Maximilian Wittner – hier mit seinem Schwimmtrainer Frank Kugler – ist im DLRG-Jungingen bestens integriert. Foto: Rapthel-Kieser Foto: Schwarzwälder Bote

Inklusion: Trotz Down-Syndrom wurde Maximilian Wittner bei der DLRG Jungingen zum Schwimm-As

Dass aus ihrem kleinen Maximilian mal ein so großer Sportler werden würde, das haben sich die Eltern Christine und Thomas Wittner wohl nicht gedacht. Zwei Tage nach Maximilians Geburt bekamen sie die Diagnose. Trisomie 21, Down-Syndrom.

B urladingen/Jungingen. Trotz körperlicher und geistiger Einschränkungen, die diese Behinderung mit sich bringt, haben die Wittners ihren Sohn so normal wie möglich behandelt und gleichzeitig darauf geachtet, dass er selbstständig wird. Für den Vater hieß dass auch: Sport treiben.

Wittner, Mitglied bei den Starzelner Drachenfliegern, war in Burladingen und Umgebung immer per Inline-Skates mit dem Kinderwagen unterwegs und Maximilian und seine zwei Geschwister lernten schon früh das Skifahren. Die Liebe zum Wasser hat er schon immer gehabt.

"Mit ihm spazieren zu gehen war früher Spießrutenlaufen", erzählt der 53-jährige Vater. Wie viele andere Kinder mit Down-Syndrom ist Maximilian oft weggelaufen und oft ans Wasser. Seen, Flüsse oder Bäche, "das fand er total anziehend", berichtet Wittner. "Für uns hieß das: Der Junge muss schwimmen lernen. So schnell und so gut wie möglich."

In den ersten Schwimmstunden stellte sich schnell raus, dass Maximilian Wasser zwar anziehend fand, im Wasser selber aber totale Panik hatte. Für Eltern und Schwimmlehrer in Mariaberg hieß das, große Geduld aufzubringen. "Er hat lange gebraucht", berichtet Wittner von den Anfängen.

Die Bademeisterin gab den Anstoß

Irgendwann begegnete die Familie im Junginger Freibad der Bademeisterin Ursula Köbele, die Maximilian ermunterte, in die Schwimmstunden des DLRG Jungingen zu kommen. Das war vor sieben Jahren. Die DLRG-Ortsgruppe Jungingen bot damals schon und heute noch immer von Oktober bis Mai im Hallenbad jeweils samstags von 13 bis 17 Uhr verschiedene Schwimmkurse an.

"Wir haben das diskutiert und uns gefragt: Können wir das stemmen?", sagt Frank Kugler, Vorsitzender und Schwimmtrainer beim Junginger DLRG rückblickend. "Wir hatten ja keine Erfahrung mit Kindern und Jugendlichen mit Down-Syndrom. Wir tragen während der Schwimmkurse aber die Verantwortung und haben die Aufsichtspflicht", gibt Kugler zu bedenken.

Trotzdem, die Trainer wollten es probieren, sie setzten auf Inklusion – und der Erfolg gibt ihnen recht. "Mittlerweile schwimmt Maximilian wie ein Delfin und legt tolle Köpfer hin", sagt sein Vater stolz.

Der 17-Jährige hat nicht nur das bronzene, silberne und goldene Schwimmabzeichen gemacht. Bei Wettkämpfen im Team oder im Einzel steht er regelmäßig auf dem Treppchen. "Und was er jetzt lernt, das geht schon Richtung Rettungsschwimmer", sagt Frank Kugler, der froh ist, Maximilian im Team zu haben.

Die bundesweite Diskussion um pränatale Diagnostik, um vor der Geburt schon zu erkennen, ob Kinder an Trisomie 21 leiden, findet Wittner "teilweise ganz furchtbar", wie er sagt. Die Debatten über das Thema in diesem Monat im Bundestag hat er ganz genau verfolgt. Seine Familie und das bemerkenswerte Umfeld im DLRG Jungingen können da vielleicht Mut machen, hofft er. Denn nicht nur Max hat viel gelernt und große Aufgaben gemeistert, auch seine Eltern, Geschwister und das Team vom DLRG.

Von Trisomie 21 spricht man, wenn bei Menschen das 21. Chromosom dreifach vorhanden ist. Diese Genmutation führt zu einer Kombination verschiedener geistiger Behinderungen und körperlicher Fehlbildungen. Es wird auch Down-Syndrom genannt, weil der britischen Arzt und Apotheker John Langdon-Down es 1866 erstmals umfassend beschrieben hat. In diesem Monat diskutierte der Bundestag die Diagnostik vor der Geburt und mögliche Konsequenzen, die Eltern mit diesem Wissen ziehen.