Über die Trambrücke und andere Verbindungen über den Rhein kommen täglich viele französische Arbeitnehmer aus der Eurométropole Straßburg nach Kehl, um dort ihrem Beruf nachzugehen. Foto: Stadt Kehl

Arbeitssuchende Franzosen und deutsche Firmen sollen profitieren

Kehl (red/vk) - Wie kann der deutsche Arbeitsmarkt von französischen Kräften profitieren? Und wer ist Ansprechpartner bei Fragen? Darüber haben sich knapp 80 Firmenchefs beim Unternehmerforum in Kehl aufklären lassen.

Rund 93 000 Franzosen pendeln im gesamten Oberrheingebiet täglich über die Grenze, um in deutschen Firmen zu arbeiten. Vor allem Einwohner der Eurométropole Straßburg zieht es dabei auch nach Kehl. Den ansässigen Arbeitgebern bietet das laut Stadtverwaltung viele Vorteile – zumindest dann, wenn sie die damit einhergehenden bürokratischen Hürden zu nehmen wissen.

Dass grenzüberschreitende Zusammenarbeit sowohl für arbeitssuchende Franzosen als auch für deutsche Firmen Vorteile hat, hoben auch Pierre Horn, Referent des AFPA-Fortbildungsinstituts in Straßburg, und Barbara Hölscher-Busam vom Sprachenzentrum Interparla hervor. Jede zweite Firma klage mittlerweile über Fachkräftemangel.

Deutsche Arbeitgeber könnten deshalb von den Aus- und Weiterbildungen sowie Umschulungen enorm profitieren, die französische Arbeitssuchende für den Job in Deutschland qualifizierten. Kommunikation sei dabei allerdings der Schlüssel. Darum werde Wert darauf gelegt, die potenziellen Arbeitskräfte intensiv beim Erwerb der deutschen Sprache zu unterstützen.

Aber auch zahlreiche bürokratische Hürden bereiten vielen Arbeitnehmern und -gebern Probleme, wie Isabel Parthon und Audrey Schlosser von der deutsch-französischen Beratungsstelle Infobest Kehl/Strasbourg berichteten. Fragen wie "Ich bin Franzose und arbeite in Deutschland, wo bezahle ich meine Steuer?" oder "Habe ich Anspruch auf Familienleistungen im Ausland?" seien kein Einzelfall. Die Beratungsstelle erhalte rund 5000 derartige Anfragen pro Jahr.

"Hauptsächlich beantworten wir Fragen zu Steuern, Versicherungen, Umzügen oder zur Erwerbsunfähigkeit", berichtete Schlosser. Auch Unternehmern rät sie, auf das Know-how der Infobest-Mitarbeiter zurückzugreifen.

Info: Viele Franzosen arbeiten in Kehl

Wie die grenzüberschreitende Zusammenarbeit gelingt, war Thema beim Unternehmerforum im Service-Center des Kehler Wohnmobil-Herstellers Bürstner. "Unsere Firma hat zwei Heimatmärkte – Deutschland und Frankreich", erklärte Geschäftsführer Jens Kromer die Bedeutung des Themas für das Unternehmen Bürstner beschäftige nicht nur am Standort im elsässischen Wissembourg, sondern auch in Kehl viele Arbeitskräfte. 40 Prozent davon seien Franzosen, so Kromer. "Wir profitieren stark von beiden Kulturen."