Alice Weidel. Foto: dpa

Kanzlerin habe alles falsch gemacht. Asylpolitik, Euro-Rettung, Rente, innere Sicherheit.

Kehl - Alice Weidel läuft schon im Wahlkampfmodus. Gerade ist sie zur Spitzenkandidatin der AfD in Baden-Württemberg für die Bundestagswahl gewählt worden, schon reitet sie ihre erste politische Attacke. Ihr Ziel: Angela Merkel (CDU). Ihr Fazit: Die Kanzlerin habe alles falsch gemacht. Asylpolitik, Euro-Rettung, Rente, innere Sicherheit – Weidel lässt kein gutes Haar an Merkel.

Und die Opposition im Bundestag? In ihren Augen ein Totalausfall. Erst wenn die AfD in den Bundestag einziehe, so Weidel selbstbewusst, werde wieder Recht und Gesetz eingefordert. Ihr Auftritt wirkt indes wie eine Flucht nach vorne. Gerade so, als wolle sie einen dicken Schlussstrich unter die politischen Turbulenzen der vergangenen Wochen ziehen. Die Botschaft: Jetzt wird Sachpolitik gemacht.

Die 37-Jährige ist nach eigenen Angaben mit zwei Dritteln der Delegiertenstimmen auf Listenplatz eins gewählt worden. Gegen drei Bewerber habe sie sich durchgesetzt. Neben Weidel sitzen die AfD-Kollegen, die es beim Parteitag auf die nächsten fünf Plätze der Kandidatenliste geschafft haben. Sie alle betonen die große Harmonie, in der das Treffen abgelaufen sei. Keine Rede von Flügelkämpfen und Intrigen.

Auch der umstrittene Ausschluss der Medien vom Parteitag der AfD wird von meisten anwesenden Vertretern der Partei unter der Kategorie "Lernprozess" eingeordnet. Allerdings könne Weidel die Delegierten verstehen, die die Presse nicht im Saal wollten. Es habe in der Vergangenheit viele unschöne Dinge gegeben, sagt die Politikerin aus Überlingen, so dass manche AfD-ler sogar um ihre Sicherheit fürchteten.

Vom Parteitag war auch ein Signal erwartet worden, in welche Richtung sich die AfD in Baden-Württemberg entwickeln würde. In den vergangenen Wochen hatte es ein Ringen zwischen einem liberal-konservativen und einem völkisch-nationalen Flügel gegeben. Auf den ersten Listenplätzen folgen nach Weidel der Stuttgarter Lothar Maier, Chef des AfD-Landesvorstands, Marc Jongen, der als einer der Chefideologen der Partei gilt, und schließlich Markus Frohnmaier, Vorsitzender der AfD-Jugendorganisation Junge Alternative, zuletzt Landtagskandidat im Schwarzwald-Baar-Kreis.

Auf Platz fünf wurde der Freiburger Thomas Seitz gewählt, ein Vertreter der völkisch-nationalen Strömung. Er ist auch Direktkandidat im Wahlkreis Emmendingen-Lahr. Gegen den Staatsanwalt läuft ein Disziplinarverfahren wegen einiger Facebook-Äußerungen. Merkels Flüchtlingspolitik sei der "Auftakt zur Vernichtung des deutschen Volkes", postete er etwa in dem sozialen Netzwerk. Seitz selbst sieht keinen Grund, diese Äußerungen zurückzunehmen. Wenn hochrangige deutsche Politiker den gewählten Präsidenten der USA als "Hassprediger" bezeichneten, sehe er nicht ein, sich in seiner Wortwahl zu mäßigen, sagt Seitz in Kehl.