Mit dem Humusprojekt nimmt der Naturpark eine Vorreiterrolle ein. CO2 soll im Boden gebunden werden, der Humus wertet das Ackerland auf. Foto: Armbruster

Schlechte Nachrichten für den Naturpark Schwarzwald Mitte/Nord: Dieses Jahr bekommt er keine neuen EU-Fördergelder. Die wichtigsten Projekte – im Bereich Bildung und die Naturpark-Märkte – sollen aber weiterlaufen. Das wurde nach der Hauptversammlung in Fischerbach bekannt gegeben.

Im Schnitt bekommt der Naturpark jährlich 620 000 Euro an EU-Fördergeldern. Die dieser Förderung zugrunde liegende „Gemeinsame Agrarpolitik“ (GAP) der EU sei zum 1. Januar 2023 neu gefasst worden, erklärte Naturpark-Vorsitzender Christian Dusch am Dienstagmittag bei einer Pressekonferenz in Fischerbach. Daher müsse auch das Land eine neue Förderrichtlinie beschließen. „Das ist bisher, und nach unserem Wissenstand auch bis heute, nicht geschehen“, sagte Dusch am Dienstag. Wo keine Förderrichtlinie besteht, können keine Gelder fließen – und der Naturpark geht in diesem Jahr leer aus, kann also kein Geld an seine Projektträger weitergeben. Ein kleiner Hoffnungsschimmer: Für die Jahre 2024 und 2025 gebe es bereits das vorsichtige Signal, dass die Lage sich ändern könnte. Aus Restmitteln der EU-Förderung seien außerdem jetzt noch 200 000 Euro verfügbar.

Neben EU-Geldern erhält der Naturpark außerdem nationale Fördergelder. Auch hier muss er Abstriche machen: Statt wie bisher im Schnitt 160 000 Euro fließen dieses Jahr nur 80 000 Euro. Das sei das Ergebnis „eines komplizierten Kürzungsmechanismus’“, so Naturpark-Geschäftsführer Karl-Heinz Dunker.

Essenzielle Projekte werden am Laufen gehalten

„Wir müssen 2023 mit angezogener Handbremse fahren“, sagte Dusch. Wichtig sei, die essenziellen Projekte am Laufen zu halten – im Bereich Bildung und die Naturpark-Märkte, hieß es auf Nachfrage.

Zunächst hatte Dusch kurz über den Naturpark, dessen Hauptversammlung am Dienstagvormittag in Fischerbach stattgefunden hatte, informiert und stellte selbstbewusst fest: „Wenn es uns nicht gäbe, müsste man uns erfinden.“ Der Naturpark wolle die Region erlebbar machen, um die Menschen so zu motivieren, sie zu schützen. Inzwischen gehören zu seinen Handlungsfeldern die Bereiche Bildung, Klima und regionale Vermarktung. Diese würden vernetzt miteinander betrachtet.

Bei den Naturpark-Kindergärten und -Schulen ist die Nachfrage hoch: Aktuell sind sechs Kita zertifiziert, bis Juni werden es acht sein. Im Laufe des Jahres 2023 steigt die Zahl der Naturpark-Schulen von 20 auf 25. Die Kinder werden von Experten für Themen wie Naturschutz sensibilisiert, unternehmen Exkursionen oder lernen altes Handwerk kennen. Auch die Ernährung – im Sinne von Regionalität etwa die Frage, wo das Essen überhaupt herkommt – sei ein wichtiger Baustein bei der Bildung. Mit dem „Klimakochtheater“ nimmt der Naturpark eine Vorreiterrolle ein. Das Projekt läuft seit 2022 und wird derzeit ausgewertet.

Seit gut einem Jahr läuft außerdem das Naturpark-Humusprojekt. Wie Dunker erläuterte, geht es dabei darum, Böden mit Humus anzureichern und dadurch CO₂ zu binden. „Das ist ein kleiner Beitrag gegen die Klimakrise“, sagte Dunker. Auch im Schwarzwald wolle man seinen Teil beitragen. Außerdem leiste man mit dem Projekt Pionierarbeit.

Humusprojekt soll CO2 in Böden binden

Vorteil für die teilnehmenden Landwirte: Humusreicher Boden sei strapazierfähiger. Im extrem trockenen Sommer 2022 hätten die Pflanzen auf den Flächen, die entsprechend bewirtschaftet wurden, länger durchgehalten. Das Projekt läuft in enger Zusammenarbeit mit Landwirtschaftsverwaltungen und Bauernverbänden, die Landwirte selbst informieren sich gegenseitig in einem Netzwerk darüber, wie sie auf ihren Flächen Humus aufbauen können. Sie können von Unternehmen in der Region Humusprämien erhalten.

Darüber hinaus ist die Entwicklung und Förderung regionaler Produkte wichtig für den Naturpark. Florian Kling, einer der stellvertretenden Vorsitzenden, ging kurz darauf ein. Regionale Produkte stärkten das Heimatgefühl und trügen zur Wertschöpfung in der Region bei. Insgesamt 24 Naturpark-Märkte werden veranstaltet. Das Projekt „Wilde Sau“, das das Wildschwein in den Fokus von Konsumenten rückt, wird jetzt sogar von zwei weiteren Naturparken übernommen.

Karl-Heinz Dunker (von links), Florian Kling, Christian Dusch, Thomas Schneider und Richard Weith informierten über die anstehenden Herausforderungen für den Nationalpark. Weith ist neu im Vorstand.

Neues Vorstandsmitglied

Bisher war Siegfried Scheffold einer von zwei stellvertretenden Vorsitzenden des Naturparks. Der ehemalige Bürgermeister von Hornberg war elf Jahre lang Vorstandsmitglied. Zu seinem Nachfolger wurde Richard Weith, Bürgermeister von Oberharmersbach, gewählt. Er sagte, typische Schwarzwaldgemeinden wie Oberharmersbach würden maßgeblich vom Tourismus leben. Der Naturpark leiste einen wesentlichen Beitrag dazu, diesen maßgeblich in Wert zu setzen. Dass der Naturpark-Markt inzwischen beim Kirchenpatrozinium stattfinde, zeige die enge Verzahnung des Naturparks mit lokalen Themen.