio, die Gärtnerei, die Chocolaterie und selbstverständlich Restaurant und Cocktailbar. Sprich: jede Menge Optionen, sich einen Kindertaler zu verdienen, und gerade so viele, ihn wieder auszugeben.

Der Turmbau zu Tailfingen – die Kinderstadt ist eine Heimstatt urbaner Architektur. Foto: Bech

Keine konvertierbare Währung

Naturgemäß fällt das den Elfjährigen leichter als den Fünfjährigen – allerdings, weiß Birgit Bech aus Erfahrung, dass Kinderstädter und -städterinnen ein ausgeprägte soziale Ader haben und gerne mal andere in Kurzfilmkino einladen oder einen in der Cocktailbar springen lassen: Wer etwas wirklich will bekommt es auch; Snacks und Getränke gibt es im übrigen auch kostenlos. Bettelei ist unbekannt; allerdings kann sich Bech an kleine Kapitalisten erinnern, die am letzten von drei Tagen mit 80 Kindertalern Guthaben dastanden und feststellen musten, dass diese Währung nicht in Euro konvertierbar ist. Fürs Ausgeben war es zu spät; dafür saß die Lektion: Sparsamkeit lohnt sich prinzipiell – aber nicht immer.

„Willkommen in Biblikos“

Indes ist Mammon nicht alles, schon gar nicht in einer Stadt, die vom Team der Kinderbibeltage- und -woche am Laufen gehalten wird. Das Motto der diesjährigen Kinderstadt lautet „Willkommen im Erlebnispark Biblikos“, es geht um Jesus und seine Jünger, und ein Bibeltheater gibt es auch.

Die Kinderstadt öffnet am Mittwoch, 12., Donnerstag, 13., und Freitag, 14. April, immer von 14 bis 17 Uhr; die Eintrittsgebühr kostet drei Euro.