Kinder sollten Sport treiben, sagen die Wissenschaftler. Foto: Grubitzsch

Stiftung zieht zufriedene Bilanz des Ernährungs- und Bewegungsprogramms für Kinder.

Stuttgart - Wissenschaftler fordern seit Jahren, dass Kinder sich mehr an der frischen Luft bewegen müssen. Dass auf diesem Gebiet großer Nachholbedarf besteht, belegt die Statistik. Die Sechs- bis 13-Jährigen verbringen im Schnitt drei Stunden pro Tag mit der Mediennutzung, egal ob am Computer oder vor dem Fernseher. Das geht auf Kosten der Bewegung - und zulasten des Gewichts. Während zwischen 1985 und 2000 nur jedes zehnte Kind an Übergewicht gelitten hat, sind bei den Drei- bis Sechsjährigen inzwischen schon rund neun Prozent übergewichtig, bei den Sieben- bis Zehnjährigen sind es fast 15 Prozent, und bei den Elf- bis 13-Jährigen gar knapp 19 Prozent.

Die Baden-Württemberg- Stiftung initiierte vor fünf Jahren das Programm "Komm mit in das gesunde Boot". Die Idee: 1300 Kindertagesstätten und rund 400 Grundschulen im Südwesten erhalten zusammen rund zehn Millionen Euro, um gezielte Initiativen für mehr Bewegung und eine gesündere Ernährung zu ermöglichen. Das Angebot war entsprechend breit gefächert. Über Wochen hinweg wurden in den Kindergärten gemeinsam gesunde Lebensmittel eingekauft und zubereitet. So wurde aus der Paprika und den Radieschen samt der Möhre ein Piratenschiff, das manchem Kind offenbar deutlich besser schmeckte als das süße Stückchen in der Vesperdose. Parallel dazu gab es zweimal pro Woche gezielte Bewegungsspiele, in denen es um Ausdauer, Schnelligkeit, Koordination und Gleichgewicht ging. Ganz ähnlich sahen die Initiativen in den Grundschulen aus, in denen der Unterricht immer mal wieder für Entspannungsübungen unterbrochen wurde und es in den Pausen gezielt Mineralwasser gab.

Gestern stellten Wissenschaftler die Ergebnisse der Projekte vor. Und siehe da: In den beteiligten Kindergartengruppen und Schulklassen hat sich das Ernährungs- und Bewegungsverhalten der Kinder deutlich verbessert. So hatten viele Kinder vor Beginn des Programms nur eine Portion Gemüse täglich gegessen, danach waren es drei Portionen. Gleiches gilt beim Obst. Auch im Bereich der Bewegung sorgten die Angebote offenbar für ein Umdenken. Während ein Großteil der statistisch erfassten Kinder vor Beginn des Programms täglich rund 10,5 Stunden im Sitzen verbrachte, waren es danach nur noch gut zehn Stunden. Medizinische Untersuchungen ergaben zudem, dass sich die Blutwerte der Kinder deutlich verbessert hatten und der Anteil des Körperfetts abnahm.

Wissenschaftler wie Joachim Fischer vom Mannheimer Institut für Public Health und Jürgen Steinacker von der Uniklinik Ulm appellierten an die grün-rote Landesregierung, bei der Ausbildung der Erzieherinnen und der Lehrer umzusteuern.

"70 Prozent der Grundschullehrer haben keinen Sporthintergrund. Das muss man denen zeigen", warb Steinacker. Auch bei den Kindergärtnerinnen müsste ein "höheres Gewicht auf die Vermittlung von Kompetenzen zu Bewegung und Ernährung" gelegt werden.