Haben allen Grund zum Feiern: Raimund Becker, Regionalvorstand der Bundesagentur für Arbeit (von links), der Directeur territorial Pôle emploi du Bas-Rhin, Claude Rouillon, und Horst Sahrbacher, Geschäftsführer der Agentur für Arbeit Offenburg, vor der grenzüberschreitenden Arbeitsvermittlung in Kehl. Die beging diese Woche ihren fünften Geburtag. Foto: Dietze

Agentur in Kehl besteht seit fünf Jahren. Unterschiedliche Strukturen erfordern neue Grundlagen

Kehl - Auf der einen Seite nahezu Vollbeschäftigung und Fachkräftebedarf. Auf der anderen sieht es anders aus. Diese Situation für Menschen und Unternehmen auszugleichen, das ist die Kernaufgabe der grenzüberschreitenden Arbeitsvermittlung in Kehl. Und das seit fünf Jahren.

Mit ihrer Aussage sollte die damalige Bundesarbeitsministerin Ursula von der Leyen recht behalten: Anlässlich der Eröffnung der grenzüberschreitenden Arbeitsvermittlung in Kehl bezeichnete sie das Büro als einen "wichtigen Baustein für den europäischen Arbeitsmarkt". Und die Zahlen zeigen das, sagt Horst Sahrbacher, Vorsitzender der Geschäftsführung der Offenburger Agentur für Arbeit, zu der die Einrichtung in Kehl zählt. "Die Zahl der grenzüberschreitenden Arbeitsvermittlungen steigt." Waren es 2013 knapp 170 Vermittlungen, wurden im vergangenen Jahr fast 500 gezählt. 187 Stellen davon in Frankreich, 311 in Deutschland. "Und zwar sozialversicherungspflichtige Arbeitsplätze", betont Sahrbacher.

Geleistet wird das von einem sechsköpfigen, binationalen Team: Drei Mitarbeiter kommen aus Frankreich, drei aus der Bundesrepublik. Wobei die Servicestelle auf viele Partner zurückgreifen kann, was Sahrbacher nicht nur freut, sondern die erfolgreiche Arbeit überhaupt ermöglicht.

Bevor die Vermittlungsagentur überhaupt erstmals vermitteln konnte, mussten allerdings Grundlagen geschaffen werden, erinnert sich der Agenturchef. Denn zum einen geht es nicht nur darum, Menschen beiderseits des Rheins bei der Arbeitsplatzvermittlung zu unterstützen, sondern eine interne Basis zu entwickeln. "Hier sind zwei völlig unterschiedliche Verwaltungsstrukturen aufeinandergetroffen." Das habe etwa die IT-Systeme betroffen, aber auch Arbeitszeiten.

Diese Anfangsschwierigkeiten sind längst Vergangenheit. Fünf Jahre später hat sich die Agentur in Kehl zu einer Anlaufstelle für Arbeitssuchende und Arbeitsgeber entwickelt. Mit starker Unterstützung der Politik auf beiden Seiten des Rheins. Wobei Frankreich vor allem gefragt sei. Dort liegt die Arbeitslosenquote bei gut 9,6 Prozent. Viele Arbeitnehmer würden eventuell gern in Deutschland arbeiten, aber mangelnde Sprachkenntnisse oder Qualifikationen können zu einem Hindernis werden. "Da unterstützen uns unsere Partner sehr", sagt Sahrbacher. Wenn die Aussichten auf eine Anstellung gut sind, würden die Kosten etwa für Deutschkurse oder bestimmte Fortbildungen übernommen.

Dass die Arbeit in Kehl als so erfolgreich wahrgenommen wird, liegt auch an den Aläufen im Büro: "Wenn jemand zu uns kommt, bieten wir ihm gleich ein Beratungsgespräch an." Außerdem werde ein Profil angelegt, das rasch erkennen lässt, wo man noch Unterstützung durch einen der Partner benötige.

Zweisprachig und paritätisch besetzt

Die Arbeit in Kehl ist nicht allein auf das Büro beschränkt. Branchentage und die Beteiligung an Messen gehören ebenso dazu, wie die entwicklung neuer Modelle zur Arbeitsvermittlung, die sowohl französischen als auch deutschen Arbeitgebern das Leben erleichtern. Denn auch das unterschiedliche Ausbildungs- und Beschäftigungssystem muss erklärt und verstanden werden. Auch daher setzen die Kehler immer stärker schon in den Schulen an.

Info: Viele Partner

Der Service für grenzüberschreitende Arbeitsvermittlung hat seine Arbeit 2013 aufgenommen. Bereits 2007 haben die Agentur für Arbeit Offenburg und das Pôle emploi Strasbourg schon kooperiert. Außerdem beteiligt sind die Académie Strasbourg, der Eurodistrikt und Grand Est, ein Zusammenschluss mehrerer französischer Regionen.