Ob Kinder ab der ersten oder dritten Klasse Französisch lernen sollten, ist derzeit Gegenstand einer Debatte. Foto: Seeger

Kultusministerin lehnt Ausnahme ab

Kehl (red/vk). Für Kehl wird es wohl keine Sonderregelung für den Französisch-Unterricht in den ersten und zweiten Grundschulklassen geben: In einem Schreiben an Oberbürgermeister Toni Vetrano lehnt die baden-württembergische Kultusministerin Susanne Eisenmann eine Ausnahme für Kehl ab.

Laut Kehler Stadtverwaltung begründet Eisenmann ihre Haltung damit, dass Forschungsergebnisse gezeigt hätten, dass Kinder, die erst im dritten Schuljahr mit dem Erlernen einer Fremdsprache begännen, am Ende der Grundschulzeit ein genauso gutes Sprachniveau und in der siebten Klasse sogar bessere Ergebnisse erreichten als jene, die bereits in der ersten Klasse Fremdsprachenunterricht genossen hätten. Nicht betroffen von der Neuregelung seien bilinguale Klassen.

Vetrano, der Oberkircher OB Matthias Braun und die Wirtschaftsregion Ortenau hatten sich in Briefen an die Kultusministerin generell dafür eingesetzt, den Französischunterricht in den beiden ersten Klassen beizubehalten.

Kinder lernen künftig wohl erst ab der dritten Klasse Fremdsprachen

Vetrano hatte seine darin geäußerte Bitte um eine Ausnahmeregelung für Kehl damit begründet, dass Kehl und Straßburg eine gemeinsame Kinderkrippe betreiben, es in Kehl deutsch-französische Kindertageseinrichtungen gibt und Kehler Kinder in allen Kindergärten zumindest an die französische Sprache herangeführt werden. Diese Kinder liefen Gefahr, ihre in der Krippe und im Kindergarten erworbenen Sprachkenntnisse wieder zu verlieren, wenn sie in den ersten beiden Grundschulklassen keinen Kontakt mit der französischen Sprache mehr hätten (wir berichteten).

Eisenmann begrüße in ihrem Schreiben die Begegnungen Kehler Kinder mit der Fremdsprache in der Krippe und im Kindergarten zwar sehr und zähle die Entwicklung interkultureller Kompetenzen zu den Schlüsselqualifikationen von Schülern, berichtet die Stadtverwaltung, eine Sonderregelung für Kehl lehne sie jedoch ab. Eine Sondersituation bestehe aus Sicht der Ministerin an den bilingualen Grundschulen. Dort gebe es besonders günstige Voraussetzungen für "einen wirklich nachhaltigen Fremdsprachenunterricht in der Grundschule". Deshalb solle an diesen Standorten der Fremdsprachenunterricht wie bisher beibehalten werden, also in der ersten Klasse beginnen. Für alle anderen Grundschulen "liefern namhafte empirische Bildungsforscher gewichtige Argumente", so Eisenmann. Eine Untersuchung der Universitäten Bochum und Dortmund komme zu dem Befund, dass Kinder, die in der ersten Klasse mit Englisch begännen, sieben Jahre später in diesem Fach schlechter abschnitten als eine Vergleichsgruppe, die erst in der dritten Klasse begonnen habe.