Der Andrang auf die Tramzüge, die am Wochenende erstmals Fahrgäste mitnahmen, war so groß, dass der Fahrplan kurzerhand erweitert werden musste. Foto: Schauer

Volle Züge fahren über den Rhein. Deutsche und Franzosen feiern gemeinsam die Eröffnung der Linie D.

Kehl/Straßburg - Beim Tramfest ist auf beiden Seiten des Rheins ausgiebig gefeiert worden. Schönes Wetter und das Unterhaltungsprogramm lockten die Gäste in Scharen nach Kehl und Straßburg – und sorgten bei der Eröffnung der Linie D für volle Straßenbahnen.

Sowohl die Straßburger als auch die Kehler ließen ihrer Neugierde freien Lauf, testeten die grenzüberschreitende Linie D – die ihre Gäste zur Feier des Tages kostenlos beförderte – schon am frühen Samstagvormittag ausgiebig und fuhren in Scharen vom Bahnhof Kehl bis zur "Poterie".

Bei den Straßburger Verkehrsbetrieben CTS hatte man mit einem solchen Ansturm nicht einmal "in den kühnsten Träumen" gerechnet, wie die Verantwortlichen einräumten. Eigentlich sollte die Tram nach dem regulären Fahrplan verkehren. Um der Nachfrage Herr zu werden, ließen sie kurzerhand nicht nur alle zehn Minuten einen der 45,5 Meter langen Züge für 280 Personen rollen, sondern alle zwei Minuten. Und alle schwärmten von der "schönen langen Strecke über die zwei Brücken". Die neue Linie kommt an.

Auch Kanzleramtsminister Peter Altmaier, der als einer der Ehrengäste zur Jungfernfahrt eingeladen war, zeigte sich hingerissen. Die Tramlinie Straßburg-Kehl sieht Altmaier als "historischen Beweis dafür, dass die deutsch-französische Freundschaft rollt". Zum Fahrgefühl und zum Blick aus der Bahn über den Rhein meinte er: "C’est formidable" – "großartig".

Formidabel ging es aber auch ansonsten an beiden Tagen des Tramfests zu. In Kehl gab es unter anderem Operettenklänge – auf der anderen Rheinseite, im ehemaligen französischen Zollhof im Port du Rhin, lagen Jazz Manouche, Funk und Pop in der Luft. Überhaupt boten beide Städte ein volles Programm.

Die neue Straßenbahnverbindung dürfte aber auch künftig dafür sorgen, dass das kulturelle Angebot im Nachbarland häufiger genutzt wird. "Mit der Tram geht es jetzt öfter nach Straßburg", sagte etwa ein Paar aus Lahr im Getümmel des Port du Rhin.

Ortenauer Unternehmen suchen mit Infoständen nach neuen Mitarbeitern

Viele Blicke waren auch auf die Straßenbahn der Vergangenheit gerichtet. Vor dem Kehler Bahnhof wurde in Waggons hinter einer Dampflokomotive aus dem Jahr 1898 eine Ausstellung über die Straßenbahn vor fast einem Jahrhundert gezeigt. Ob Jung oder Alt, ob aus Kehl oder Straßburg – diese Zeitreise wollte sich kaum ein Besucher entgehen lassen.

In die Zukunft richtete sich der Blick dagegen im "Arbeitgeberdorf". Neun Unternehmen aus der Ortenau, die Mitarbeiter und vor allem Auszubildende suchen, präsentierten sich unter dem Motto: "Arbeit auf 360 Grad". "Wir müssen auch auf der linken Rheinseite suchen", betonten die Firmenvertreter – und hatten damit durchaus Erfolg. Am Samstag kamen junge Leute aus Straßburg schon ab 8 Uhr mit einer kompletten Bewerbungsmappen unter dem Arm, um sich möglichst gleich einen Arbeitsvertrag zu sichern – etwa am Stand von Zalando.

So bot die neue Tramlinie an beiden Tagen einen Grund, ausgiebig zu feiern. Der Alltag muss aber nun zeigen, was die Verbindung Straßburg-Kehl alles leisten kann.