Umringt von Bietern sind nach der Auktion Anita Kohler und Forstrevierleiter Werner Steidle. Foto: Rapthel-Kieser Foto: Schwarzwälder-Bote

Serie Waldesrauschen: Jungingen versteigert seit acht Jahren Brennholzpolter / Freude über Schnäppchen

Von Erika Rapthel-Kieser

Jungingen. Es sind fast in jedem Jahr dieselben Bieter, nur wenige Gesichter sind neu. Rund vierzig Junginger haben sich kürzlich im Gemeindehaus eingefunden, um einer ungewöhnlichen Versteigerung beizuwohnen.

Die Gemeinde Jungingen bringt ihr Holz unter den Hammer. "Brennholzverkauf Frühjahr 2015" heißt es da an allererster Stelle und grün unterlegt im Amtsblatt und nur Junginger Bürger sind zugelassen. Alles Einwohner, die im Winter ihre gute Stube mollig warm haben wollen. Und das mit erneuerbaren Energien.

Die Katze im Sack müssen sie nicht kaufen. Die Bäume sind schon gefällt, jeder kann sich das Holz vorher im Wald ansehen. Die Brennholzpolter sind fein durchnummeriert in Pläne eingetragen, die es auf dem Rathaus gibt. Zwei Wochen haben Interessenten Zeit, durch den Gemeindewald zu marschieren, sich die einzelnen Brennholzpolter anzusehen und zu kalkulieren, was sie ihnen wert sind.

Während der Versteigerung sorgt Jungingens Kassenverwalterin Anita Kohler für den richtigen Ablauf. Wer ersteigert hat, muss noch am Abend bezahlen. Rund 31 000 Euro sind im Haushalt 2015 an Einnahmen aus der Versteigerung vorgesehen. "Das wird so hinkommen", schätzt Kohler. Sie hat Erfahrung, denn seit 2007 gibt es in Jungingen diese Versteigerungen.

Wer mitbieten will, muss noch eine weitere Bedingung erfüllen. Es ist der sogenannte "gültige Sachkundenachweis" eines mindestens eintägigen Motorsägenkurses. Waldarbeit kann gefährlich sein und keiner soll zu Schaden kommen. Und eine andere Bitte hat Revierleiter Steidle vor der Versteigerung. Die Jäger und die Rehe wollen auch ihre Ruh. Ab 20 Uhr abends sollte Sägen und Abtransportieren vorbei sein.

Dann legt Steidle los. Zum Ersten, zum Zweiten und zum Dritten. Die Preise der unterschiedlich großen Polter bewegen sich zwischen 180 und 500 Euro. Was in der ersten Runde keinen Abnehmer findet, wird in einer zweiten Bieterrunde noch einmal angeboten. Es gibt nur wenige Reste, die sich nicht an den Mann bringen lassen.

Nach einer Dreiviertelstunde ist alles vorbei, die Bieter stürmen den Tisch, bezahlen bei Anita Kohler und machen mit Steidle einen Termin für den Abtransport aus. Vor dem Gemeindehaus tauschen die Holzkäufer beim Zigarettchen ihre Meinungen aus. "Sie haben zuviel geschlagen, deshalb ging nicht alles weg", sagt einer und freut sich über sein Schnäppchen. Ein anderer beklagt, die Stämme seien zu dünn, hat sie aber trotzdem günstig erworben.

Jetzt müssen alle das Holz lagern, geschützt vorm Regen aber gerne mit luftigem Wind, der die Scheite trocknet. Dann steht der heimeligen Kachelofenwärme in Jungingens guten Stuben nichts mehr im Wege.

Waldesrauschen nennt der Schwarzwälder Bote seine Serie die sich mit dem Wald rund um Hechingen, Burladingen und Haigerloch befasst. Der Wald auf der Albhochfläche und in den Tälern liefert Brennholz und Rohstoff, ist Naherholungsgebiet, hier treffen sich Wanderer, Reiter, Jäger und Waldarbeiter. Der Forst ist Refugium für zahlreiche Tiere, er leidet unter dem Klimawandel und ist für das Landschaftsbild prägend. Im zweiten Teil geht es heute um die Brennholzauktion in Jungingen.