Die Wollschweine wühlen in der Erde und schaffen so seltenen Pflanzenarten die Möglichkeit zu treiben. Foto: Lipowskiy

Auf der Sauweide wachsen wieder Pflanzen, die in Deutschland als gefährdet oder ausgestorben galten.

Kehl-Kork - Überregional sorgen die Wollschweine von Sascha Hummel aus Kehl-Kork derzeit für Schlagzeilen: Auf ihrer Weide haben sich Pflanzen angesiedelt, die in Deutschland als stark gefährdet oder gar ausgestorben galten.

Nicht nur bei den Artenschutzexperten des Regierungspräsidiums stoßen die Wollschweine auf Interesse, zwei Studenten der Universität Regensburg schreiben ihre Diplomarbeit über die Korker Schweineweide. Denn: Auf der Korker Sauweide von Schweinehirte Hummel hat sich seit Projektbeginn im Jahr 2013 einiges getan. Die Mangalitzenschweine, die zu den letzten erhaltenen europäischen Landschweinen und autochthonen Nutztierrassen Mitteleuropas gehören, graben auf ihrer Weide fleißig die Bodendecke um.

Dadurch bringen sie die seltenen Pflanzenarten wieder zum Vorschein. "Sechs Ferkel sind in der vergangenen Woche auf die Welt gekommen", berichtet Hummel und freut sich über den Nachwuchs auf der Sauweide. Rund 100 Ferkel wurden seit Projektstart in Kehl-Kork geboren – 15 Mal konnte Hummel Schweineweibchen in ihrer Schwangerschaft beobachten. Der Nachwuchs ist ausschließlich zum Züchten gedacht. Daher zog jetzt auch ein ungarischer Eber auf der Weide ein.

Neben den Wollschweinen tummeln sich seit dem vergangenen Jahr auch Heckrinder und seit Kurzem auch ein Stier auf der Weide. "Heckrinder gehen auf die Rückzüchtungsversuche der Gebrüder Heck in den 1930er-Jahren zurück", erklärt Hummel. Ihr Ziel war eine Rückzüchtung zum Auerochsen, der im 16. Jahrhundert ausgestorben ist.

"So etwas wie die Korker Sauweide ist einzigartig in Deutschland"

Die Eigenschaften des Heckrinds sollen denen des Auerochsens ähneln. Die Kälber werden braun geboren, nach einiger Zeit verfärbt sich das Fell schwarz und auch die außergewöhnliche Statur bildet sich aus. Hummels Rinder haben ebenso wie die Wollschweine viele ursprüngliche Eigenschaften. "Sie sind widerstandsfähig gegen Hitze und Kälte und können daher das ganze Jahr über im Freien leben", betont er. Die Rinder dienen auf der Wiese als lebende Rasenmäher und können ohne Bedenken mit den Schweinen die Weiden tauschen. Momentan grasen sie aber im Sundheimer Grund.

Seit der Wiederbegründung der Schweineweide konnten die Artenschutzexperten des Regierungspräsidiums Freiburg bei ihren regelmäßigen Besuchen Neuansiedlungen seltener Pflanzenarten verzeichnen, die in Deutschland entweder als stark gefährdet oder als ausgestorben galten. Dazu gehören zum Beispiel der Klee- und der Pillenfarn, der Quirl-Tännel und der ysopblättrige Weiderich. Die seltenen Pflanzen können dort nur existieren, weil die Schweine den Boden immer wieder umgraben. "So etwas wie die Korker Sauweide ist einzigartig in Deutschland", betont Hummel. Das sei auch der Grund dafür, dass die Pflanzenarten woanders kaum vorkommen und weitgehend ausgestorben sind, sagen die Experten.