Hans Winkler, Tilmann Neuffer, Ludwig Bosch und Bürgermeister Harry Frick (von links) weihten am Sonntag die Junginger Hörstation ein. Foto: Bender Foto: Schwarzwälder-Bote

Heimat: Hörstation unterhalb der Kirche enthüllt

J ungingen . Hast du Töne? Ja, Jungingen hat seit Sonntag sogar Originaltöne mit Geschichten aus dem Ort von Menschen aus dem Ort. Rund um die Uhr abrufbar. Im Junginger Heimatmuseum waren am Sonntagmittag alle Plätze besetzt, als Bürgermeister Harry Frick seinen Dank für dieses gelungene Projekt aussprach. Mit dem Landestheater Tübingen (LTT) als Organisator und dank der finanziellen Förderung durch das Land ist Jungingen nun eine von drei Gemeinden mit einer Hörstation.

Und diese drei – Jungingen, Hossingen und Münchingen – wurden wiederum aus 50 Albgemeinden ausgewählt. Entsprechend groß ist der Stolz der Junginger – auch der von Helmut Bosch, dem ehrenamtlichen Leiter des Heimatmuseums, der momentan mit einem Wasserschaden im Dachgeschoss der Grundschule kämpft und noch nicht weiß, ob die Exponate dort weiter untergebracht bleiben können.

Bosch gab gemeinsam mit Rosmarie Merz auch gleich eine gelungene Kostprobe zum Junginger "Pleisnern". Es ist die "sagenumwobene" Sprache des Killertals mit ganz eigenen Begriffen. Ganz eigene Gepflogenheiten haben die Junginger auch. Beispielsweise, wenn sie Ostereier in den Ameisenhaufen legen, damit die Ameisensäure den Eiern einen ganz besonderen Geschmack verleiht. Nicht nur in seiner heutigen Heimatstadt Stuttgart schüttle man darüber befremdlich den Kopf, so der gebürtige Junginger Matthias Bumiller. Solche und andere Geschichten, darunter teils historische Aufnahmen, jeweils mit einer Länge zwischen einer und fünf Minuten, kann man künftig an der Hörstation "Über die Dörfer – alb: hören" vernehmen.

Wie es zum Projekt kam, erläuterte Kerstin Grübmeyer vom LTT. Künstler werden mit Gemeinden zusammengebracht – dort, wo das LTT nicht selbst mit Kultur vor Ort sein kann. Verschiedene Projekte wurden ausgewählt. Darunter das Hörprojekt, welches Tilman Neuffer und Hans Winkler initiierten. Die beiden Künstler arbeiteten insgesamt ein Jahr an der Umsetzung und konnten am Sonntag nun stolz das Ergebnis in Jungingen präsentieren. "Es hat großen Spaß gemacht", merkte Winkler an. Gleich nachdem der Leiter des Killermer Peitschenmuseums, Oliver Simmendinger sowie Willy Gastel und seine Tochter Susanne Ritter zur Freude der Zuschauer die Killertäler Peitschen knallen ließen, durfte Ludwig Bosch die Hörstation unterhalb der Kirche enthüllen.

Ab sofort kann also jeder die 25 Geschichten über den Hausierhandel, die Übernamen, das Pleisnern oder die Badanstalt hören. Damit bleibt ein Teil der Junginger Kultur für die Nachwelt erhalten und kann rund um die Uhr abgerufen werden. Wenn die eingelegte SD-Karte ausgetauscht wird, so stehen 25 andere Geschichten aus dem Ort zu Verfügung, wie Neuffer und Winkler erläuterten. Und auch für die Zukunft können immer neue alte Geschichten aufgenommen werden und das Archiv entsprechend vergrößern. Ein wahrer Schatz für die Zukunft und künftige Generationen.